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Auf den Spuren des Jungen Tor Baz - des schwarzen Falken - führt Jamil Ahmad den Leser durch eine archaische Welt. Er erzählt aus der Grenzregion zwischen Pakistan, Afghanistan und Iran, von berückenden Landschaften, von Stammesriten und dem Kampf ums Überleben, aber auch von Weisheit, Mitgefühl und Liebe.
Das Schicksal von Tor Baz steht unter einem schlechten Stern. Seine Eltern haben die Stammesregeln verletzt, waren jahrelang auf der Flucht und werden schließlich doch von ihren Angehörigen aufgespürt und erbarmungslos gerichtet. Den Sohn lässt man allein in der Wüste zurück. Zwar
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Produktbeschreibung
Auf den Spuren des Jungen Tor Baz - des schwarzen Falken - führt Jamil Ahmad den Leser durch eine archaische Welt. Er erzählt aus der Grenzregion zwischen Pakistan, Afghanistan und Iran, von berückenden Landschaften, von Stammesriten und dem Kampf ums Überleben, aber auch von Weisheit, Mitgefühl und Liebe.

Das Schicksal von Tor Baz steht unter einem schlechten Stern. Seine Eltern haben die Stammesregeln verletzt, waren jahrelang auf der Flucht und werden schließlich doch von ihren Angehörigen aufgespürt und erbarmungslos gerichtet. Den Sohn lässt man allein in der Wüste zurück. Zwar überlebt Tor Baz, doch sein Leben entpuppt sich als einzige Odyssee. Mal steht er unter der Obhut eines Soldaten, dann ist er Begleiter und Lehrling eines wandernden Mullahs, schließlich Ersatzsohn eines Paares, dessen eigener Sohn auf zweifelhafte Weise zu Tode kam. Tor Baz erlebt Stammeszwiste und Mädchenhandel, er begegnet Rebellen und Militärs, aber auch ganz normalen Männern und Frauen, die alles geben würden, um ihre traditionelle Lebensweise zu bewahren. Die jedoch beginnt sich vor ihren eigenen Augen aufzulösen.
Autorenporträt
Ahmad, Jamil
Jamil Ahmad wurde 1933 in Jalandhar, Indien, geboren. Als pakistanischer Staatsbeamter arbeitete er vor allem in der Frontier Province und Belutschistan. Später war er Vorsitzender der Tribal Development Corporation. 1979, während der sowjetischen Invasion in Afghanistan, war er als Minister in der pakistanischen Botschaft in Kabul tätig. Sein Debüt Der Weg des Falken, wurde erst dreißig Jahre nach seiner Entstehung veröffentlicht. In der Zeitschrift GRANTA erschien ein Teilabdruck. Ahmad lebt mit seiner deutschen Frau in Islamabad. Der Weg des Falken war nominiert für die Shortlist des Man Asian Literary Prize sowie die des Commonwealth Prize.

Bandini, Giovanni und Ditte
Ditte und Giovanni Bandini arbeiten seit vielen Jahren als Übersetzer aus dem Englischen. Sie haben zusammen zahlreiche Romane u. a. von Colm Toíbín, Matt Ruff und natürlich Agatha Christie ins Deutsche übersetzt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Wenn man Jamil Ahmads "Der Weg des Falken" in den Händen hält, sieht es aus wie jedes andere Buch - aber das ist es nicht, stellt Roger Willemsen klar. Schon seine Entstehungsgeschichte ist äußerst ungewöhnlich, meint der Rezensent: gesammelt und aufgezeichnet wurden die Erzählungen vor rund vierzig Jahren, als Ahmad Regierungsbeauftragter in Belutschistan und Botschafter in Kabul war. Das Buch, als das sie nun endlich erscheinen, ist nicht Roman, nicht Erzählungsband, sondern in erster Linie "ein Dokument kulturellen Wissens", so Willemsen, eines Wissens, das hauptsächlich in mündlicher Überlieferung innerhalb von Nomadenstämmen weitergegeben wird. Und so dringt nun dieses bedrohte Wissen in unsere Ignoranz wie die Poesie des Erzählens in die karge Landschaft Afghanistans, meint Willemsen: "Farbe verdrängt das Monochrome."

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2013

Bevor die Taliban kamen

Jamil Ahmad schildert die unbekannte Welt der pakistanischen Stammesgebiete.

Von Stefan Weidner

Es gibt den Fluch der literarischen Ungleichzeitigkeit: Die besten Bücher hinken den geschilderten Ereignissen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinterher. Andere kommen zu früh: Die Romane, welche die arabischen Revolutionen erklären, etwa die des Schriftstellers Alaa al-Aswani, sind Jahre vor 2011 erschienen und im Westen lange unbemerkt geblieben. Jamil Ahmad, Jahrgang 1933, ein in Literaturkreisen unbekannter pakistanischer Pensionär, hat diesen Fluch jetzt ausgetrickst. Sein Rezept: vorher schreiben, nachher veröffentlichen. Wären seine Geschichten vor vierzig Jahren erschienen, als er sie verfasste, sie wären kaum beachtet worden. Jetzt sind sie ein internationaler Bestseller.

Denn das Ende der Welt, das Jamil Ahmad beschreibt, die afghanisch-pakistanische Grenzregion, wo der Autor einst als Staatsbeamter tätig war, ist inzwischen zum Rückzugsgebiet von al Qaida und Taliban geworden. "Der Weg des Falken", wie das späte Debüt heißt, ist eine Art Novellenkranz, der uns berichtet, wie die Menschen dort einst gelebt, geliebt und gedacht haben. Es vermag es so, die Verbissenheit der heutigen Auseinandersetzungen zumindest ein Stück weit verständlich zu machen, und es tut dies mit einem Verzicht auf alle Wertungen, wie es heute kaum mehr möglich wäre.

Einer entführt seine Geliebte. Auf der Flucht vor den Verfolgern lässt sich das Paar neben einem unwirtlichen Außenposten der Armee nieder, wo die Frau ein Kind zur Welt bringt. Als die Eltern Jahre später von ihren Verfolgern gefunden und erschlagen werden, wird der Junge neben den Leichen zurückgelassen. Dieses Kind ist der Falke, dessen "Weg" durch die Geschichten das Leitmotiv abgibt; die eigentlichen Helden sind aber immer die anderen, die den Jungen finden und aufnehmen. Zum Beispiel die Belutschen, die sich gegen den Staat erheben, der ihnen entgegen der Tradition vorschreiben will, wer ihr Oberhaupt zu sein hat.

Ehrenmänner, die sie sind, glauben sie einem Flugblatt, das ihnen freies Geleit zusichert. In der Stadt angekommen, werden sie nach einer empörenden Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt. "Über die Belutschen, ihr Anliegen, ihr Leben und ihren Tod wurde absolutes Stillschweigen vereinbart. Kein Zeitungsredakteur riskierte, sich ihretwegen eine Strafe einzuhandeln. Kein Bürokrat setzte seine Stellung aufs Spiel. Was mit ihnen starb, war ein Teil des Belutschenvolkes selbst. Ein wenig von der Spontaneität, mit der sie Zuneigung anboten, und etwas von ihrer Höflichkeit und ihrem Vertrauen. Auch dieses wurde vor Gericht gestellt und starb mit diesen sieben Männern."

Der Kommentar des Erzählers, übrigens der einzige im ganzen Buch, enthüllt das Motiv von Jamil Ahmads Schreiben und jahrelangem Schweigen gleichermaßen. "Der Weg des Falken" ist auch die Schilderung eines Ethnozids an jenen, die vor diesem Buch nie eine Stimme, ein Gewicht, einen Erzähler hatten. Die Vorstellung vom Nationalstaat, bei uns unweigerlich als zivilisatorische Errungenschaft angesehen, offenbart hier noch einmal ihre totalitäre Rückseite. Die im zwanzigsten Jahrhundert erstmals definierten Staatsgrenzen zwischen Afghanistan und zunächst Britisch-Indien, dann Pakistan zerschneiden rücksichtslos den Lebensraum der Nomaden.

Es gibt auch eine in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückgehende Schelmengeschichte, in der Deutsche und Engländer gegeneinander ausgespielt werden. Aber dass die Welt, die hier beschrieben wird, von der Auslöschung bedroht ist - dieses Wissen schwingt in jeder Zeile mit. Dabei verherrlicht Jamil Ahmad das rauhe Leben der Nomaden in den pakistanischen Grenzregionen keineswegs; er unterwirft es aber auch nicht der Checkliste eines hegemonialen Menschenrechtsdiskurses.

Jamil Ahmad schreibt einen einfachen, unprätentiösen Stil. Seine Erzählungen sind nicht so ausgefeilt und komplex wie etwa diejenigen Juan Rulfos aus dem ländlichen Mexiko, an die man sich ein wenig erinnert fühlt. Ihr Reiz besteht in der Erzählperspektive, die genau den richtigen Abstand hält: noch entfernt genug, um diese untergehende Welt von außen zu sehen; nah genug aber, um diese Distanz nie in eine innere umkippen zu lassen und die Figuren dem Leser zu entfremden, so fremd sie auch sind. Jamil Ahmads Buch, sagen wir daher voraus, wird auch dann noch gelesen werden, wenn an der pakistanischen Grenze irgendwann wieder Frieden herrschen sollte.

Jamil Ahmad: "Der Weg des Falken". Roman.

Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2013. 188 S., geb., 19,99 [Euro].

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"Beeindruckendes
Debüt." Roger Willemsen Berliner Zeitung, 02.05.2013