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Auf dem bekannten Kaiserbild im Stiegenhaus des Naturhistorischen Museums Wien sitzt Kaiser Franz I. Stefan an einem Tisch, auf dem Gegenstände aus seinen Sammlungen wie Ammoniten, Bergkristalle und Smaragde liegen und um den herum seine vier liebsten Gelehrten, die Direktoren dieser Sammlungen stehen. Einer davon ist Valentin Duval, eigentlich Valentin Jamerey. Den Namen Duval gab er sich selbst nach seiner Flucht aus dem Elternhaus im Jahre 1709. Duval, geboren 1795 in Frankreich in den allerärmsten Verhältnissen, Hirt von Lämmern,Hammeln und Truthähnen, Müllersknecht, Autodidakt,…mehr

Produktbeschreibung
Auf dem bekannten Kaiserbild im Stiegenhaus des Naturhistorischen Museums Wien sitzt Kaiser Franz I. Stefan an einem Tisch, auf dem Gegenstände aus seinen Sammlungen wie Ammoniten, Bergkristalle und Smaragde liegen und um den herum seine vier liebsten Gelehrten, die Direktoren dieser Sammlungen stehen. Einer davon ist Valentin Duval, eigentlich Valentin Jamerey. Den Namen Duval gab er sich selbst nach seiner Flucht aus dem Elternhaus im Jahre 1709. Duval, geboren 1795 in Frankreich in den allerärmsten Verhältnissen, Hirt von Lämmern,Hammeln und Truthähnen, Müllersknecht, Autodidakt, landwirtschaftliche Hilfskraft in einer Einsiedelei in Lothringen und schließlich Gelehrter, Historiker und Numismatiker, band sein Schicksal seit 1717 an das der Herzöge von Lothringen, zumal an das des späteren Kaisers und Gemahls von Maria Theresia: Franz I. Die letzten dreißig Jahre seines Lebens verbrachte er in der Wiener Hofburg als Direktor des kaiserlichen Münzkabinetts. Das ganze Paradox dieses Mannes ist, dass es ihm trotzdem gelang, kein Höfling zu sein. Jeder kannte zur damaligen Zeit diese ausgefallene Gestalt, die mit ihren demonstrativ ländlichen Sitten und rustikalen Manieren als der »wilde Mann am Wiener Hof« galt. Er schrieb Memoiren, die ihn als einen Autor ausweisen, bei dem als unumstößlich geltende Wahrheiten des Ancien Régime am frühesten und umfassendsten ausgehebelt wurden. Duvals Einsichten konnten - obwohl die Kritik konkret das Frankreich Ludwigs XIV. trifft - zu seiner Zeit nicht publiziert werden. Erst im 20. Jahrhundert in zwei französischen Ausgaben vollständig erschienen, sind seine Memoiren, jenes »unbekannte Meisterwerk«, wie Emmanuel Le Roy Ladurie in Le Monde schrieb, einer der verblüffendsten Texte der Frühaufklärung. Eine große Ausnahme auch darin, dass sie aus erster Hand präzise Beobachtungen über das bäuerliche Landleben zur Zeit des Sonnenkönigs enthalten, die alles andere als Idyllen und Pastoralen sind. Wie konnte ein solcher Mann am Wiener Hof nicht nur geduldet werden, sondern sogar die Anhänglichkeit und Fürsorge sowohl des Kaisers als auch Maria Theresias auf sich ziehen, die mit ihrem importierten Sonderling am Arm 1752 sogar auf einem Maskenball erschien?