Geheimnisvolle Weihnachten
"Wenn die Ruprechthorde in die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter kam, saßen meine Schwester und ich vor Furcht unter dem großen Tisch."
Erwin Strittmatters Geschichte unserer Weihnachtsbräuche ist eine Liebeserklärung an die Kindheit. Mit zauberhaften Illustrationen von Klaus Ensikat.
Strittmatters Weihnachtsgeschichte erzählt mit liebevollem Spott von den bangen Gebeten der Kinder, die sich vor dem ruppigen Ruprecht gewaltig fürchten. Doch dann bestellt die resolute Mutter kurzerhand das Christkind. Es erscheint mit Piepsstimme, in weißen Brautschuhen und Tüllschleier vor den Kindern in der kleinen Dorfschneiderei und wird von den schlauen Kleinen als Nachbarin entlarvt. Nach dem missglückten Christkindbesuch erfindet die rührende Mutter ein neues Weihnachtsgeheimnis: die Werkstatt des Weihnachtsmanns auf dem Dachboden, wo man ihn rumpeln und werkeln hört. Ein seltsamer Heiliger, der als heimliches Geschenk von den Kindern Heringsköpfe und Mäuse bekommt! Strittmatters humorvolle Erzählung hat Klaus Ensikat in einzigartigen Bildern eingefangen, die das Geheimnis der Weihnacht, den Zauber der Landschaft, alte Bräuche und dörflichen Alltag stimmungsvoll illustrieren.
"Wenn die Ruprechthorde in die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter kam, saßen meine Schwester und ich vor Furcht unter dem großen Tisch."
Erwin Strittmatters Geschichte unserer Weihnachtsbräuche ist eine Liebeserklärung an die Kindheit. Mit zauberhaften Illustrationen von Klaus Ensikat.
Strittmatters Weihnachtsgeschichte erzählt mit liebevollem Spott von den bangen Gebeten der Kinder, die sich vor dem ruppigen Ruprecht gewaltig fürchten. Doch dann bestellt die resolute Mutter kurzerhand das Christkind. Es erscheint mit Piepsstimme, in weißen Brautschuhen und Tüllschleier vor den Kindern in der kleinen Dorfschneiderei und wird von den schlauen Kleinen als Nachbarin entlarvt. Nach dem missglückten Christkindbesuch erfindet die rührende Mutter ein neues Weihnachtsgeheimnis: die Werkstatt des Weihnachtsmanns auf dem Dachboden, wo man ihn rumpeln und werkeln hört. Ein seltsamer Heiliger, der als heimliches Geschenk von den Kindern Heringsköpfe und Mäuse bekommt! Strittmatters humorvolle Erzählung hat Klaus Ensikat in einzigartigen Bildern eingefangen, die das Geheimnis der Weihnacht, den Zauber der Landschaft, alte Bräuche und dörflichen Alltag stimmungsvoll illustrieren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001Der Winter, in dem die Rüpel-Ruprechte nicht mehr erschienen
In Erwin Strittmatters sorbischer Heimat polterten vor Weihnachten statt dem würdigen Sankt Nikolaus und seinem rauhen Knecht gleich ein halbes Dutzend Ruprechte herum. Es waren die Burschen aus dem Dorf, die mit Birkenruten herumfuchtelten und Kindern das Fürchten lehrten. Sie warfen zwar auch Äpfel und Nüsse auf die gescheuerten Dielen, aber die Kleinen verkrochen sich ängstlich unter dem Zuschneidetisch der Mutter.
Erwin Strittmatter erinnert sich an sein Herzklopfen, an das Zittern zwischen Furcht und Erwartung, das die resolute Mutter jedoch ein für allemal abschaffte, indem sie den Rüpel-Ruprechten das Haus verbot und statt dessen im nächsten Jahr das Christkind bestellte. Den Kindern blieb aber nicht verborgen, daß das Christkind in seinem weißen Tüllkleid dünne Beine wie Nachbars Alma hatte und auch genau wie die mit piepsiger Mädchenstimme sprach. Es mußte eine neue vorweihnachtliche Respektsperson erfunden werden.
Die Mutter erfand einen Weihnachtsmann, der auf dem Dachboden heimlich seine Werkstatt aufgeschlagen hatte. Natürlich kamen die Kinder auch diesem Geheimnis auf die Spur, doch da war Weihnachten längst vorbei, und aus der Lumpenkiste, in der es so seltsam rumort hatte, spazierte eine Katzenmutter mit ihren vier Kleinen. "Der Weihnachtsmann hat Junge!" meldete der kleine Erwin das Ereignis.
Strittmatter erzählt die Episode realistisch mit dem ihm eigenen spröden Humor. Vermutlich stammt sie aus seinen letzten Lebensjahren. Wären nicht die wunderbaren Illustrationen von Klaus Ensikat, sie würde sich kaum einprägen. Doch Ensikat macht daraus nicht nur eine bibliophile Kostbarkeit, sondern ein Kunstwerk, das wir wieder und wieder betrachten können: Die bescheidenen Häuser eines Dorfes in der Niederlausitz (wir kennen sie aus Strittmatters Roman "Der Laden"), die groben Gestalten der wilden Ruprechte oder das strenge Gesicht der Mutter, die sich während des Ersten Weltkriegs mit Näharbeit durchschlug, und schließlich die weihnachtlichen Traumfiguren Engel, Rentierschlitten und ein rotnasiger Nikolaus, vor dem sich niemand zu fürchten braucht.
Ensikat gibt die kleine Welt in gedämpften, fast vergilbten Farben detailgenau wieder. Vergangenheit wird lebendig nicht zuletzt durch die typisch Ensikatsche Handschrift. Mit virtuoser Leichtigkeit und diesem präzisen Federstrich, der an seine Vorgänger, die Kupferstecher aus dem neunzehnten Jahrhundert, erinnert, gelingt ihm die Verzauberung, die von Büchern mit weihnachtlichen Themen erwartet wird. Strittmatters liebevoller Spott und Klaus Ensikats feine Ironie haben sich hier aufs Glücklichste verbunden.
MARIA FRISÉ
Erwin Strittmatter / Klaus Ensikat: "Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste". Aufbau Verlag, Berlin 2001. 32 S., geb., 24,90 DM. Ab 4 J. und für jedes Alter.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In Erwin Strittmatters sorbischer Heimat polterten vor Weihnachten statt dem würdigen Sankt Nikolaus und seinem rauhen Knecht gleich ein halbes Dutzend Ruprechte herum. Es waren die Burschen aus dem Dorf, die mit Birkenruten herumfuchtelten und Kindern das Fürchten lehrten. Sie warfen zwar auch Äpfel und Nüsse auf die gescheuerten Dielen, aber die Kleinen verkrochen sich ängstlich unter dem Zuschneidetisch der Mutter.
Erwin Strittmatter erinnert sich an sein Herzklopfen, an das Zittern zwischen Furcht und Erwartung, das die resolute Mutter jedoch ein für allemal abschaffte, indem sie den Rüpel-Ruprechten das Haus verbot und statt dessen im nächsten Jahr das Christkind bestellte. Den Kindern blieb aber nicht verborgen, daß das Christkind in seinem weißen Tüllkleid dünne Beine wie Nachbars Alma hatte und auch genau wie die mit piepsiger Mädchenstimme sprach. Es mußte eine neue vorweihnachtliche Respektsperson erfunden werden.
Die Mutter erfand einen Weihnachtsmann, der auf dem Dachboden heimlich seine Werkstatt aufgeschlagen hatte. Natürlich kamen die Kinder auch diesem Geheimnis auf die Spur, doch da war Weihnachten längst vorbei, und aus der Lumpenkiste, in der es so seltsam rumort hatte, spazierte eine Katzenmutter mit ihren vier Kleinen. "Der Weihnachtsmann hat Junge!" meldete der kleine Erwin das Ereignis.
Strittmatter erzählt die Episode realistisch mit dem ihm eigenen spröden Humor. Vermutlich stammt sie aus seinen letzten Lebensjahren. Wären nicht die wunderbaren Illustrationen von Klaus Ensikat, sie würde sich kaum einprägen. Doch Ensikat macht daraus nicht nur eine bibliophile Kostbarkeit, sondern ein Kunstwerk, das wir wieder und wieder betrachten können: Die bescheidenen Häuser eines Dorfes in der Niederlausitz (wir kennen sie aus Strittmatters Roman "Der Laden"), die groben Gestalten der wilden Ruprechte oder das strenge Gesicht der Mutter, die sich während des Ersten Weltkriegs mit Näharbeit durchschlug, und schließlich die weihnachtlichen Traumfiguren Engel, Rentierschlitten und ein rotnasiger Nikolaus, vor dem sich niemand zu fürchten braucht.
Ensikat gibt die kleine Welt in gedämpften, fast vergilbten Farben detailgenau wieder. Vergangenheit wird lebendig nicht zuletzt durch die typisch Ensikatsche Handschrift. Mit virtuoser Leichtigkeit und diesem präzisen Federstrich, der an seine Vorgänger, die Kupferstecher aus dem neunzehnten Jahrhundert, erinnert, gelingt ihm die Verzauberung, die von Büchern mit weihnachtlichen Themen erwartet wird. Strittmatters liebevoller Spott und Klaus Ensikats feine Ironie haben sich hier aufs Glücklichste verbunden.
MARIA FRISÉ
Erwin Strittmatter / Klaus Ensikat: "Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste". Aufbau Verlag, Berlin 2001. 32 S., geb., 24,90 DM. Ab 4 J. und für jedes Alter.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Vielleicht ein wenig zu realistisch, zu spröde vielleicht, wie Strittmatter da von Rüpel-Ruprechten und dem kindlichen Herzklopfen angesichts der Weihnachtsmannwerkstatt auf dem Dachboden seines serbischen Elternhauses erzählt. Maria Frise jedenfalls hätte sich diese Geschichte kaum eingeprägt, wären nicht "die wunderbaren Illustrationen von Klaus Ensikat" gewesen. Ensikat, schwärmt die Rezensentin, mache daraus ein Kunstwerk, "das wir wieder und wieder betrachten können". Und das geht so: Mit "gedämpften, fast vergilbten Farben", dabei detailgenau, und mit einer "virtuosen Leichtigkeit", die Frise an die Kupferstecher aus dem 19. Jahrhundert erinnert. So gelingt Verzauberung, "die von Büchern mit weihnachtlichen Themen erwartet wird".
© Perlentaucher Medien GmbH"
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