Hungern bis zum Kollaps
Die Autorin ist Psychologin, auch ihre beiden Töchter waren an Magersucht erkrankt. Nachdem ihr immer mehr "hoffnungslose Fälle" überwiesen wurden, eröffnete sie 1988 eine Praxis für die Behandlung von Patienten mit Ess-Störungen, 1993 eine Klinik für die stationäre
Behandlung. Claude-Pierre stellt in ihrem Buch klar, dass die Konzentration auf das Körpergewicht in der…mehrHungern bis zum Kollaps
Die Autorin ist Psychologin, auch ihre beiden Töchter waren an Magersucht erkrankt. Nachdem ihr immer mehr "hoffnungslose Fälle" überwiesen wurden, eröffnete sie 1988 eine Praxis für die Behandlung von Patienten mit Ess-Störungen, 1993 eine Klinik für die stationäre Behandlung. Claude-Pierre stellt in ihrem Buch klar, dass die Konzentration auf das Körpergewicht in der Behandlung essgestörter Patienten und das "Zunehmen" nur oberflächlich wirken. Für sie ist Magersucht Ausdruck eines so genannten Negativismus-Syndroms. Die unlogischen Denkmuster im Kopf der Kranken würden dazu führen, dass diese sich wertlos fühlen. Sie können an Depressionen erkranken, unfähig zu Entscheidungen werden und dazu Hilfe anzunehmen unter dem Motto: >Wage es nicht, mir zu helfen, ich verdiene es nicht< Dieser Negativismus sei ein konstitutioneller Wesenszug und besonders bei sehr pflichtbewussten über ihr Alter hinaus reifen Kindern zu finden, denen viel Verantwortung und viele Entscheidungen aufgebürdet würden. Eine strafende negative Stimme verbiete ihnen Essen und alle anderen Vergnügen. Lebenskrisen könnten dann Ess-Störungen ausbrechen lassen. Die Autorin lehnt die gängigen Erklärungsmuster für die Entstehung von Magersucht und Bulimie wie Schlankheitswahn, Ablehnung der weiblichen Rolle, Missbrauch, Überforderung durch ehrgeizige, fordernde Eltern ab. Ihre Therapie soll Halt geben und beim Entwickeln eines neuen Selbst helfen. Beeindruckend sind selbst gezeichnete Bilder von Claude-Pierres Patienten und deren persönliche Berichte, die anderen Erkrankten Mut machen sollen. Die Fallbeispiele und Einsichten sind typisch amerikanisch und lassen sich nur bedingt auf deutsche Verhältnisse übertragen. Der Stil des Buches wirkt teils übertrieben kitschig. Die Sicht einer betroffenen Mutter und Therapeutin ist in Grenzen für Familienangehörige Erkrankter geeignet.