Ein Kinderbuchklassiker über Freundschaft und Fantasie Was kann an einem gewöhnlichen weißen Stein schon Besonderes sein? Ohne den weißen Stein, um den es hier geht, gäbe es diese Geschichte nicht. Ohne ihn hätten sich Fideli und der König der Gefahren, das heißt, eigentlich Fia und Hampus, womöglich nie kennen gelernt! Der Stein verleiht ihnen ungeahnten Mut: Hampus hätte es nie gewagt, die Kirchturmuhr in stockdunkler Nacht mit einem Gesicht zu verzieren, für den König der Gefahren dagegen war das ein Leichtes! Und Fia hätte unmöglich einen ganzen Tag lang schweigen können, Fideli sehr wohl. Doch leider gibt es da auch noch die Erwachsenen: die bösartige Tante Malin, die hinter dem Kirchturmgesicht ein Komplott vermutet, und den Amtsrichter, der unbedingt herausbekommen will, wer ihm das hartgekochte Ei ins Bett gelegt hat. Eine Geschichte voller Poesie und Magie und eine höchst spannende Geschichte dazu. Gunnel Linde versteht es wie ihre Zeitgenossin Astrid Lindgren auf unverwechselbare Weise Geschichten zu erzählen, die von zeitloser Qualität sind.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2004Die Kinder im Baum
Wieder da: Gunnel Lindes Klassiker "Der weiße Stein"
Manchmal hilft es dem eigenen Leben ein wenig auf die Sprünge, wenn man wenigstens für jemand anderen ein Rätsel ist. Das Mädchen Fia ist so ganz und gar keine schillernde Figur: Schüchtern ist sie und ein bißchen zu brav. Sie weiß nicht, was sie dazu treibt, dem fremden Jungen am Gartentor zu sagen, sie hieße Fideli. Und dann verspricht sie ihm ihren wichtigsten Troststein für eine Mutprobe. Daß er "der König der Gefahren" ist, nimmt sie dem verwegenen Jungen sofort ab.
Die schwedische Erzählerin Gunnel Linde führt hier zwei Kinder zusammen, die beide ihr eigenes Leben nicht sonderlich mögen. Deshalb verbergen sie es voreinander und erfinden sich gemeinsam ein neues. Fia hat dabei mehr zu verlieren als Hampus, der ein wenig an Huckleberry Finn erinnert. Ihre Abenteuer werden stets durch die Übergabe des weißen Steines besiegelt, er ist Pfand und Belohnung, Zeichen ihrer immer inniger werdenden Freundschaft und auch ein Symbol der Hingabe. Gunnel Linde inszeniert hier eine Gegenwelt der Kindheit, fern von dem, was die Erwachsenen als Wirklichkeit wahrnehmen. Ihr Ort ist die Linde vor Fias Fenster: ein Schutzraum und Ersatz-Zuhause.
Vierzig Jahre ist dieser Kinderroman schon alt, und das merkt man ihm trotz der behutsamen Neuübersetzung an. Orte und Personal sind überschaubar wie in einem Kammerspiel. Das ist zwar altmodisch, aber klug und spannungsreich komponiert; seine Themen - Freundschaft, Vertrauen, Selbstgewißheit - gehen Kinder immer etwas an. Kat Menschiks vitale Zeichnungen lassen zusätzlich einen frischen Wind durch die Geschichte gehen.
MONIKA OSBERGHAUS
Gunnel Linde: "Der weiße Stein". Aus dem Schwedischen übersetzt von Birgitta Kicherer. Mit Zeichnungen von Kat Menschik. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004. 200 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 9 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wieder da: Gunnel Lindes Klassiker "Der weiße Stein"
Manchmal hilft es dem eigenen Leben ein wenig auf die Sprünge, wenn man wenigstens für jemand anderen ein Rätsel ist. Das Mädchen Fia ist so ganz und gar keine schillernde Figur: Schüchtern ist sie und ein bißchen zu brav. Sie weiß nicht, was sie dazu treibt, dem fremden Jungen am Gartentor zu sagen, sie hieße Fideli. Und dann verspricht sie ihm ihren wichtigsten Troststein für eine Mutprobe. Daß er "der König der Gefahren" ist, nimmt sie dem verwegenen Jungen sofort ab.
Die schwedische Erzählerin Gunnel Linde führt hier zwei Kinder zusammen, die beide ihr eigenes Leben nicht sonderlich mögen. Deshalb verbergen sie es voreinander und erfinden sich gemeinsam ein neues. Fia hat dabei mehr zu verlieren als Hampus, der ein wenig an Huckleberry Finn erinnert. Ihre Abenteuer werden stets durch die Übergabe des weißen Steines besiegelt, er ist Pfand und Belohnung, Zeichen ihrer immer inniger werdenden Freundschaft und auch ein Symbol der Hingabe. Gunnel Linde inszeniert hier eine Gegenwelt der Kindheit, fern von dem, was die Erwachsenen als Wirklichkeit wahrnehmen. Ihr Ort ist die Linde vor Fias Fenster: ein Schutzraum und Ersatz-Zuhause.
Vierzig Jahre ist dieser Kinderroman schon alt, und das merkt man ihm trotz der behutsamen Neuübersetzung an. Orte und Personal sind überschaubar wie in einem Kammerspiel. Das ist zwar altmodisch, aber klug und spannungsreich komponiert; seine Themen - Freundschaft, Vertrauen, Selbstgewißheit - gehen Kinder immer etwas an. Kat Menschiks vitale Zeichnungen lassen zusätzlich einen frischen Wind durch die Geschichte gehen.
MONIKA OSBERGHAUS
Gunnel Linde: "Der weiße Stein". Aus dem Schwedischen übersetzt von Birgitta Kicherer. Mit Zeichnungen von Kat Menschik. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004. 200 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 9 J.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Mit "gemischten Gefühlen" nimmt Hilde Elisabeth Menzel dieses Kinderbuch der schwedischen Autorin Gunnel Linde zu Hand, das 1964 erstmals auf Deutsch erschien, 20 Jahre vergriffen war und nun wiederaufgelegt worden ist. Bänglich fragt sie sich, ob dieses einst zu ihren Lieblingsbüchern zählende Abenteuer von Hampus und Fia, die sich in den "König der Gefahren" und Fideli verwandeln und durch den weißen Stein zu "ungeahnten Taten ermutigt" werden, auch beim späten Wiederlesen noch seinen Reiz behält. Erleichtert stellt die Rezensentin fest, dass sie das Buch immer noch "wunderbar erzählt" und "bunt und spannend" findet, und sie lässt sich von der "heiteren und liebevollen Stimmung" gefangen nehmen. Dabei spiegelt das Buch keineswegs eine "heile Bullerbü-Welt", denn in der Geschichte gibt es schließlich immer noch die "bösartige Tante Malin" und fiese Schulkameraden, die Fia das Leben schwer machen, stellt die Rezensentin klar. Es ist und bleibt ein "Lieblingsbuch", freut sich Menzel, die geradezu erlöst wirkt, dass ihre "Erinnerung" an diese Geschichte sie nicht "getrogen" hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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