Der Wettbewerb der Gauner, von Prof. Dr. Hans-Hermann Hoppe, erklärt die unerträgliche Problematik des Politischen. Wer immer noch darauf hofft, dass eines Tages Politiker regieren, welche keine falschen Versprechungen machen, welche die Steuergelder nicht verschwenden, nicht in die eigene Tasche wirtschaften, sollte dieses Buch lesen. Die Parteiendemokratie wird sich nicht verändern, so der Autor. Sozialstaaten sind die Quelle gesellschaftlcher Konflikte und sich zunehmend verschäfender Missstände. Wettbewerb ist nicht immer ein Vorteil. Ein Wettbewerb im Lügen und Abkassieren, im Täuschen und Tarnen, ein Wettbewerb von in der Regel minderwertigen Menschen kann keine guten Ergebnisse hervorbringen.Wenn, wie öfters beklagt wird, der Staat Beute der politischen Klasse sei, wird regelmäßig angeführt, dass sich die Damen und Herren Volksvertreter einen Selbstbedienungsladen eingerichtet hätten: zu hohe, unangemessene Diäten, steuerfrei Aufwandsentschädigungen, vorteilhafte Pensionsansprüche usw. Eine derartige Kritik gleicht einem Appell an Eierdiebe, sie möchten nicht ständig das Licht im Hühnerstall brennen lassen, es kostete nur unnötig Strom und die Hühner könnten nicht mehr einschlafen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.05.2012Steuern zahlen? Da könnte ja jeder kommen!
Politisch absolut unkorrekt: Der Nationalökonom Hans-Hermann Hoppe möchte den Staat loswerden
Das Problem, an dem die Liberalen scheitern sollten, hatte Montaignes Freund Étienne de La Boétie 1574 in seinem "Discours de la servitude volontaire" so formuliert: Warum lassen es die Menschen zu, dass ihnen die Freiheit vorenthalten wird? Die Ablösung des autokratischen durch das demokratische Regime, die der politische Liberalismus vorantrieb, hat Ersteres nämlich nicht nur nicht aus der Welt geschafft, sondern nur noch deutlicher hervortreten lassen. Dem Fürsten gestattete sein politisches Monopol zwar, sich am Eigentum der Untertanen zu vergreifen, aber dieser Neigung waren Grenzen gesetzt, deren Überschreitung das Risiko der Palastrevolte, des Giftmordes und ähnlicher Unannehmlichkeiten mit sich brachte.
In einer Demokratie hingegen, die auf politischem Wettbewerb beruht, wird das populäre, aber unmoralische Begehren nach dem Eigentum anderer systematisch gestärkt: "Jede Forderung wird legitim", schreibt Hans-Hermann Hoppe, "alles kann proklamiert und beansprucht werden, und alles ist zu haben. Nicht einmal das scheinbar allersicherste private Eigentumsrecht ist davon ausgenommen." Massenwahlen begünstigten die Übertragung der Staatsgeschäfte an jene, "die kaum oder keine Hemmungen haben, das Eigentum anderer Menschen zu entwenden". Je größer und anonymer diese institutionalisierte Kleptokratie wird, "umso unbedenklicher kann man seinen jeweiligen Neidgefühlen, Machtgelüsten und Wahnvorstellungen nachgeben. Und umso schneller wird die Demokratie zu einem Instrument, sich auf Kosten anderer zu ermächtigen und zu bereichern, und umso unausweichlicher kommt es zu einem stetigen wirtschaftlichen Niedergang."
Zu bemerken, dass der Autor gegen den Strom schwimmt, wäre eine Untertreibung. Was hier vorliegt, ist eine aus verschiedenen Aufsätzen und Interviews kompilierte, politisch absolut unkorrekte Kampfschrift eines laut Selbstbeschreibung "intellektuellen Anti-Intellektuellen", der die Legitimität des Staates bestreitet und für eine Privatrechtsgesellschaft freier Eigentümer plädiert. Es sei ein Irrglaube, schreibt Hoppe, dass nur Staaten öffentliche Güter bereitstellen könnten. "Aus der Tatsache, dass Affen Fahrrad fahren können, folgt nicht, dass nur Affen Fahrrad fahren können."
Hans-Hermann Hoppe ist der zur Zeit bedeutendste Vertreter des praxeologischen Zweiges der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die sich mit der Logik des menschlichen Handelns beschäftigt. Ein Zitat von Ludwig von Mises, auf den diese Denkschule zurückgeht, setzt Hoppe seinem neuen Buch voran: "Das Wesen der Staatstätigkeit ist, Menschen durch Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung zu zwingen, sich anders zu verhalten, als sie sich aus freiem Antrieb verhalten würden." Hoppe definiert den Staat als eine Institution, "die ein territoriales Monopol der Letzentscheidungsfindung in sämtlichen Konfliktfällen besitzt, einschließlich solcher, in die der Staat beziehungsweise seine Agenten selbst verwickelt sind", und die das Recht hat, einseitig den Preis festzulegen, der für ihre Dienstleistungen zu entrichten ist. Auch der demokratische Staat "operiert als ultimativer Rechtsmonopolist in einem vertragslosen rechtlichen Vakuum". Steuern, gleich in welcher Höhe, seien daher schlicht "Diebstahl und Räuberei".
Die Etatisten, zu denen Hoppe 99 Prozent der Intellektuellen zählt, berufen sich gerne auf Hobbes, demzufolge ein vertragsloser Naturzustand ständiger Konflikte erst durch die vertragliche Unterwerfung aller unter den Staat beseitigt worden sei. Aber einen außenstehenden Dritten, der einen solchen Unterwerfungsvertrag garantiert hätte, konnte es ebenso wenig gegeben haben wie es eine externe Autorität gibt, die Konflikte zwischen dem Staat und seinen Untertanen sowie zwischen den Staaten schlichten könnte. Sich selbst gegenüber befindet sich der Staat immer noch im Naturzustand der Anarchie, nichts und niemand kann ihn binden.
Indes steht für Hoppe außer Zweifel, dass die Zeit der großen Demokratien abgelaufen ist. "Entweder erklären die Staaten, dass sie zahlungsunfähig sind. Oder sie inflationieren ihre Schulden weg, indem sie Unmassen an Geld drucken und eine Hyperinflation erzeugen. Oder sie würgen jede wirtschaftliche Tätigkeit ab, indem sie die Steuern drastisch erhöhen." Wann die Katastrophe eintreten werde - "in fünf, zehn oder erst 15 Jahren" - lasse sich nicht vorhersagen. Sie könne in einem neuen Totalitarismus enden, aber auch in einer Sezessionsbewegung, die die Ablösung der staatlichen Ordnung durch eine Privatrechtsgesellschaft vorbereiten könnte.
KARL-PETER SCHWARZ
Hans-Hermann Hoppe: "Der Wettbewerb der Gauner". Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft.
Hubert W. Holzinger Verlag, Berlin 2012. 89 S., br., 12,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Politisch absolut unkorrekt: Der Nationalökonom Hans-Hermann Hoppe möchte den Staat loswerden
Das Problem, an dem die Liberalen scheitern sollten, hatte Montaignes Freund Étienne de La Boétie 1574 in seinem "Discours de la servitude volontaire" so formuliert: Warum lassen es die Menschen zu, dass ihnen die Freiheit vorenthalten wird? Die Ablösung des autokratischen durch das demokratische Regime, die der politische Liberalismus vorantrieb, hat Ersteres nämlich nicht nur nicht aus der Welt geschafft, sondern nur noch deutlicher hervortreten lassen. Dem Fürsten gestattete sein politisches Monopol zwar, sich am Eigentum der Untertanen zu vergreifen, aber dieser Neigung waren Grenzen gesetzt, deren Überschreitung das Risiko der Palastrevolte, des Giftmordes und ähnlicher Unannehmlichkeiten mit sich brachte.
In einer Demokratie hingegen, die auf politischem Wettbewerb beruht, wird das populäre, aber unmoralische Begehren nach dem Eigentum anderer systematisch gestärkt: "Jede Forderung wird legitim", schreibt Hans-Hermann Hoppe, "alles kann proklamiert und beansprucht werden, und alles ist zu haben. Nicht einmal das scheinbar allersicherste private Eigentumsrecht ist davon ausgenommen." Massenwahlen begünstigten die Übertragung der Staatsgeschäfte an jene, "die kaum oder keine Hemmungen haben, das Eigentum anderer Menschen zu entwenden". Je größer und anonymer diese institutionalisierte Kleptokratie wird, "umso unbedenklicher kann man seinen jeweiligen Neidgefühlen, Machtgelüsten und Wahnvorstellungen nachgeben. Und umso schneller wird die Demokratie zu einem Instrument, sich auf Kosten anderer zu ermächtigen und zu bereichern, und umso unausweichlicher kommt es zu einem stetigen wirtschaftlichen Niedergang."
Zu bemerken, dass der Autor gegen den Strom schwimmt, wäre eine Untertreibung. Was hier vorliegt, ist eine aus verschiedenen Aufsätzen und Interviews kompilierte, politisch absolut unkorrekte Kampfschrift eines laut Selbstbeschreibung "intellektuellen Anti-Intellektuellen", der die Legitimität des Staates bestreitet und für eine Privatrechtsgesellschaft freier Eigentümer plädiert. Es sei ein Irrglaube, schreibt Hoppe, dass nur Staaten öffentliche Güter bereitstellen könnten. "Aus der Tatsache, dass Affen Fahrrad fahren können, folgt nicht, dass nur Affen Fahrrad fahren können."
Hans-Hermann Hoppe ist der zur Zeit bedeutendste Vertreter des praxeologischen Zweiges der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die sich mit der Logik des menschlichen Handelns beschäftigt. Ein Zitat von Ludwig von Mises, auf den diese Denkschule zurückgeht, setzt Hoppe seinem neuen Buch voran: "Das Wesen der Staatstätigkeit ist, Menschen durch Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung zu zwingen, sich anders zu verhalten, als sie sich aus freiem Antrieb verhalten würden." Hoppe definiert den Staat als eine Institution, "die ein territoriales Monopol der Letzentscheidungsfindung in sämtlichen Konfliktfällen besitzt, einschließlich solcher, in die der Staat beziehungsweise seine Agenten selbst verwickelt sind", und die das Recht hat, einseitig den Preis festzulegen, der für ihre Dienstleistungen zu entrichten ist. Auch der demokratische Staat "operiert als ultimativer Rechtsmonopolist in einem vertragslosen rechtlichen Vakuum". Steuern, gleich in welcher Höhe, seien daher schlicht "Diebstahl und Räuberei".
Die Etatisten, zu denen Hoppe 99 Prozent der Intellektuellen zählt, berufen sich gerne auf Hobbes, demzufolge ein vertragsloser Naturzustand ständiger Konflikte erst durch die vertragliche Unterwerfung aller unter den Staat beseitigt worden sei. Aber einen außenstehenden Dritten, der einen solchen Unterwerfungsvertrag garantiert hätte, konnte es ebenso wenig gegeben haben wie es eine externe Autorität gibt, die Konflikte zwischen dem Staat und seinen Untertanen sowie zwischen den Staaten schlichten könnte. Sich selbst gegenüber befindet sich der Staat immer noch im Naturzustand der Anarchie, nichts und niemand kann ihn binden.
Indes steht für Hoppe außer Zweifel, dass die Zeit der großen Demokratien abgelaufen ist. "Entweder erklären die Staaten, dass sie zahlungsunfähig sind. Oder sie inflationieren ihre Schulden weg, indem sie Unmassen an Geld drucken und eine Hyperinflation erzeugen. Oder sie würgen jede wirtschaftliche Tätigkeit ab, indem sie die Steuern drastisch erhöhen." Wann die Katastrophe eintreten werde - "in fünf, zehn oder erst 15 Jahren" - lasse sich nicht vorhersagen. Sie könne in einem neuen Totalitarismus enden, aber auch in einer Sezessionsbewegung, die die Ablösung der staatlichen Ordnung durch eine Privatrechtsgesellschaft vorbereiten könnte.
KARL-PETER SCHWARZ
Hans-Hermann Hoppe: "Der Wettbewerb der Gauner". Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft.
Hubert W. Holzinger Verlag, Berlin 2012. 89 S., br., 12,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Karl-Peter Schwarz enthält sich einer Meinung und referiert nur den Inhalt dieses Buchs. Folgendes erfahren wir: Der österreichische Autor Hans-Hermann Hoppe sieht die großen Demokratien am Ende und findet das auch gut so. Für ihn haben Staaten keine Legitimität, weil sie sich selbst verwalten und alle Regeln unkontrolliert von Dritten selbst setzen. Die Illegitimität des Staates wirkt sich für Hoppe besonders krass in der Steuerfrage aus: Niemand kann dem Staat vorschreiben, wieviel Steuern er erheben kann. Die Folge sei quasi eine ungehinderte Enteignung der Bürger. Oder, wie Schwarz den Autor zitiert: "Diebstahl und Räuberei". Schwarz äußert dazu wie gesagt keine Meinung, hat aber auch nichts daran auszusetzen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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'Der Wettbewerb der Gauner - Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft' ist intellektuelle Gegenwehr und Lesevergnügen zugleich.(Thorsten Polleit)