Die Ökonomisierung erfasst den menschlichen Körper, er wird zur Ware.Am deutlichsten ist das in der modernen Medizin. Sie braucht den Körper als Ressource, ob in der Stammzellforschung oder der Organtransplantation. So wird der menschliche Körper und werden seine Teile zum Handelsgut.Das war der Körper im historischen Umbruch zur Moderne schon einmal: Der ganz Europa erfassende Reliquienhandel machte menschliche Körperteile zum begehrtesten Handelsgut - und zum Heilsgut. Mit dieser Vorgeschichte wird auf einen Schlag sichtbar, dass der Griff nach dem menschlichen Körper keine ökonomische…mehr
Die Ökonomisierung erfasst den menschlichen Körper, er wird zur Ware.Am deutlichsten ist das in der modernen Medizin. Sie braucht den Körper als Ressource, ob in der Stammzellforschung oder der Organtransplantation. So wird der menschliche Körper und werden seine Teile zum Handelsgut.Das war der Körper im historischen Umbruch zur Moderne schon einmal: Der ganz Europa erfassende Reliquienhandel machte menschliche Körperteile zum begehrtesten Handelsgut - und zum Heilsgut. Mit dieser Vorgeschichte wird auf einen Schlag sichtbar, dass der Griff nach dem menschlichen Körper keine ökonomische Landnahme ist: Waren-Gesellschaft und moderne Medizin verbindet mehr, als sie an ihrer Oberfläche zu erkennen geben.Der für die Psychoanalyse Freuds und für die Theorie Marx' so zentrale Begriff des Fetischismus wirft ein Licht auf den »theologischen Glutkern« (Adorno) von kapitalistischem Markt und moderner Medizin. Die »untergründige Geschichte des Körpers« (Horkheimer/Adorno) ist an zentraler Position in einer Dialektik der Aufklärung.
Decker, OliverOliver Decker, Jahrgang 1968, studierte Psychologie, Soziologie und Philosophie. Nach seinem Abschluss zum Diplom-Psychologen promovierte er 2003 an der Universität Kassel zum Doktor der Philosophie und habilitierte sich 2010 an der Universität Hannover in Sozialpsychologie. Er ist u.a. seit 2013 Vorstandssprecher des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung an der Universität Leipzig und seit 2002 Mitherausgeber der »Mitte-Studien« zum Rechtsextremismus in Deutschland. Er veröffentlichte bei zu Klampen »Der Warenkörper« (2011), »Vom KZ zum Eigenheim« (2016) und »Der Berlin-Monitor« (2019).
Inhaltsangabe
Vorwort9 Kapitel I: Zur Sozialpsychologie der Medizin13 Kommodifikation – Der menschliche Körper als Rohstoff und Handelsware16 Das Zeitalter der Organtransplantation22 Knappe Ressourcen27 Das Geschenk des Lebens32 Psychische Reaktion auf eine soziale Praxis38 Mangel und Ersatz39 Vom Geben und Nehmen45 Das Gesetz des Marktes52 Für und Wider einer Marktlösung52 Praxis des Organhandels60 Sozialpsychologie und Medizin64 »Sociology in Medicine« oder »Sociology of Medicine«66 Die »Wurzelgründe« der modernen Medizin75 Kapitel II: Beinverpflanzungswunder und Reliquienverehrung92 Die Heiligen Cosmas und Damian – Ihre Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte97 Vom göttlichen Zwilling zum heiligen Bruderpaar98 Die wundersame Beinverpflanzung103 Vom Wunder zum Mitwirkungswunder106 Verehrte Körper107 Gehandelte Körper113 Ausnahmemensch und Fremdkörper122 Erwähltheit und Akkumulation130 Eucharistiefeier und der Leib des Herrn131 Gnadenversicherung und Erwähltheit135 Der »Glutkern«140 Kapitel III: Fetischismus – Heilsgut, Ware, Körper144 Fremde Körper – Gegen Unvernunft, Mohren und Katholiken148 Boßmanns Reise nach Guinea148 De Brosses’ Abhandlung über die Religion Nigritiens156 Göttliche Körper – Entfremdung und Idolatrie163 Facticius – Handelsware und bearbeitete Natur163 Fetischismus – Fremdes und verdrängtes Eigenes172 Fetischdienste und Reliquiare175 Handelskörper – Entfremdung und Fetischismus186 Der Warenfetisch187 Die Substanz der Ware – corpus facticium: Vergötzung des Körpers und Bearbeitung der Natur194 Schatzbildung und Priesterbetrug204 Traum und Rausch212 Mangelhafte Körper – Entfremdung und Perversion221 Narzisstische Plombe228 Illusion248 Opfer und Körper, Tausch und Versöhnung253 Kapitel IV: Der Warenkörper266 Anmerkungen276 Literatur293 Dank320
Vorwort9 Kapitel I: Zur Sozialpsychologie der Medizin13 Kommodifikation – Der menschliche Körper als Rohstoff und Handelsware16 Das Zeitalter der Organtransplantation22 Knappe Ressourcen27 Das Geschenk des Lebens32 Psychische Reaktion auf eine soziale Praxis38 Mangel und Ersatz39 Vom Geben und Nehmen45 Das Gesetz des Marktes52 Für und Wider einer Marktlösung52 Praxis des Organhandels60 Sozialpsychologie und Medizin64 »Sociology in Medicine« oder »Sociology of Medicine«66 Die »Wurzelgründe« der modernen Medizin75 Kapitel II: Beinverpflanzungswunder und Reliquienverehrung92 Die Heiligen Cosmas und Damian – Ihre Überlieferungs- und Wirkungsgeschichte97 Vom göttlichen Zwilling zum heiligen Bruderpaar98 Die wundersame Beinverpflanzung103 Vom Wunder zum Mitwirkungswunder106 Verehrte Körper107 Gehandelte Körper113 Ausnahmemensch und Fremdkörper122 Erwähltheit und Akkumulation130 Eucharistiefeier und der Leib des Herrn131 Gnadenversicherung und Erwähltheit135 Der »Glutkern«140 Kapitel III: Fetischismus – Heilsgut, Ware, Körper144 Fremde Körper – Gegen Unvernunft, Mohren und Katholiken148 Boßmanns Reise nach Guinea148 De Brosses’ Abhandlung über die Religion Nigritiens156 Göttliche Körper – Entfremdung und Idolatrie163 Facticius – Handelsware und bearbeitete Natur163 Fetischismus – Fremdes und verdrängtes Eigenes172 Fetischdienste und Reliquiare175 Handelskörper – Entfremdung und Fetischismus186 Der Warenfetisch187 Die Substanz der Ware – corpus facticium: Vergötzung des Körpers und Bearbeitung der Natur194 Schatzbildung und Priesterbetrug204 Traum und Rausch212 Mangelhafte Körper – Entfremdung und Perversion221 Narzisstische Plombe228 Illusion248 Opfer und Körper, Tausch und Versöhnung253 Kapitel IV: Der Warenkörper266 Anmerkungen276 Literatur293 Dank320
Rezensionen
'Geniale Darlegung' Lars Quadfasel in: Konkret, 4/2013
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