'Der vergessene Weltkrieg' ist die bisher nicht geschriebene Meistererzählung, die faszinierende, großartige Darstellung eines unbekannten, neu zu entdeckenden Weltkrieges: des Krieges in Osteuropa von 1912 bis 1923. In unserer Geschichtserinnerung reduziert sich der Erste Weltkrieg auf den Stellungskrieg und die Materialschlachten in Nordfrankreich. Welche unermesslichen Tragödien sich im Osten abspielten, ist aus dem Bewusstsein gestrichen. Die Schauplätze reichen vom 1. Balkankrieg 1912 über den habsburgischen Teil der Ukraine bis nach Russland Anfang der 20er Jahre. Schon der Zuschnitt der beiden Bände - '1912-16 Imperien' und '1917-23 Nationen' - ist faszinierend neu. Die Perspektive weitet sich aber noch inhaltlich, denn im ethnisch und religiös zerklüfteten Osten wird der Krieg rasch zu einem 'Rassenkrieg' und bildet so den Auftakt zum größeren Rassenkrieg 20 Jahre später. Ein Werk, dass »noch viele Jahre lang gelesen und diskutiert werden wird«, so Professor Timothy Snyder
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.06.20191919 - 1989 - Systemtransformationen im Vergleich
Eine überfällige Geschichte Osteuropas aus der Feder zweier polnischer Historiker
Im November 1914 trafen in dem kleinen Ort Praschnitz im südlichen Ostpreußen, dem heutigen polnischen Przasnysz, Hunderttausende russische und deutsche Soldaten aufeinander. In drei großen Schlachten, die bis Juli 1915 andauerten, kam es Schätzungen zufolge zu mehr als 100 000 Toten, Verwundeten, und Vermissten. Trotz dieser immensen Verluste auf beiden Seiten kennt heute kaum jemand diesen Ort. Er ist, wie viele andere Schauplätze des Ersten Weltkriegs im östlichen Europa, in Vergessenheit geraten. Denn während dieser Krieg in Frankreich und Großbritannien als "Großer Krieg" in Museen, Gedenkstätten, Büchern und Filmen präsent ist und in Deutschland viele steinerne Denkmäler und Gedenktafeln bis in die kleinsten Dörfer auf die Toten und Vermissten des Krieges verweisen, entstand im östlichen Europa keine entsprechende Erinnerungskultur. Und auch die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg marginalisierte diesen Teil Europas - "der Osten" galt als das exotische "Andere" und fand nur selten Beachtung.
Diese Wahrnehmungslücke zu schließen und die dominante Stellung der Westfront in der Erinnerungskultur und der Historiographie zum Ersten Weltkrieg herauszufordern ist das Ziel der Warschauer Historiker Wlodzimierz Borodziej und Maciej Górny, deren zwei Bände zum "Vergessenen Weltkrieg" jetzt in deutscher Übersetzung erschienen sind. Ihre Perspektive auf den Krieg ist überfällig. Denn auch in der Welle von wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Zuge des hundertsten Jahrestags des Kriegsausbruchs blieb das östliche Europa weitgehend ausgeblendet.
Die Autoren hinterfragen anhand der Ereignisse im östlichen Europa bekannte Narrative wie etwa das von der allgemeinen Kriegsbegeisterung oder gewohnte Zäsuren. Sie beginnen ihre Darstellung 1912 mit den Balkan-Kriegen, den Konflikten zwischen dem Osmanischen Reich, Serbien, Montenegro, Griechenland, Bulgarien und Rumänien, die sie als signifikanteren Prolog zum Kriegsausbruch als das "diplomatische Spiel" des Jahres 1914 interpretieren, waren doch die Kriege der Jahre 1912 und 1913 hinsichtlich Taktik und verwendeter Waffen Konflikte desselben Typs wie der nachfolgende Weltkrieg. Auch das geläufige Enddatum 1918 bildet die Geschehnisse in weiten Teilen des östlichen Europa, nicht ab. Dort bedeuteten der Waffenstillstand vom November 1918 und die anschließenden Friedensverträge nicht, dass die Waffen schwiegen. Die Nationalstaatsbildungen waren von zahlreichen bewaffneten Konflikten um die neuen Grenzen begleitet. Gewaltausbrüche, Pogrome, Epidemien und Zwangsumsiedlungen prägten weiterhin den Alltag. Flucht, Evakuierungen und Deportationen infolge des Kriegs nahmen ein geradezu apokalyptisches Ausmaß an. Schätzungen zufolge waren 14 Millionen Menschen in Ostmitteleuropa und den Balkan-Staaten betroffen. Die Zwangsmigrationen fanden einen traurigen Höhepunkt im Vertrag von Lausanne von 1923, der den chronologischen Endpunkt der Bände bildet. Er regelte den Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland und sanktionierte nachhaltig und mit langlebigen Folgen die massenhafte Verschiebung und Entwurzelung von Menschen als ein legitimes Mittel von Politik.
Innerhalb dieses chronologischen Rahmens entwerfen die Autoren ein breitgefächertes Panorama von einem komplexen Konflikt, der nicht minder grausam ausgefochten wurde als an der Westfront und sich von einem Krieg der Imperien zu einem Krieg der Nationen wandelte. Österreich-Ungarn hatte 400000 Verwundete, Tote und Kriegsgefangene zu beklagen, die russischen Verluste in Ostpreußen erreichten ein ähnliches Ausmaß. Bis Dezember 1916 ging der Krieg an den Fronten im Osten weiter. In seinem Verlauf hatte Russland Teile von Galizien und die Bukowina besetzt, Österreich-Ungarn einen Teil des Königreichs Polen, große Teile Serbiens und Albaniens sowie Montenegro. Zum größten Besatzer im Osten aber avancierte das Deutsche Reich, das große Teiles des Königreichs Polen, Wilna und Gebiete bis Riga, Estland, Weißrussland, die Ukraine und einen großen Teil Rumäniens unter seine Herrschaft brachte. Ein größeres Besatzungsgebiet im Osten beherrschte das Deutsche Reich erst wieder 1942. Im Gegensatz zu 1942 aber, so die Autoren, besaßen die deutsche und die österreichisch-ungarische Präsenz im Osten neben den zweifellos vorhandenen nationalistischen, imperialistischen und rassistischen Komponenten auch einen liberalen Zug - so erlaubten die deutschen Besatzer in Warschau die Wiedereröffnung der dortigen Universität und der Technischen Hochschule mit polnischer Unterrichtssprache oder förderten die Kultur. Die Autoren lassen keinen Zweifel daran, dass die Besatzer von einer zivilisatorischen Mission gegenüber "Halbasien" oder "Asien" erfüllt waren. Aber, so Borodziej und Górny, sie waren zu jener Zeit noch nicht auf breiter Front davon überzeugt, der Osten ließe sich nur durch Gewalt, massenhafte Vernichtung und Deportationen bezwingen.
Die Multiperspektivität der Darstellung, die etwa auch die ostmitteleuropäische Variante des intellektuellen "Kriegs der Geister" einschließt, deren Vertreter sich bemühten, den Makel des "Halbasiatischen" an Russland weiterzugeben, macht diese beiden Bände zu einer durchweg originellen und faszinierenden Lektüre. Rund um das komplexe militärische und politische Geschehen interessiert die Autoren vor allem die Sozial- und Alltagsgeschichte der Zeit. Soldaten, Arbeiterinnen und Arbeiter, Wissenschaftler und Beamte aus zahlreichen Ländern kommen vielfach zu Wort. Ihre Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen, aber auch literarische Erzählungen erzeugen ein sehr facettenreiches Bild von den Auswirkungen des Kriegs auf die Soldaten und die Zivilbevölkerung im Hinterland, vom allumfassenden Mangel, vom Hunger, der Zwangsarbeit, vom Elend der Flüchtlinge, von Krankheiten und Epidemien und von den Interaktionen zwischen Besatzern und Besetzten. Angst und Nervosität prägten vielfach die Atmosphäre, in der Propaganda, Gerüchte und Spionagewahn eine große Bedeutung erlangen konnten - fake news waren ein untrennbarer Bestandteil dieses Krieges, und jede "Wahrheit" hatte mindestens zwei Seiten. Ebenso zum Kriegsgeschehen gehörte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, von der große Teile in multiethnisch besiedelten Grenzgebieten lebten. Diese Gewalt richtete sich überproportional stark gegen die jüdische Bevölkerung, und an ihr beteiligten sich sowohl während der Kriegshandlungen als auch im Zuge der anschließenden Nationalstaatsbildungen Angehörige fast aller Nationen. Antisemitische Gewalt war für viele Bevölkerungsgruppen zu einem Teil sozialer Normalität geworden. Diese Gewalt nahm nach dem Untergang der alten imperialen Ordnungen im östlichen Europa nicht ab, sondern entlud sich, befeuert durch Nationalisten, die entgegen jeglicher Realität einen idealisierten Zustand von Homogenität im Nationalstaat propagierten, immer wieder in Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, nicht nur in dem auch im Westen bekannt gewordenen Pogrom von Lemberg im November 1918.
Für diese Zeit der Systemtransformation regen die Verfasser einen Vergleich mit der Zeit nach 1989 an. Denn sowohl nach dem Ersten Weltkrieg als auch nach 1989 fand in Ostmitteleuropa eine fundamentale Umgestaltung der sozialen, politischen und ökonomischen Ordnungen statt. Beide Transformationsperioden brachten Emanzipations-, Partizipations- und Gleichheitsversprechen hervor, die nicht für alle sozialen Gruppen eingehalten werden konnten, es gab Gewinner und Verlierer. Nicht nur Euphorie, sondern auch Frust, Enttäuschungen und soziale Spannungen waren die Folge - eine Konstellation, in der nicht nur nach dem Ersten Weltkrieg populistisch-nationalistische Heilsversprechen an Wirkmächtigkeit gewinnen konnten.
KATRIN STEFFEN.
Wlodzimierz Borodziej/ Maciej Górny: Der vergessene Weltkrieg. Europas Osten 1912-1923.
WBG Theiss, Darmstadt 2018. 960 S., 79,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine überfällige Geschichte Osteuropas aus der Feder zweier polnischer Historiker
Im November 1914 trafen in dem kleinen Ort Praschnitz im südlichen Ostpreußen, dem heutigen polnischen Przasnysz, Hunderttausende russische und deutsche Soldaten aufeinander. In drei großen Schlachten, die bis Juli 1915 andauerten, kam es Schätzungen zufolge zu mehr als 100 000 Toten, Verwundeten, und Vermissten. Trotz dieser immensen Verluste auf beiden Seiten kennt heute kaum jemand diesen Ort. Er ist, wie viele andere Schauplätze des Ersten Weltkriegs im östlichen Europa, in Vergessenheit geraten. Denn während dieser Krieg in Frankreich und Großbritannien als "Großer Krieg" in Museen, Gedenkstätten, Büchern und Filmen präsent ist und in Deutschland viele steinerne Denkmäler und Gedenktafeln bis in die kleinsten Dörfer auf die Toten und Vermissten des Krieges verweisen, entstand im östlichen Europa keine entsprechende Erinnerungskultur. Und auch die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg marginalisierte diesen Teil Europas - "der Osten" galt als das exotische "Andere" und fand nur selten Beachtung.
Diese Wahrnehmungslücke zu schließen und die dominante Stellung der Westfront in der Erinnerungskultur und der Historiographie zum Ersten Weltkrieg herauszufordern ist das Ziel der Warschauer Historiker Wlodzimierz Borodziej und Maciej Górny, deren zwei Bände zum "Vergessenen Weltkrieg" jetzt in deutscher Übersetzung erschienen sind. Ihre Perspektive auf den Krieg ist überfällig. Denn auch in der Welle von wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Zuge des hundertsten Jahrestags des Kriegsausbruchs blieb das östliche Europa weitgehend ausgeblendet.
Die Autoren hinterfragen anhand der Ereignisse im östlichen Europa bekannte Narrative wie etwa das von der allgemeinen Kriegsbegeisterung oder gewohnte Zäsuren. Sie beginnen ihre Darstellung 1912 mit den Balkan-Kriegen, den Konflikten zwischen dem Osmanischen Reich, Serbien, Montenegro, Griechenland, Bulgarien und Rumänien, die sie als signifikanteren Prolog zum Kriegsausbruch als das "diplomatische Spiel" des Jahres 1914 interpretieren, waren doch die Kriege der Jahre 1912 und 1913 hinsichtlich Taktik und verwendeter Waffen Konflikte desselben Typs wie der nachfolgende Weltkrieg. Auch das geläufige Enddatum 1918 bildet die Geschehnisse in weiten Teilen des östlichen Europa, nicht ab. Dort bedeuteten der Waffenstillstand vom November 1918 und die anschließenden Friedensverträge nicht, dass die Waffen schwiegen. Die Nationalstaatsbildungen waren von zahlreichen bewaffneten Konflikten um die neuen Grenzen begleitet. Gewaltausbrüche, Pogrome, Epidemien und Zwangsumsiedlungen prägten weiterhin den Alltag. Flucht, Evakuierungen und Deportationen infolge des Kriegs nahmen ein geradezu apokalyptisches Ausmaß an. Schätzungen zufolge waren 14 Millionen Menschen in Ostmitteleuropa und den Balkan-Staaten betroffen. Die Zwangsmigrationen fanden einen traurigen Höhepunkt im Vertrag von Lausanne von 1923, der den chronologischen Endpunkt der Bände bildet. Er regelte den Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland und sanktionierte nachhaltig und mit langlebigen Folgen die massenhafte Verschiebung und Entwurzelung von Menschen als ein legitimes Mittel von Politik.
Innerhalb dieses chronologischen Rahmens entwerfen die Autoren ein breitgefächertes Panorama von einem komplexen Konflikt, der nicht minder grausam ausgefochten wurde als an der Westfront und sich von einem Krieg der Imperien zu einem Krieg der Nationen wandelte. Österreich-Ungarn hatte 400000 Verwundete, Tote und Kriegsgefangene zu beklagen, die russischen Verluste in Ostpreußen erreichten ein ähnliches Ausmaß. Bis Dezember 1916 ging der Krieg an den Fronten im Osten weiter. In seinem Verlauf hatte Russland Teile von Galizien und die Bukowina besetzt, Österreich-Ungarn einen Teil des Königreichs Polen, große Teile Serbiens und Albaniens sowie Montenegro. Zum größten Besatzer im Osten aber avancierte das Deutsche Reich, das große Teiles des Königreichs Polen, Wilna und Gebiete bis Riga, Estland, Weißrussland, die Ukraine und einen großen Teil Rumäniens unter seine Herrschaft brachte. Ein größeres Besatzungsgebiet im Osten beherrschte das Deutsche Reich erst wieder 1942. Im Gegensatz zu 1942 aber, so die Autoren, besaßen die deutsche und die österreichisch-ungarische Präsenz im Osten neben den zweifellos vorhandenen nationalistischen, imperialistischen und rassistischen Komponenten auch einen liberalen Zug - so erlaubten die deutschen Besatzer in Warschau die Wiedereröffnung der dortigen Universität und der Technischen Hochschule mit polnischer Unterrichtssprache oder förderten die Kultur. Die Autoren lassen keinen Zweifel daran, dass die Besatzer von einer zivilisatorischen Mission gegenüber "Halbasien" oder "Asien" erfüllt waren. Aber, so Borodziej und Górny, sie waren zu jener Zeit noch nicht auf breiter Front davon überzeugt, der Osten ließe sich nur durch Gewalt, massenhafte Vernichtung und Deportationen bezwingen.
Die Multiperspektivität der Darstellung, die etwa auch die ostmitteleuropäische Variante des intellektuellen "Kriegs der Geister" einschließt, deren Vertreter sich bemühten, den Makel des "Halbasiatischen" an Russland weiterzugeben, macht diese beiden Bände zu einer durchweg originellen und faszinierenden Lektüre. Rund um das komplexe militärische und politische Geschehen interessiert die Autoren vor allem die Sozial- und Alltagsgeschichte der Zeit. Soldaten, Arbeiterinnen und Arbeiter, Wissenschaftler und Beamte aus zahlreichen Ländern kommen vielfach zu Wort. Ihre Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen, aber auch literarische Erzählungen erzeugen ein sehr facettenreiches Bild von den Auswirkungen des Kriegs auf die Soldaten und die Zivilbevölkerung im Hinterland, vom allumfassenden Mangel, vom Hunger, der Zwangsarbeit, vom Elend der Flüchtlinge, von Krankheiten und Epidemien und von den Interaktionen zwischen Besatzern und Besetzten. Angst und Nervosität prägten vielfach die Atmosphäre, in der Propaganda, Gerüchte und Spionagewahn eine große Bedeutung erlangen konnten - fake news waren ein untrennbarer Bestandteil dieses Krieges, und jede "Wahrheit" hatte mindestens zwei Seiten. Ebenso zum Kriegsgeschehen gehörte Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, von der große Teile in multiethnisch besiedelten Grenzgebieten lebten. Diese Gewalt richtete sich überproportional stark gegen die jüdische Bevölkerung, und an ihr beteiligten sich sowohl während der Kriegshandlungen als auch im Zuge der anschließenden Nationalstaatsbildungen Angehörige fast aller Nationen. Antisemitische Gewalt war für viele Bevölkerungsgruppen zu einem Teil sozialer Normalität geworden. Diese Gewalt nahm nach dem Untergang der alten imperialen Ordnungen im östlichen Europa nicht ab, sondern entlud sich, befeuert durch Nationalisten, die entgegen jeglicher Realität einen idealisierten Zustand von Homogenität im Nationalstaat propagierten, immer wieder in Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, nicht nur in dem auch im Westen bekannt gewordenen Pogrom von Lemberg im November 1918.
Für diese Zeit der Systemtransformation regen die Verfasser einen Vergleich mit der Zeit nach 1989 an. Denn sowohl nach dem Ersten Weltkrieg als auch nach 1989 fand in Ostmitteleuropa eine fundamentale Umgestaltung der sozialen, politischen und ökonomischen Ordnungen statt. Beide Transformationsperioden brachten Emanzipations-, Partizipations- und Gleichheitsversprechen hervor, die nicht für alle sozialen Gruppen eingehalten werden konnten, es gab Gewinner und Verlierer. Nicht nur Euphorie, sondern auch Frust, Enttäuschungen und soziale Spannungen waren die Folge - eine Konstellation, in der nicht nur nach dem Ersten Weltkrieg populistisch-nationalistische Heilsversprechen an Wirkmächtigkeit gewinnen konnten.
KATRIN STEFFEN.
Wlodzimierz Borodziej/ Maciej Górny: Der vergessene Weltkrieg. Europas Osten 1912-1923.
WBG Theiss, Darmstadt 2018. 960 S., 79,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Wer all dies noch einmal - oder zum ersten Mal - nachvollziehen möchte, der greife zum großen Wurf von Borodziej und Górny über den "vergessenen Weltkrieg" in Europas Osten.« Der Tagesspiegel »"Der vergessene Krieg" hat wissenschaftlichen Anspruch und richtet sich zugleich an ein breiteres Publikum.« Deutschlandfunk Kultur »[Das Buch ist ] ein ganz großer Wurf und immer höchst anregend. Und mehr noch, dank der vorzüglichen Übersetzung von Bernhard Hartmann ist es gut zu lesen und kann wegen seiner breiten Perspektive jederzeit als Lektüre auch Nichtspezialisten empfohlen werden. [...] ein weitgespannter Streifzug durch eine in Deutschland oft verkannte und ignorierte Region - allerdings auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und am Puls der Forschung. Es ist höchst erfreulich, dass die Wissenschaftliche Buchgesellschaft das verlegerische Risiko einer deutschen Ausgabe dieses großen Wurfs eingegangen ist.« Stephan Lehnstaedt, Sehepunkte »[...] Ein neues historisches Werk [...], das eine faszinierende und großartige Darstellung eines immer wieder wenig beachteten und oft unbekannten Weltkriegs bietet: des Krieges in Osteuropa von 1912 bis 1923.« versalia »Dieses Werk behandelt den Osten Europas zwischen 1912 und 1923 mit der analytischen Kraft, die diesen Teil des Weltkrieges endlich in unser Bewusstsein bringt - und uns verstehen lässt, warum sein Erbe bis in die Gegenwart reicht.« Prof. Jörn Leonhard, Universität Freiburg »[Das Thema des Buches] sind die Ostfronten des Krieges, die im Westen so oft vernachlässigt worden sind. Doch das Buch ist nicht eine bloße Widergutmachung, die den Osten lediglich der Geschichte des Westens hinzufügt, sondern eine neue Art von Synthese, die die gesamte Region in all ihrer Vielfalt zusammenführt und die Geschichte der Reiche und die Erfahrungen der Menschen erkundet. Es ist voll von feiner Erzählkunst und interessanten Interpretationen und wird noch jahrelang gelesen und diskutiert werden.« Prof. Timothy Snyder, Yale University »Mit einer Fülle bislang unbekannter Quellen und aufschlussreichen Materialien, gerade auch zum Alltagsleben, gelingt es Borodziej und Górny auf großartige Weise, die Geschichte des "Großen Krieges" neu und spannend zu schreiben.« Prof. Peter Oliver Loew, Deutsches Poleninstitut Darmstadt »Auf höchstem wissenschaftlichem Niveau und am Puls der Forschung.« Sehepunkte »Gerade die von ihnen gewählte Form in der Aufteilung der Stofffülle in einige wenige Hauptkapitel mit einer Vielzahl von darin enthaltenen historischen Exkursen ist sehr gelungen und man legt beide Bände mit beachtlichem Erkenntniszugewinn aus der Hand.« Das Historisch-Politische Buch »Es ist höchst erfreulich, dass die Wissenschaftliche Buchgesellschaft das verlegerische Risiko einer deutschen Ausgabe dieses großen Wurfs eingegangen ist.« Sehepunkte