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Dieser Band entstand im Zusammenhang mit der weltweit ersten Ausstellung über den weltberühmten Wiener Kreis des Logischen Empirismus und bringt aktuelle Forschungsbeiträge zur Geschichte und Wirkung dieser vertriebenen philosophischen Gruppe im zeitgeschichtlichen Umfeld. Dabei werden bislang unveröffentlichte Bilder und Dokumente publiziert. Dieser Bild- und Textband bietet damit einmalige und exemplarische Quellen- und Forschungszugänge als Beispiel für "Wissenschaft im Kontext" sowie "Wissenschaft und Öffentlichkeit".

Produktbeschreibung
Dieser Band entstand im Zusammenhang mit der weltweit ersten Ausstellung über den weltberühmten Wiener Kreis des Logischen Empirismus und bringt aktuelle Forschungsbeiträge zur Geschichte und Wirkung dieser vertriebenen philosophischen Gruppe im zeitgeschichtlichen Umfeld. Dabei werden bislang unveröffentlichte Bilder und Dokumente publiziert. Dieser Bild- und Textband bietet damit einmalige und exemplarische Quellen- und Forschungszugänge als Beispiel für "Wissenschaft im Kontext" sowie "Wissenschaft und Öffentlichkeit".
Autorenporträt
Friedrich Stadler, Professor im Bereich Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien, Begründer und wissenschaftlicher Leiter des Instituts Wiener Kreis. Zahlreiche Veröffentlichungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2016

Was meinen die Leute mit Wirklichkeit?
Ein Album mit Bildern und Texten zur Geschichte des "Wiener Kreises"

Das etwas vergilbte Typoskript führt links eine Reihe von Behauptungen an wie "Die Sprache bildet die Wirklichkeit ab" oder "Der Sinn des Satzes ist die Methode der Verifikation". Rechts von ihnen finden sich Kästchen mit farbig ausgemalten kleinen Kreisen. Jeder von ihnen steht für Zustimmung oder Verneinung einer der Behauptungen oder auch für die Ansicht, dass diese weder richtig noch falsch, sondern schlicht sinnlos oder uninteressant ist. Die Antworten stammen unter anderen von "S.", "H.", "C." und "N.". Das sind Moritz Schlick, Hans Hahn, Rudolf Carnap und Otto Neurath, die zum inneren Zirkel des "Wiener Kreises" gehörten und deren Haltungen zu Ludwig Wittgensteins "Tractatus" hier abgefragt wurden, sogar aufgeschlüsselt nach "vor Tract." und "nach Tract.", also vor und nach der Beschäftigung mit Wittgensteins berühmtem frühem Text.

Auf diesen philosophischen Fragebogen aus den frühen dreißiger Jahren stößt man in einem stattlichen Band, der am Leitfaden zahlreicher Bilder durch die Geschichte des "Wiener Kreises" führt. Der Weg führt von philosophischen Patenfiguren zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts über die frühen und "offiziellen" Jahre des "Kreises" (1924 bis 1936) bis hin zur Vertreibung seiner Mitglieder und der - bereits in den dreißiger Jahren anlaufenden - Internationalisierung seiner Ideen.

Natürlich ist ein solches Album, hervorgegangen aus einer vor kurzem in Wien gezeigten Ausstellung (F.A.Z. vom 16. September 2015), keine Einführung in die Philosophie und Wissenschaftstheorie des "Kreises" im strikten Sinn. Aber dafür lockt es mit seinen Bildern und knappgehaltenen Texten, das intellektuelle Netzwerk des "Kreises" kennenzulernen, sein Umfeld und seine Verknüpfungen mit anderen Zirkeln, wissenschaftlichen, politischen oder literarisch-künstlerischen.

In den Blick kommen da nicht nur die bekannten, sondern auch Randfiguren. Wie die Studentin Rose Rand, von der der beschriebene Fragebogen zur "Entwicklung der Thesen des ,Wiener Kreises'" stammt. Sie führte eine Zeitlang das Protokoll der Sitzungen des "Kreises". Als Jüdin war ihr bereits in den dreißiger Jahren der akademische Einstieg an der Universität Wien verschlossen. Moritz Schlick half ihr zwischendurch mit einer Vermittlung zu einem Wiener Psychiatrieprofessor, woraus eine Arbeit hervorging, in der man eigentlich auch gern einmal lesen würde: "Die Begriffe ,wirklich' und ,nichtwirklich' aufgrund der Befragung Geisteskranker".

Darin steckt zum einen ein reizvoller Übergang von der Befragung der Philosophen zu jener der Irren. Andererseits kommt einem gleich eine andere, 1938 entstandene Arbeit in den Sinn, nämlich des Norwegers Arne Næss, der in den dreißiger Jahren öfters nach Wien kam: ",Truth' as conceived by those who are not professional philosophers".

Natürlich denkt man beim Stichwort "Logischer Empirismus" nicht gerade an den unorthodoxen Empiriker Arne Næss. Aber der Reiz des vorliegenden Albums besteht auch darin, auf Figuren wie ihn oder Rose Rand auszugreifen. Wer die Haupt- und Staatsaktionen des "Kreises" bereits kennt, wird sich vielleicht an sie halten, aber doch auch zu den Hauptfiguren zahlreiche gut ausgewählte Dokumente und wenig bekannte Fotografien finden. Unmöglich eigentlich, beim Blättern und Lesen in diesem Band nicht hängenzubleiben.

HELMUT MAYER

"Der Wiener Kreis". Texte und Bilder zum Logischen Empirismus. Hrsg. von Christoph Limbeck-Lilienau und Friedrich Stadler.

LIT Verlag, Wien 2015. 488 S., br., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Helmut Mayer bleibt gerne hängen beim Blättern in diesem auf eine Ausstellung zurückgehenden Band über den Wiener Kreis, der ihm zwar keine Einführung in die Philosophie des Kreises bieten kann, aber dafür mit Fotos und kurzen Texten lockt und ihm das weitere Netzwerk des Kreises erschließt, das wissenschaftliche, politische oder auch literarisch-künstlerische, wie er schreibt. So lernt er den Empiriker Arne Næss kennen, entdeckt aber auch zu den Protagonisten spannende Dokumente und kann ihren Weg von 1924 bis zu ihrer Vertreibung nachvollziehen.

© Perlentaucher Medien GmbH