»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Demokratische Partei zu vereinen - und unser Land zu vereinen -, um Donald Trump zu besiegen.« (Kamala Harris)
Auf ihren Schultern ruhen die Hoffnungen der freien Welt: Nach dem Verzicht von US-Präsident Joe Biden auf eine weitere Amtszeit wird Kamala Harris die Frau sein, die gegen Donald Trump bei der US-Wahl 2024 antritt. Wie keine zweite Politikerin steht sie für Freiheit und Gerechtigkeit. In dieser Autobiographie erzählt sie inspirierend und zutiefst persönlich ihre beeindruckende Lebensgeschichte und schildert, welche Werte uns verbinden.
Als erste Frau und erste Schwarze hat Kamala Harris das Amt der Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten in jener historischen Zeit verkörpert, in der das Land gespalten ist wie nie zuvor. Wer ist diese Frau, die die Politik der USA in den letzten vier Jahren maßgeblich mitgeprägt hat? Was treibt sie an?
In diesem Buch erzählt Kamala Harris die Geschichte ihres unwahrscheinlichen Lebenswegs als Tochter einer indischen Einwanderin und eines Jamaikaners, die sich zur Justizministerin Kaliforniens hocharbeitete - und schon als Staatsanwältin dem Ziel sozialer Gerechtigkeit verschrieb. Sie nahm den Kampf mit Banken und Big Business auf, um die einfachen Bürger zu schützen, sie bekämpfte den Rassismus in der Strafverfolgung und trieb konsequent eine Reform des Justizwesens voran. Ihre Lebensgeschichte ruft immer wieder die grundlegenden Werte von Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit in Erinnerung, die heute so sehr in Gefahr geraten sind. Das beeindruckende Zeugnis einer klugen und charismatischen Politikerin - und die bewegende Geschichte einer Frau, auf deren Schultern die Hoffnung einer ganzen Nation ruhen.
Mit 32 Seiten Farbbildteil
Auf ihren Schultern ruhen die Hoffnungen der freien Welt: Nach dem Verzicht von US-Präsident Joe Biden auf eine weitere Amtszeit wird Kamala Harris die Frau sein, die gegen Donald Trump bei der US-Wahl 2024 antritt. Wie keine zweite Politikerin steht sie für Freiheit und Gerechtigkeit. In dieser Autobiographie erzählt sie inspirierend und zutiefst persönlich ihre beeindruckende Lebensgeschichte und schildert, welche Werte uns verbinden.
Als erste Frau und erste Schwarze hat Kamala Harris das Amt der Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten in jener historischen Zeit verkörpert, in der das Land gespalten ist wie nie zuvor. Wer ist diese Frau, die die Politik der USA in den letzten vier Jahren maßgeblich mitgeprägt hat? Was treibt sie an?
In diesem Buch erzählt Kamala Harris die Geschichte ihres unwahrscheinlichen Lebenswegs als Tochter einer indischen Einwanderin und eines Jamaikaners, die sich zur Justizministerin Kaliforniens hocharbeitete - und schon als Staatsanwältin dem Ziel sozialer Gerechtigkeit verschrieb. Sie nahm den Kampf mit Banken und Big Business auf, um die einfachen Bürger zu schützen, sie bekämpfte den Rassismus in der Strafverfolgung und trieb konsequent eine Reform des Justizwesens voran. Ihre Lebensgeschichte ruft immer wieder die grundlegenden Werte von Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit in Erinnerung, die heute so sehr in Gefahr geraten sind. Das beeindruckende Zeugnis einer klugen und charismatischen Politikerin - und die bewegende Geschichte einer Frau, auf deren Schultern die Hoffnung einer ganzen Nation ruhen.
Mit 32 Seiten Farbbildteil
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Viel Überraschendes lernt Rezensentin Nana Brink nicht aus Kamala Harris' Buch über ihr Leben, aber sie macht das der Autorin nicht zum Vorwurf. Harris schreibe ein Buch, das zwar Persönliches ausbreitet, aber sich dabei auf nichts allzu sehr festlegen möchte. Man erfahre hier einiges über den Lebensweg der Politikerin, über ihr Selbstverständnis als schwarze Frau, und natürlich auch über ihren Weg in die Politik. Deutlich wird, dass Harris selbt bestimmen will, wie die Welt auf sie blickt, meint die Rezensentin. Insgesamt fügt sich das Buch in das Muster einer Aufsteigergeschichte, die typisch ist für Amerika, so die Rezensentin, die Harris nach der Lektüre für eine politisch kluge Frau hält.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2021Mobilisiert beide politische Lager
Die Autobiographie der neuen amerikanischen Vizepräsidentin
Politiker-Bücher sind ein besonderes Genre. Sie adressieren besondere Zielgruppen. Sie spiegeln die politischen Kulturen und Gesellschaften, denen sie entstammen und an die sie sich wiederum richten. Sie sind daher in besonderer Art und Weise verfasst. Umso mehr entfalten sie - wenn es gut läuft für die Autorin oder den Autor - eine besondere Wirkung.
So verhält es sich auch mit der Autobiographie von Kamala Harris. Sie adressiert ihre Zielgruppe - ihre Anhängerschaft. Wähler von Donald Trump dürfte ihr Buch zwar auch mobilisieren - allerdings nicht für, sondern gegen die Autorin. Dafür dürfte schon eine Anekdote der Präsidentenwahl 2016 genügen: Als sich abzeichnete, dass Trump das Rennen gegen Hillary Clinton gewinnen würde, sei das damals neunjährige Patenkind von Harris beim Familienessen am Wahlabend zu ihr gekommen - "mit dicken Tränen in den Augen". Alexanders Stimme habe gezittert: "Tante Kamala, der Mann darf nicht gewinnen. Er gewinnt doch nicht, oder?" Es habe ihr fast das Herz gebrochen. Sie habe nicht gewollt, dass ein Kind sich so fühlte. Acht Jahre zuvor hätten sie alle Freudentränen geweint, als Barack Obama zum Präsidenten gewählt worden war: "Und jetzt Alexanders Angst zu sehen..."
Bei aller berechtigten Sympathie für die als nahbar geltende, bereits jetzt historische Persönlichkeit Kamala Harris - die erste Schwarze, die erste Frau und die erste Person mit südasiatischen Wurzeln im Amt der amerikanischen Vizepräsidentin: Ein Kind zum Kronzeugen der Enttäuschung der Demokraten über den Wahlsieg Trumps 2016 zu machen, dürfte - zumindest bei deutschen Lesern - unschöne Erinnerungen an unfaire Tiefschläge wie die von Sigmar Gabriel gegen Martin Schulz im Kampf um das Außenministeramt 2018 wecken. Schon damals war ein Kind instrumentalisiert worden - Gabriel hatte in einem Interview seine Tochter Marie zitiert: "Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht." Nach heftiger Kritik hatte sich Gabriel bei Schulz entschuldigt.
Bei Harris steigert sich die überaus emotionale Beschreibung des Wahlabends 2016 bis in eine Szene, die in ihrem Wohnzimmer spielt, umgeben von ihrem Mann Douglas "Doug" Emhoff und Verwandten, die auf den Fernseher starrten: "Wir waren sprachlos." Jeder habe versucht, das Ergebnis auf seine Weise zu verarbeiten. "Ich saß neben Doug auf der Couch und schaufelte ganz allein eine Familientüte Chips in mich hinein." Frustessen wegen Trump? Dieser hätte sicherlich seine Freude daran.
Man kann das damalige Verhalten von Harris zwar menschlich verstehen, doch nützt es - nun öffentlich geschildert - der Mission Versöhnung, zu der Joe Biden bei seiner Vereidigung als Präsident aufgerufen hat, ja geradezu aufrufen musste angesichts der tief gespaltenen Nation? Zumal Harris bereits damals, an dem Tag, an dem Trump gegen Clinton gewonnen hatte, selbst ein historischer Erfolg gelungen war: Sie wurde zur Senatorin von Kalifornien gewählt - als erste Schwarze aus ihrem Bundesstaat.
Ihr Mann, der an jenem Abend neben ihr auf der Couch saß und dem sie ihre Autobiographie widmet und ihm nicht zuletzt für seinen Sinn für Humor dankt, hat eine besondere Rolle im Buch: Es beginnt mit ihm. Es nutzt ihn und sein dort zum Besten gegebenes Verhalten im Ehebett als - sicher humorvoll gemeinten - Aufhänger. Man stelle sich allerdings das Echo in Deutschland vor, wenn man den Einstieg, den Harris wählt, auf eine Autobiographie von Angela Merkel übertragen würde. Der Einstieg würde dann wörtlich lauten: "Morgens wacht mein Mann meistens vor mir auf und liest im Bett die Nachrichten. An den Geräuschen, die er dabei von sich gibt - ob er seufzt, ächzt oder schnaubt -, kann ich schon ahnen, was es für ein Tag werden wird."
Bei einem solchen autobiographischen Einstieg hätte die deutsche Bundeskanzlerin auf jeden Fall die volle Aufmerksamkeit nicht nur der Medien, ob klassisch oder sozial, sondern auch der breiteren Öffentlichkeit. Wer würde nicht über diese Passage reden! Ist das auch das Ziel von Harris? Benötigt sie wirklich diesen Einstieg, um gehört zu werden? Oder verhält es sich nicht vielmehr andersherum? Wird man wirklich gehört, wenn man einen solchen Einstieg wählt? Ist die Verpackung hier wertvoller als der Inhalt?
Die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Agenda, die sich aus der Autobiographie von Harris ableiten lässt, versöhnt dann wieder mit weiteren Passagen, in denen sie sich zwar selbst zur Heldin im Kampf um die Seele ihres Landes stilisiert, in denen sie aber auch pointiert Bilanz zieht. Hier dürften der Tochter einer tamilischen Krebsspezialistin und eines haitianischen Wirtschaftsprofessors an der Stanford University ihre Erfahrungen als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, als Generalstaatsanwältin und Justizministerin von Kalifornien zugutekommen: In den Jahren seit ihrer Wahl zur Senatorin habe sie mit ansehen müssen, wie die Regierung in Washington sich zu Hause auf die Seite der Rassisten gestellt und im Ausland bei Diktatoren eingeschmeichelt, wie sie Müttern ihre Babys entrissen und damit gegen Menschenrechte verstoßen habe; wie sie Konzernen und Reichen "riesige Steuergeschenke" gemacht und die Mittelschicht vergessen habe; wie sie "unseren Kampf" gegen den Klimawandel torpediert, das Gesundheitswesen sabotiert und das Recht der Frauen in Frage gestellt habe, über ihren eigenen Körper zu bestimmen; und wie sie gleichzeitig auf alles und jeden eingeschlagen habe, darunter auch die freie und unabhängige Presse.
Dem hält Harris wohltuend entgegen: "Das sind wir nicht. Wir Amerikaner wissen, dass wir besser sind." Aber - und da zeigt sich wieder die vielfältig geschulte Juristin und Politikerin - die Amerikaner müssten es unter Beweis stellen: "Wir müssen dafür kämpfen." Diesen Kampf will Harris nicht zuletzt auf dem Feld der sozialen Gerechtigkeit führen - wobei ihr dort auch politische Wankelmütigkeit vorgeworfen wird. So hatte sie im Kampf um die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin ihre Position verändert: Erst unterstützte sie den linken Senator und Mitbewerber Bernie Sanders in seiner Forderung, eine gesetzliche Krankenversicherung für alle einzuführen. Dann schlug sie Bidens Weg einer privatwirtschaftlichen Option ein.
Vor diesem Hintergrund birgt es eine gewisse Ironie, wenn Harris aus einer Rede von Thurgood Marshall, des ersten schwarzen Richters am Obersten Gerichtshof und eines ihrer großen Vorbilder, aus dem Jahr 1992 zitiert und zu einem ihrer Leitsätze erklärt: "Wir dürfen unsere Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen." Und so bleibt nach der Lektüre der mit leichter Feder geschriebenen Autobiographie von Harris die Befürchtung, dass sie damit ihren Gegnern mehr Munition liefern wird als ihren Unterstützern. Darin könnte am Ende die große Tragik dieser beeindruckenden Biographie liegen.
THOMAS SPECKMANN
Kamala Harris: Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte. Die Autobiographie.
Siedler Verlag, München 2021. 336 S., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Autobiographie der neuen amerikanischen Vizepräsidentin
Politiker-Bücher sind ein besonderes Genre. Sie adressieren besondere Zielgruppen. Sie spiegeln die politischen Kulturen und Gesellschaften, denen sie entstammen und an die sie sich wiederum richten. Sie sind daher in besonderer Art und Weise verfasst. Umso mehr entfalten sie - wenn es gut läuft für die Autorin oder den Autor - eine besondere Wirkung.
So verhält es sich auch mit der Autobiographie von Kamala Harris. Sie adressiert ihre Zielgruppe - ihre Anhängerschaft. Wähler von Donald Trump dürfte ihr Buch zwar auch mobilisieren - allerdings nicht für, sondern gegen die Autorin. Dafür dürfte schon eine Anekdote der Präsidentenwahl 2016 genügen: Als sich abzeichnete, dass Trump das Rennen gegen Hillary Clinton gewinnen würde, sei das damals neunjährige Patenkind von Harris beim Familienessen am Wahlabend zu ihr gekommen - "mit dicken Tränen in den Augen". Alexanders Stimme habe gezittert: "Tante Kamala, der Mann darf nicht gewinnen. Er gewinnt doch nicht, oder?" Es habe ihr fast das Herz gebrochen. Sie habe nicht gewollt, dass ein Kind sich so fühlte. Acht Jahre zuvor hätten sie alle Freudentränen geweint, als Barack Obama zum Präsidenten gewählt worden war: "Und jetzt Alexanders Angst zu sehen..."
Bei aller berechtigten Sympathie für die als nahbar geltende, bereits jetzt historische Persönlichkeit Kamala Harris - die erste Schwarze, die erste Frau und die erste Person mit südasiatischen Wurzeln im Amt der amerikanischen Vizepräsidentin: Ein Kind zum Kronzeugen der Enttäuschung der Demokraten über den Wahlsieg Trumps 2016 zu machen, dürfte - zumindest bei deutschen Lesern - unschöne Erinnerungen an unfaire Tiefschläge wie die von Sigmar Gabriel gegen Martin Schulz im Kampf um das Außenministeramt 2018 wecken. Schon damals war ein Kind instrumentalisiert worden - Gabriel hatte in einem Interview seine Tochter Marie zitiert: "Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht." Nach heftiger Kritik hatte sich Gabriel bei Schulz entschuldigt.
Bei Harris steigert sich die überaus emotionale Beschreibung des Wahlabends 2016 bis in eine Szene, die in ihrem Wohnzimmer spielt, umgeben von ihrem Mann Douglas "Doug" Emhoff und Verwandten, die auf den Fernseher starrten: "Wir waren sprachlos." Jeder habe versucht, das Ergebnis auf seine Weise zu verarbeiten. "Ich saß neben Doug auf der Couch und schaufelte ganz allein eine Familientüte Chips in mich hinein." Frustessen wegen Trump? Dieser hätte sicherlich seine Freude daran.
Man kann das damalige Verhalten von Harris zwar menschlich verstehen, doch nützt es - nun öffentlich geschildert - der Mission Versöhnung, zu der Joe Biden bei seiner Vereidigung als Präsident aufgerufen hat, ja geradezu aufrufen musste angesichts der tief gespaltenen Nation? Zumal Harris bereits damals, an dem Tag, an dem Trump gegen Clinton gewonnen hatte, selbst ein historischer Erfolg gelungen war: Sie wurde zur Senatorin von Kalifornien gewählt - als erste Schwarze aus ihrem Bundesstaat.
Ihr Mann, der an jenem Abend neben ihr auf der Couch saß und dem sie ihre Autobiographie widmet und ihm nicht zuletzt für seinen Sinn für Humor dankt, hat eine besondere Rolle im Buch: Es beginnt mit ihm. Es nutzt ihn und sein dort zum Besten gegebenes Verhalten im Ehebett als - sicher humorvoll gemeinten - Aufhänger. Man stelle sich allerdings das Echo in Deutschland vor, wenn man den Einstieg, den Harris wählt, auf eine Autobiographie von Angela Merkel übertragen würde. Der Einstieg würde dann wörtlich lauten: "Morgens wacht mein Mann meistens vor mir auf und liest im Bett die Nachrichten. An den Geräuschen, die er dabei von sich gibt - ob er seufzt, ächzt oder schnaubt -, kann ich schon ahnen, was es für ein Tag werden wird."
Bei einem solchen autobiographischen Einstieg hätte die deutsche Bundeskanzlerin auf jeden Fall die volle Aufmerksamkeit nicht nur der Medien, ob klassisch oder sozial, sondern auch der breiteren Öffentlichkeit. Wer würde nicht über diese Passage reden! Ist das auch das Ziel von Harris? Benötigt sie wirklich diesen Einstieg, um gehört zu werden? Oder verhält es sich nicht vielmehr andersherum? Wird man wirklich gehört, wenn man einen solchen Einstieg wählt? Ist die Verpackung hier wertvoller als der Inhalt?
Die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Agenda, die sich aus der Autobiographie von Harris ableiten lässt, versöhnt dann wieder mit weiteren Passagen, in denen sie sich zwar selbst zur Heldin im Kampf um die Seele ihres Landes stilisiert, in denen sie aber auch pointiert Bilanz zieht. Hier dürften der Tochter einer tamilischen Krebsspezialistin und eines haitianischen Wirtschaftsprofessors an der Stanford University ihre Erfahrungen als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, als Generalstaatsanwältin und Justizministerin von Kalifornien zugutekommen: In den Jahren seit ihrer Wahl zur Senatorin habe sie mit ansehen müssen, wie die Regierung in Washington sich zu Hause auf die Seite der Rassisten gestellt und im Ausland bei Diktatoren eingeschmeichelt, wie sie Müttern ihre Babys entrissen und damit gegen Menschenrechte verstoßen habe; wie sie Konzernen und Reichen "riesige Steuergeschenke" gemacht und die Mittelschicht vergessen habe; wie sie "unseren Kampf" gegen den Klimawandel torpediert, das Gesundheitswesen sabotiert und das Recht der Frauen in Frage gestellt habe, über ihren eigenen Körper zu bestimmen; und wie sie gleichzeitig auf alles und jeden eingeschlagen habe, darunter auch die freie und unabhängige Presse.
Dem hält Harris wohltuend entgegen: "Das sind wir nicht. Wir Amerikaner wissen, dass wir besser sind." Aber - und da zeigt sich wieder die vielfältig geschulte Juristin und Politikerin - die Amerikaner müssten es unter Beweis stellen: "Wir müssen dafür kämpfen." Diesen Kampf will Harris nicht zuletzt auf dem Feld der sozialen Gerechtigkeit führen - wobei ihr dort auch politische Wankelmütigkeit vorgeworfen wird. So hatte sie im Kampf um die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin ihre Position verändert: Erst unterstützte sie den linken Senator und Mitbewerber Bernie Sanders in seiner Forderung, eine gesetzliche Krankenversicherung für alle einzuführen. Dann schlug sie Bidens Weg einer privatwirtschaftlichen Option ein.
Vor diesem Hintergrund birgt es eine gewisse Ironie, wenn Harris aus einer Rede von Thurgood Marshall, des ersten schwarzen Richters am Obersten Gerichtshof und eines ihrer großen Vorbilder, aus dem Jahr 1992 zitiert und zu einem ihrer Leitsätze erklärt: "Wir dürfen unsere Augen nicht vor der Wirklichkeit verschließen." Und so bleibt nach der Lektüre der mit leichter Feder geschriebenen Autobiographie von Harris die Befürchtung, dass sie damit ihren Gegnern mehr Munition liefern wird als ihren Unterstützern. Darin könnte am Ende die große Tragik dieser beeindruckenden Biographie liegen.
THOMAS SPECKMANN
Kamala Harris: Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte. Die Autobiographie.
Siedler Verlag, München 2021. 336 S., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2021Lehrjahre
fürs Weiße Haus
Von Kalifornien Richtung ganz große Politik:
Kamala Harris’ Buch von 2019 erscheint auf Deutsch
VON VIOLA SCHENZ
Truths, Wahrheiten, hat im Amerikanischen etwas Sakrosanktes. „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal …“, „Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen wurden …“, lautet das Mantra der Unabhängigkeitserklärung und damit des Selbstverständnisses der USA. Schon Grundschüler lernen es, es ist Teil des Einbürgerungstests und käuflich – gedruckt auf Kaffeebechern oder Mousepads in Washingtons Souvenirshops. Mit dem Wort „truths“ holt man das kostbare Familienporzellan aus dem Wohnzimmerschrank. Kamala Harris setzte sich 2019 mit ihrem Buchtitel „The Truths We Hold“ also hohe Standards.
Zwei Jahre nach dem Original, vier Monate nach ihrer Wahl als erste Frau, als erste Afro- und erste Asien-Amerikanerin zur US-Vizepräsidentin erscheinen ihre Memoiren an diesem Montag auf Deutsch. Der Untertitel „An American Journey“ ließ offen, worum es sich genau handelt, der Siedler-Verlag nennt es eine Autobiografie, die Urfassung meidet diese Kategorie. Es ist ein Mix aus politischem Manifest und beruflich-privater Lebensgeschichte.
Kamala Harris startete ihre Karriere als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, wurde 2011 Generalstaatsanwältin und Justizministerin von Kalifornien und 2017 US-Senatorin der Demokratischen Partei. Sie sieht sich als „progressive Staatsanwältin“, dringt darauf, bei Verfahren immer auch die Perspektiven anderer einzunehmen. Sinn für Gerechtigkeit bekam sie bereits als Kleinkind im rebellischen Kalifornien eingeimpft. Ihre Eltern – die Mutter, eine Brustkrebsforscherin, eingewandert aus Indien, der Vater, ein Wirtschaftswissenschaftler, aus Jamaika – waren in der Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre aktiv, sie nahmen die kleine Kamala im Kinderwagen mit zu Demos. Ihre Familiengeschichte lehrte sie, wie grundlos man als Minderheit und mit dunkler Haut verdächtigt und schikaniert werden kann.
Harris ist Vollblutjuristin, das macht die Lektüre klar. Manche Passagen ergehen sich in zähen Gesetzgebungsprozeduren, Verhandlungen, Beratungen und sonstigem Rechtskleinklein. Man kann das spannend finden – oder einfach überblättern. Insgesamt geht solch trockene Materie Gott sei Dank in lebendiger, flotter Schreibe unter. Harris liefert Erhellendes aus ihrem juristischen Alltag, beschreibt anschaulich, was für ein Teufelskreis sich aus einer Haftstrafe für ein banales Vergehen ergeben kann, und dass ein Rechtsstaat auch einige Ungerechtigkeit bereithält – ausreichend „Ich fühle deinen Schmerz“ also für ihre linksliberalen Anhänger. Zugleich plädiert sie dafür, dass Opfer- vor Täterschutz geht und Verbrechen grundsätzlich bestraft werden müssen.
Die Geschichten gehen über Rechtsfragen hinaus. Ihre „truths“ sind nicht Selbstverständlichkeiten, wie sie die Gründungsväter in die Unabhängigkeitserklärung schrieben, sondern unangenehme Wahrheiten, eigentlich so ziemlich alles, was in den USA im Argen liegt: das überteuerte Gesundheitswesen, der Opioide-Missbrauch, das überlastete Justizwesen, die illegale Einwanderung, Polizeigewalt, der Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts nach der Finanzkrise 2008, stagnierende Löhne bei steigenden Lebenshaltungskosten, schlechte Schulen. Probleme im Großformat, die über Jahrzehnte hinweg gewachsen sind und deren Ursachen Harris klug erläutert, auch anhand von Verfahren, die sie betreute, anhand von Briefen, mit denen sich verzweifelte Bürger an sie wandten. Sie klagt vor allem an, Lösungen freilich hat auch sie nicht wirklich parat.
Bisweilen mag ihre Tour de Force pathetisch geraten („Ich will die Wahrheit aussprechen. Selbst wenn sie schmerzt. Selbst wenn sie anderen nicht gefällt.“), doch in einem Land, das auf Ideen und Idealen gegründet ist, gehört Pathos eben zum Hausgebrauch. Amerikanische und britische Rezensenten kritisierten außerdem, dass vieles schon aus ihren Wahlkampfreden oder Stellungnahmen bekannt sei. Nun ja, seine Agenda wiederholt vorzutragen, ist Teil des politischen Geschäfts.
Als Kamala sieben war, ließen sich die Eltern scheiden. Vom Vater distanzierte sie sich, sie streift ihn nur am Rande und erwähnt ihn in der Danksagung mit einem belanglosen Halbsatz. Umso prägender war ihre Mutter, die 2009 an Darmkrebs starb. Shyamala Gopalan muss eine beeindruckende Frau gewesen sein: Als Teenager ging sie gegen alle Konventionen zum Studieren in die USA, baute sich dort mit zähem Fleiß ihre naturwissenschaftliche Karriere auf, weigerte sich, für eine arrangierte Hochzeit nach Indien zurückzukehren, erzog alleine, streng und erfolgreich zwei Töchter nach dem bewährten Prinzip „fördern und fordern“, versorgte sie mit klugen Einsichten („In vielen Dingen bist du vielleicht die Erste, aber sorge dafür, dass du nie die Letzte bist.“). Harris’ Memoiren machen deutlich, wie positiv sich elterliche, in ihrem Fall mütterliche Ambition und ein funktionierendes soziales Umfeld auswirken können – auch wenn ihr Lob für all die Güte um sie herum bisweilen in Betulichkeit ertrinkt („Wenn wir ankamen, wurden wir immer mit Lächeln und Umarmungen begrüßt.“) oder in Selbstgerechtigkeit („Ich wollte sicher sein, dass ich über alles Rechenschaft ablegen konnte“, „Es ging mir nicht um Titel und Ruhm. Es ging mir um meine Arbeit.“).
Verglichen mit dem beruflichen Werdegang kommt wenig Privates vor, und das wenige wirkt hin und wieder geziert, als wenn ihr Penguin-Lektor sie ermahnt hätte: Kamala, jetzt aber mal was Persönliches! So erfährt man, dass eine wichtige Wahlkampfhilfe anfangs ihr Bügelbrett war, dass sie gerne und wohl sehr gut kocht, wie sie beim etwas tölpelhaften Heiratsantrag ihres Mannes Doug Emhoff im März 2014 in Tränen ausbrach. Das hat manchmal einen Hang zum Kitsch, gleicht aber den rationalen Grundcharakter des Buchs unterhaltsam aus. Anderes lässt sie unerwähnt, etwa ihre Beziehung mit dem damaligen Bürgermeister von San Francisco, Willie Brown, sein Name taucht auch sonst nicht auf. Das ist ihr gutes Recht, und ihre Zurückhaltung wirkt in Zeiten manischer Selbstentblößung in sozialen Medien sogar wohltuend.
Harris hat die Denkschrift 2018 verfasst – zum Warmlaufen für ein höheres Amt. Im Januar 2019 verkündete sie ihre Kandidatur zur Präsidentschaftswahl 2020, im folgenden Dezember gab sie wegen mieser Umfragewerte auf. Sieben Monate später berief sie Joe Biden zu seiner Vizekandidatin. Inzwischen hat sie nicht nur das zweithöchste Amt im Staat erklommen, inzwischen hat sich auch so einiges ereignet in diesem Staat: noch mehr Trump-Wahnsinn, Corona, der Sturm aufs Kapitol, die Inauguration im Zeichen von Pandemie und gigantischem Polizeiaufgebot, das zweite Impeachment gegen Trump mit Freispruch.
Kamala Harris würde heute vermutlich andere Akzente setzen, aber es wird wohl nicht ihr letztes politisches Manifest gewesen sein – die nächsten Präsidentschaftswahlen finden 2024 statt.
Der Mut und die Ambitionen
ihrer aus Indien eingewanderten
Mutter prägten Kamalas Kindheit
Kamala Harris:
Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte.
Die Autobiographie.
Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer.
Siedler-Verlag,
München 2021.
336 Seiten, 22 Euro.
E-Book: 17,99 Euro.
Kurz vor Washington: Kamala Harris in Savannah,Georgia, im Januar. Wenige Tage später wurde sie als Vizepräsidentin vereidigt.
Foto: LOGAN CYRUS / AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
fürs Weiße Haus
Von Kalifornien Richtung ganz große Politik:
Kamala Harris’ Buch von 2019 erscheint auf Deutsch
VON VIOLA SCHENZ
Truths, Wahrheiten, hat im Amerikanischen etwas Sakrosanktes. „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal …“, „Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen wurden …“, lautet das Mantra der Unabhängigkeitserklärung und damit des Selbstverständnisses der USA. Schon Grundschüler lernen es, es ist Teil des Einbürgerungstests und käuflich – gedruckt auf Kaffeebechern oder Mousepads in Washingtons Souvenirshops. Mit dem Wort „truths“ holt man das kostbare Familienporzellan aus dem Wohnzimmerschrank. Kamala Harris setzte sich 2019 mit ihrem Buchtitel „The Truths We Hold“ also hohe Standards.
Zwei Jahre nach dem Original, vier Monate nach ihrer Wahl als erste Frau, als erste Afro- und erste Asien-Amerikanerin zur US-Vizepräsidentin erscheinen ihre Memoiren an diesem Montag auf Deutsch. Der Untertitel „An American Journey“ ließ offen, worum es sich genau handelt, der Siedler-Verlag nennt es eine Autobiografie, die Urfassung meidet diese Kategorie. Es ist ein Mix aus politischem Manifest und beruflich-privater Lebensgeschichte.
Kamala Harris startete ihre Karriere als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, wurde 2011 Generalstaatsanwältin und Justizministerin von Kalifornien und 2017 US-Senatorin der Demokratischen Partei. Sie sieht sich als „progressive Staatsanwältin“, dringt darauf, bei Verfahren immer auch die Perspektiven anderer einzunehmen. Sinn für Gerechtigkeit bekam sie bereits als Kleinkind im rebellischen Kalifornien eingeimpft. Ihre Eltern – die Mutter, eine Brustkrebsforscherin, eingewandert aus Indien, der Vater, ein Wirtschaftswissenschaftler, aus Jamaika – waren in der Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre aktiv, sie nahmen die kleine Kamala im Kinderwagen mit zu Demos. Ihre Familiengeschichte lehrte sie, wie grundlos man als Minderheit und mit dunkler Haut verdächtigt und schikaniert werden kann.
Harris ist Vollblutjuristin, das macht die Lektüre klar. Manche Passagen ergehen sich in zähen Gesetzgebungsprozeduren, Verhandlungen, Beratungen und sonstigem Rechtskleinklein. Man kann das spannend finden – oder einfach überblättern. Insgesamt geht solch trockene Materie Gott sei Dank in lebendiger, flotter Schreibe unter. Harris liefert Erhellendes aus ihrem juristischen Alltag, beschreibt anschaulich, was für ein Teufelskreis sich aus einer Haftstrafe für ein banales Vergehen ergeben kann, und dass ein Rechtsstaat auch einige Ungerechtigkeit bereithält – ausreichend „Ich fühle deinen Schmerz“ also für ihre linksliberalen Anhänger. Zugleich plädiert sie dafür, dass Opfer- vor Täterschutz geht und Verbrechen grundsätzlich bestraft werden müssen.
Die Geschichten gehen über Rechtsfragen hinaus. Ihre „truths“ sind nicht Selbstverständlichkeiten, wie sie die Gründungsväter in die Unabhängigkeitserklärung schrieben, sondern unangenehme Wahrheiten, eigentlich so ziemlich alles, was in den USA im Argen liegt: das überteuerte Gesundheitswesen, der Opioide-Missbrauch, das überlastete Justizwesen, die illegale Einwanderung, Polizeigewalt, der Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts nach der Finanzkrise 2008, stagnierende Löhne bei steigenden Lebenshaltungskosten, schlechte Schulen. Probleme im Großformat, die über Jahrzehnte hinweg gewachsen sind und deren Ursachen Harris klug erläutert, auch anhand von Verfahren, die sie betreute, anhand von Briefen, mit denen sich verzweifelte Bürger an sie wandten. Sie klagt vor allem an, Lösungen freilich hat auch sie nicht wirklich parat.
Bisweilen mag ihre Tour de Force pathetisch geraten („Ich will die Wahrheit aussprechen. Selbst wenn sie schmerzt. Selbst wenn sie anderen nicht gefällt.“), doch in einem Land, das auf Ideen und Idealen gegründet ist, gehört Pathos eben zum Hausgebrauch. Amerikanische und britische Rezensenten kritisierten außerdem, dass vieles schon aus ihren Wahlkampfreden oder Stellungnahmen bekannt sei. Nun ja, seine Agenda wiederholt vorzutragen, ist Teil des politischen Geschäfts.
Als Kamala sieben war, ließen sich die Eltern scheiden. Vom Vater distanzierte sie sich, sie streift ihn nur am Rande und erwähnt ihn in der Danksagung mit einem belanglosen Halbsatz. Umso prägender war ihre Mutter, die 2009 an Darmkrebs starb. Shyamala Gopalan muss eine beeindruckende Frau gewesen sein: Als Teenager ging sie gegen alle Konventionen zum Studieren in die USA, baute sich dort mit zähem Fleiß ihre naturwissenschaftliche Karriere auf, weigerte sich, für eine arrangierte Hochzeit nach Indien zurückzukehren, erzog alleine, streng und erfolgreich zwei Töchter nach dem bewährten Prinzip „fördern und fordern“, versorgte sie mit klugen Einsichten („In vielen Dingen bist du vielleicht die Erste, aber sorge dafür, dass du nie die Letzte bist.“). Harris’ Memoiren machen deutlich, wie positiv sich elterliche, in ihrem Fall mütterliche Ambition und ein funktionierendes soziales Umfeld auswirken können – auch wenn ihr Lob für all die Güte um sie herum bisweilen in Betulichkeit ertrinkt („Wenn wir ankamen, wurden wir immer mit Lächeln und Umarmungen begrüßt.“) oder in Selbstgerechtigkeit („Ich wollte sicher sein, dass ich über alles Rechenschaft ablegen konnte“, „Es ging mir nicht um Titel und Ruhm. Es ging mir um meine Arbeit.“).
Verglichen mit dem beruflichen Werdegang kommt wenig Privates vor, und das wenige wirkt hin und wieder geziert, als wenn ihr Penguin-Lektor sie ermahnt hätte: Kamala, jetzt aber mal was Persönliches! So erfährt man, dass eine wichtige Wahlkampfhilfe anfangs ihr Bügelbrett war, dass sie gerne und wohl sehr gut kocht, wie sie beim etwas tölpelhaften Heiratsantrag ihres Mannes Doug Emhoff im März 2014 in Tränen ausbrach. Das hat manchmal einen Hang zum Kitsch, gleicht aber den rationalen Grundcharakter des Buchs unterhaltsam aus. Anderes lässt sie unerwähnt, etwa ihre Beziehung mit dem damaligen Bürgermeister von San Francisco, Willie Brown, sein Name taucht auch sonst nicht auf. Das ist ihr gutes Recht, und ihre Zurückhaltung wirkt in Zeiten manischer Selbstentblößung in sozialen Medien sogar wohltuend.
Harris hat die Denkschrift 2018 verfasst – zum Warmlaufen für ein höheres Amt. Im Januar 2019 verkündete sie ihre Kandidatur zur Präsidentschaftswahl 2020, im folgenden Dezember gab sie wegen mieser Umfragewerte auf. Sieben Monate später berief sie Joe Biden zu seiner Vizekandidatin. Inzwischen hat sie nicht nur das zweithöchste Amt im Staat erklommen, inzwischen hat sich auch so einiges ereignet in diesem Staat: noch mehr Trump-Wahnsinn, Corona, der Sturm aufs Kapitol, die Inauguration im Zeichen von Pandemie und gigantischem Polizeiaufgebot, das zweite Impeachment gegen Trump mit Freispruch.
Kamala Harris würde heute vermutlich andere Akzente setzen, aber es wird wohl nicht ihr letztes politisches Manifest gewesen sein – die nächsten Präsidentschaftswahlen finden 2024 statt.
Der Mut und die Ambitionen
ihrer aus Indien eingewanderten
Mutter prägten Kamalas Kindheit
Kamala Harris:
Der Wahrheit verpflichtet. Meine Geschichte.
Die Autobiographie.
Aus dem Englischen von Jürgen Neubauer.
Siedler-Verlag,
München 2021.
336 Seiten, 22 Euro.
E-Book: 17,99 Euro.
Kurz vor Washington: Kamala Harris in Savannah,Georgia, im Januar. Wenige Tage später wurde sie als Vizepräsidentin vereidigt.
Foto: LOGAN CYRUS / AFP
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»Am Ende ist die Botschaft vor allem diese: Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass die Dinge bleiben wie sie sind.« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Die Autobiografie von Kamala Harris ist wohltuend politisch. [...] Ein großes, pathetisches Ziel durchzieht das Buch, eines Tages die erfahrene Wirksamkeit als Juristin in die politische Sphäre zu tragen, politisch handeln zu können, endlich.« Die ZEIT