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Der verschlossene Garten als Symbol für die träumerische Liebe zwischen einem Mann von sechzig Jahren und einer jungen Frau: solange ihre Liebe dauert, ist dieser Garten Paradies und Zeichen ihrer Zuneigung. Doch als ein junger Mann in ihr Leben eintritt, zerstört er die Einsamkeit des Gartens und somit die Liebe der beiden. Ein bezaubernder und zeitloser Roman über Liebe, Trennung, Verlassensein und dem Glück, das in der Erinnerung fortbesteht.
Marcel Reich-Ranicki über Der verschlossene Garten im SPIEGEL: "Das wichtigste, das einzige Thema des Romans ist die Liebe (...) Der verschlossene
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Produktbeschreibung
Der verschlossene Garten als Symbol für die träumerische Liebe zwischen einem Mann von sechzig Jahren und einer jungen Frau: solange ihre Liebe dauert, ist dieser Garten Paradies und Zeichen ihrer Zuneigung. Doch als ein junger Mann in ihr Leben eintritt, zerstört er die Einsamkeit des Gartens und somit die Liebe der beiden. Ein bezaubernder und zeitloser Roman über Liebe, Trennung, Verlassensein und dem Glück, das in der Erinnerung fortbesteht.

Marcel Reich-Ranicki über Der verschlossene Garten im SPIEGEL:
"Das wichtigste, das einzige Thema des Romans ist die Liebe (...) Der verschlossene Garten ist auf gütige Nachsicht und einen ermäßigten Tarif nicht angewiesen. Denn trotz einiger Schwächen übertrifft das Buch beinahe alles, was unsere Verlage in diesen Jahren auf den Markt werfen... Vielleicht haben wir noch nicht ganz begriffen, welche Lücke der Tod Undine Gruenters hinterlassen hat. Dieser Ton ist einmalig, diesen Stil gibt es nicht mehr in der deutschen Literatur."

Autorenporträt
Undine Gruenter wurde 1952 in Köln geboren. Sie studierte Jura und Literaturwissenschaft und veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählbände. Sie starb 2002 in Paris, wo sie seit Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts lebte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Zart wie der Flaum des neugeborenen Eichhörnchens
Kostbar wie ein Gobelin: Undine Gruenters nachgelassener Roman über ein magisches Liebesdreieck / Von Heinrich Detering

Ein Schriftsteller von beinahe sechzig Jahren verliebt sich in ein sehr junges, sehr kluges, zauberhaftes Mädchen; die beiden heiraten und leben in der Abgeschlossenheit eines "hochummauerten Gartens", unweit der still fließenden Marne. Eines Tages erscheint ein junger Mann; aus der Ehe wird eine Ménage à trois, und am Ende der Vereinigungen und Mißverständnisse, der Tumulte und Trennungen sind alle drei wieder allein.

Nicht was, sondern wie hier erzählt wird, macht dieses Buch zu einem Erlebnis. Was der Ich-Erzähler Soudain zu berichten hat, ist so reduziert auf ein Minimum elementarer Konflikte von Entdeckung und Verführung, Bindung und Lösung, Erkenntnis und Projektion, daß es zugleich ganz erlebte Geschichte und ganz abstraktes Modell ist, Anschauungsbeispiel und Allegorie. Immer wieder werden ausgiebig "Modelle" und "Konzepte" erörtert, "rhetorische Orte" und "Codes" sondiert. Denkt dieser Erzähler über die Eigenschaften seiner Geliebten nach, so hält er unvermittelt inne und fragt sich: "Was meinen wir mit Eigenschaften?" Und noch wenn alles vorbei ist, notiert er beharrlich: "Ich halte es nach wie vor für wichtig, ein Konzept der Liebe zu haben, jeder einzelnen Liebe." So energisch aber das Geschehene auf den Begriff gebracht wird, so entschlossen wird der Begriff wieder in Frage gestellt und so unaufhaltsam vollzieht sich das Geschehen. Gerade so, im inständigen Bemühen, das Unausgesprochene auszusprechen, markiert diese Erzählung die Grenze zum Unaussprechlichen.

Die alte Geschichte, die Undine Gruenter neu erzählt, ist voller Geheimnisse. Doch sie liegen alle an der Oberfläche; die Oberfläche ist hier das Geheimnis. Was immer der Leser an geheimen Spuren und diskreten Verweisen bemerkt, der Roman wird es früher oder später vorzeigen; ausdrücklich, beiläufig, ohne Aufdringlichkeit und, was in Anbetracht der heranzitierten Bildungsgüter bemerkenswert ist, ohne Eitelkeit. Kierkegaards "Tagebuch eines Verführers" und die "Gefährlichen Liebschaften" erscheinen schon am Anfang, Johannes vom Kreuz und Mörike gesellen sich dazu, Freud und Woody Allen, George Sand und Stendhal; und immer wieder begegnet uns, umschrieben nur als Equilibres deutscher Philosoph, Luhmann als Leitmotiv. Mit seinem Erscheinen verwandeln sich die Liebes- und Leibesmysterien wieder in "symbolische Codes", in "das Projekt der Liebe, die Liebe als Projekt".

Was anderswo gelehrter Ballast bliebe, geht hier ebenso selbstverständlich in die Kunstwelt des Gartens ein wie Pappel und Mauer. Sinnlichkeit und Intellektualität werden hier nicht als Gegensätze verhandelt, sondern als unterschiedliche Facetten desselben Erlebens. Daß die Liebenden einander "erkennen", ereignet sich hier in der biblisch-sinnlichen wie in der abstrakten Bedeutung des Wortes. Es liegt wohl nicht zuletzt an dieser sehr französischen Legierung von Essay und Erzählung, wenn Undine Gruenters in Frankreich spielendes und geschriebenes Buch in der deutschen Gegenwartsliteratur wie ein Solitär erscheint.

Seine Akteure heißen, da es ja um Gleichgewicht und Polarität, Dauer und Plötzlichkeit geht, in demonstrativer und klangschöner Künstlichkeit "Soudain", "Equilibre" und "Saint-Polar". Künstlich ist auch Soudains "Luxus einer Liebesinszenierung", sein sinnreiches Arrangement der Schauplätze, Lichtverhältnisse, Beziehungsspiele. Daß die Konstruktion dieser erzählten Welt allegorisch sei, spricht der Erzähler selber aus. Und widerlegt es mit ebendiesem Satz, mit dem die Allegorie wieder zusammenschnurrt auf seinen Versuch, planend und deutend ein Geschehen zu bändigen, das sich jedem Zugriff eigenmächtig entzieht. Denn die Spannung dieses Geschehens entsteht nicht allein zwischen den Personen des Dramas, sondern in derselben Intensität zwischen dem Bemühen um Verstehen und vernunftlos liebendem Handeln, zwischen Theorie und Praxis; und keines der beiden Extreme wird je durch das andere lächerlich gemacht oder erledigt. Wie in Goethes "Wahlverwandtschaften" bildet der Garten hier zugleich den natürlichen Schauplatz menschlicher Konflikte und ein artifizielles Reagenzglas für die Chemie der Gefühle. Die Figuren, die aus der einen Perspektive aussehen wie selbstbestimmte Individuen, erscheinen in der anderen wie Elemente in einem Experiment; und beide Perspektiven behalten ihr Recht. Es gibt viele genaue Alltagsbeobachtungen in dieser Erzählung, die sich wie Protokolle eines Versuchsleiters lesen. Daß in der Ménage à trois die ehebrecherisch Liebenden erotisch ebenso neutralisiert seien wie das Ehepaar, lautet eine davon; eine andere beantwortet die Frage, wer der Liebende sei: "immer der, der wartet".

"Wie schön", denkt Soudain einmal, "klingen die Reden von einer offenen Beziehung, wenn archaische Strömungen . . . uns in mittelalterliche Gefühlszustände zurückversetzen." Mittelalterlich geht es hier zuweilen buchstäblich zu. Der titelgebende "hortus conclusus" sei, bemerkt Equilibre einmal, ein "emblematischer Ort". Nein, nicht Unschuld und Jungfräulichkeit solle er bedeuten, versichert der Erzähler gleich am Eingang (und am Ausgang noch einmal), auch nicht um Paradies und Sündenfall, im Gegenteil gehe es um die Austreibung solcher Ideen. Und natürlich spielt das Ausgetriebene überall wieder herein, so natürlich, wie die alten Bilder ihr Eigenleben führen und der Gegenwart in die Quere kommen. So schimmern die Stundenbuchblätter des Duc de Berry auch hier durch die Szenerien der "très riches heures" hindurch, die Ikonographien des Marienlebens; und auch der nebenbei erwähnte Tristan bestimmt das Geschehen nicht weniger als der Wille der Akteure. Auch auf der "Gelassenheit" der Liebe zwischen Soudain und Equilibre liegt ein Abglanz jener Bedeutung, die diesem Wort in der Mystik zu eigen war: das Sich-Überlassen, Hingabe, Verschmelzung. Wer durch Undine Gruenters Garten spaziert, geht in den Spuren von Traktat und Meditation, Minne-Allegorie und Stundenbuch. Im Zwielicht der Zeiten verwandeln sich die Zeitgenossen der Systemtheorie in Phantome und Schatten des Mythos; und manchmal sieht der Roman beinahe aus wie ein sehr alter, kunstvoller Gobelin.

Kaum vorstellbar, daß ein so durchkomponiertes, derart auf Distanz und Diskretion angelegtes Buch so anrührend sein kann. Manchmal verstummt das Räsonnement, und unmerklich entsteht eine Szenerie, in der das Beredete auf einmal, soudain, gegenwärtig ist. Dann wird die Liebe nicht mehr erörtert; der Blick verharrt nur auf einer Gartenbank im Abendlicht, in der Windstille der Erinnerung, und die Vielberedete ist eingetreten ins Metapherngestöber. Das Zentrum des Textes, sein Auge, öffnet sich in dieser - nur selten und vorübergehend ins Preziöse oder Jargonhafte entgleitenden - Zartheit und Geschmeidigkeit seiner Sprache, die den sinnlichen Zauber verwandelt in Klang. So muß es sein, wenn Equilibre vorliest: "mit einer Stimme, die wie auf Zehenspitzen über eine marivauxsche Bühne zu gehen schien". Ließe diese Stimme sich schöner in der Schrift vergegenwärtigen als mit diesem Bild? In einer eigensinnigen Adaption von Bildern des Hohenliedes Salomos wird einmal Equilibres Körper mit Wörtern liebkost - "zwei Brüste wie kleine Turteltauben, die eine Himbeere im Schnabel tragen", "ein Bauch, mit dem schneeigen Flaum von gerade geborenen Eichhörnchen", "zwei Pohälften, köstlich wie kleine Granatäpfel". Undenkbar, daß in einer so zarten erotischen Erzählung ein Wort wie "Scheidenpessar" auftauchen könnte. Doch auch das geschieht hier, in derselben Selbstverständlichkeit, mit der Namen wie Chirac und Le Pen fallen und Wörter wie "sexy" und "Drive". Und daß Equilibre manche feen- und undinenhaften Züge trägt, hindert sie keineswegs, bei Gelegenheit den "Fetischcharakter ihres Körpers" zu diskutieren; hier paßt das eine zum anderen, als hätte es nie einen Gegensatz der Diskurse gegeben. Den hohen Ton und die Alltagssprache zusammenzubringen, ohne daß ein peinlicher Bruch entsteht: das ist nicht die kleinste künstlerische Leistung dieses Buchs.

Zum Beziehungsgeflecht der Zeichen gehören wohl auch privatsprachliche Andeutungen. Verbindungslinien lassen sich denken zwischen dem Namen "Soudain", dem Konzept der "Plötzlichkeit" und den Initialen der Widmung "Für K.H.B." - aber sonderbar: Indem solche Beziehungen zwischen erzählter und Lebens-Welt mit derselben Offenheit angedeutet werden wie alle anderen auch, zieht sich der Text um so diskreter in eine Intimität zurück, die der Leser bemerken darf, aber nicht entziffern muß. Soudain bleibt am Ende "eine unheilbare Traurigkeit, die wie eine leichte Decke über mir lag". Traurig wie Tristan sind diese Liebenden, auch mitten im flüchtigen Glück, und als ideale Adressaten ihrer Geschichte denkt man sich noch einmal jene "edelen herzen", die sich Gottfried von Straßburg erträumte.

Der Nebenbuhler, sinniert Soudain am Schluß, habe in seiner Allegorie die Liebe als Passion bedeutet, er selbst die Liebe als Entwurf, Equilibre aber die Liebe als Liebe. Das ist das vorletzte Wort. Die letzten Zeilen des Textes gelten seiner eigenen Entstehungsgeschichte. Beendet worden sei er, liest man, im Juni 2002, überarbeitet dann bis Ende August. Zwei Monate später ist Undine Gruenter gestorben.

Undine Gruenter: "Der verschlossene Garten". Roman. Hanser Verlag, München 2004. 224 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eines der traurigsten und schönsten Bücher der letzten Jahre. Ein Buch über die vollkommene Liebe ... es ist einfach schön und erreicht mitunter einen Grad an Perfektion und Feinheit, dass man beim Lesen manchmal fürchtet, es könnte plötzlich zerbrechen." Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.02.04 "Ein ungewöhnlicher und anspruchsvoller Roman. Das Buch übertrifft beinahe alles, was unsere Verlage in diesen Jahren auf den Markt werfen ... In dieser späten Prosa hat Undine Gruenter ihren eigenen, ihren jetzt unverkennbaren Ton gefunden, einen leisen, einen elegischen und melancholischen Ton. Dieser Ton ist einmalig, diesen Stil gibt es nicht mehr in der deutschen Literatur." Marcel Reich-Ranicki, Der Spiegel, 08.03.2004 "Kostbar wie ein Gobelin. Nicht was sondern wie hier erzählt wird macht dieses Buch zu einem Erlebnis... Ein Solitär der deutschen Gegenwartsliteratur... Eine Zartheit und Geschmeidigkeit der Sprache, die den sinnlichen Zauber verwandelt in Klang." Heinrich Detering, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.04 "Ein kluger Roman über die Liebe." Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung - Beilage, 22.03.04 "Eine der eigenständigsten, betörendsten und klügsten Autorinnen der deutschen Gegenwartsliteratur ... Beglückend." Neue Zürcher Zeitung, 15.02.04 "...Undine Gruenters ergreifendstes Buch: ein unwahrscheinliches Abschiedsgeschenk." Ina Hartwig, Frankfurter Rundschau, 10.03.04 "Dieses Buch träumt einen Traum... Es spricht sehnsüchtig, leidenschaftlich und melancholisch, es spricht verführerisch und illusionslos, es spricht mit flatterndem und frierendem Herzen... Ihre Bücher gehören zum Eigenwilligsten, was die deutschsprachige Literatur in den letzten beiden Jahrzehnten hervorgebracht hat." Andrea Köhler, Neue Zürcher Zeitung, 3./4.04.04 "Ein Hauch von existenzieller Ironie weht über diesem Roman, der in seiner Mischung von Leichtigkeit und Schwere wie zeitlos daherkommt... Ein melancholisches, offenes Ende - das Leben erteilt seine Lektion, doch die Lust, es zu gestalten und in Kunst zu überführen, bleibt davon kaum berührt. Es ist eine schöne Balance, die Undine Gruenter hier hält." Helmut Böttiger, Tages-Anzeiger-Zürich, 18.03.04 "Passagen, so feingeistig beobachtet und so präzise in Worte gefasst, dass ein Vergleich mit Marcel Proust nicht zu hoch gegriffen scheint... Ein wunderbarer Roman über missverstandene Liebe, Egoismus in der Partnerschaft und den fatalistischen Verlust der Unschuld." Welf Grombacher, Hamburger Abendblatt, 28./29.02.04…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Heinrich Detering spricht angesichts dieses nachgelassenen Romans euphorisiert von einem "Erlebnis": nicht was, sondern wie erzählt wird, macht für ihn das Faszinosum dieses Romans aus. Ein Schriftsteller, ein junges Mädchen und ein junger Mann erleben eine Menage a trois, an deren Ende jeder wieder alleine ist. Wie in Goethes "Wahlverwandtschaften" bildet für den Rezensenten ein Garten den Schauplatz menschlicher Konflikte. Die Figuren erscheinen Detering mal wie selbstbestimmte Individuen, ein anderes Mal wie Elemente eines Experimentes. Fasziniert beschreibt er, wie Gruenter Gegensätze ignoriert: Wer sonst kann ohne jede Peinlichkeit ein Wort wie "Scheidenpessar" in seine poetische Sprache einfügen? Fast unverständlich ist es ihm, wie ein so durchkomponiertes Buch gleichzeitig so "anrührend" sein kann. Es liegt wohl an Gruenters Sprache, lassen seine Ausführungen schließen.

© Perlentaucher Medien GmbH