Geheimpolizist Heinrich Maler ist bei seiner Behörde in Ungnade gefallen und muß harmlose Bergleute bespitzeln, da kommt ihm der neue Auftrag in Münster gerade recht. In seiner alten Heimatstadt soll er Bischof Brinkmann ausspionieren, der Kanzler Otto von Bismark, der mit radikalen Mitteln den
Einfluß der katholischen Kirche eindämmen will und gerade im kleinen Bistum Münster auf erbitterten…mehrGeheimpolizist Heinrich Maler ist bei seiner Behörde in Ungnade gefallen und muß harmlose Bergleute bespitzeln, da kommt ihm der neue Auftrag in Münster gerade recht. In seiner alten Heimatstadt soll er Bischof Brinkmann ausspionieren, der Kanzler Otto von Bismark, der mit radikalen Mitteln den Einfluß der katholischen Kirche eindämmen will und gerade im kleinen Bistum Münster auf erbitterten Widerstand stößt, ein Dorn im Auge ist. Maler nimmt den Auftrag nur zögerlich an, ist doch der Bischof ein Freund seines Vaters und er kennt und schätzt ihn seit Kindertagen. Doch als er in Münster angekommen ist, erschüttern das beschauliche Münster grausame Morde, die einen religiösen Hintergrund zu haben scheinen. Während Heinrich Maler bei seinen Ermittlungen auf spiritistische Kreise stößt, macht in Münster das Gerücht die Runde, ein Werwolf würde umgehen.
Dem Autorenduo ist ein spannender und zunächst undurchschaubarer Krimi gelungen, der auch ein spannendes Stück Geschichte behandelt, von dem ich nicht sehr viel wußte. Der Kulturkampf zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche spiegelt sich im Kleinen in Münster wieder und den Autoren ist die Atmosphäre zwischen Kirchentreue und Aufklärung sehr gut gelungen. Seancen und spiritistische Zirkel, im Gegenzug dazu die aufgebrachten Bürger, die weiterhin treu den strengen Geboten der Kirche folgen, Pfarrer und Bischöfe, die überwacht oder gar arretiert werden, hier baut sich eine aufgeheizte Stimmung auf, die durch die grausamen Morde noch angeheizt wird. Das Bild das hier gezeichnet wird, vermittelt ein lebendiges und dichtes Sittengemälde einer Zeit im Umbruch.
Mit Heinrich Maler ist den Autoren eine sympathische Hauptfigur mit Ecken und Kanten gelungen, die durchaus noch Potenzial für eine Fortsetzung hätte. Maler ermittelt verbissen und nimmt auch persönliche Nachteile in Kauf, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Ihm zur Seite steht sein Kutscher Jolmes, den Maler zunächst nur widerwillig an den Ermittlungen beteiligt, der ihm jedoch bald ein richtiger Freund wird und auch alle Nebencharaktere wurden von den Autoren sehr facettenreich ausgearbeitet.
Der Krimifall wird von Anfang an spannend und temporeich erzählt und ist gekonnt in das historische Umfeld eingebettet. Nachdem der Mörder scheinbar gefaßt ist, kann der versierter Krimileser allerdings ahnen, wer der wahre Täter ist, doch da Heinrichs Privatleben gerade eine tragische Wendung nimmt, bleiben noch genug Dramatik und Spannung erhalten bis dann der wirkliche Mörder entlarvt wird. Die spannende Mördersuche wird durch eine dezente Liebesgeschichte abgerundet, die Heinrich Malers Privatleben am Ende ein wenig offen läßt und so vielleicht noch Raum für eine Fortsetzung gibt.
FaziT: ein spannender und komplexer historischer Krimi, der mit viel Lokalkolorit und interessanten Charakteren überzeugt und den Zeitgeist Ende des 19. Jahrhunderts einfängt.