Mit der Moderne entstand eine Pornographie, die allein der Erregung diente. Erstmals äußerte sich dieser Wille zur Lust in den Schriften des Marquis de Sade. Seitdem ist die Pornographie in viele Bereiche des Alltags vorgedrungen und zu einem prägenden Element westlicher Kultur geworden. Svenja Flaßpöhler zeichnet diese Entwicklung nach und erläutert schließlich, warum insbesondere der Film geeignet ist, unser Bedürfnis nach selbstgenügsamer Erregung zu stillen. Die bewegten Bilder zeigen uns etwas vermeintlich "Reales" - etwas, das die Schrift nur als Abwesendes zu bezeichnen vermag - und…mehr
Mit der Moderne entstand eine Pornographie, die allein der Erregung diente. Erstmals äußerte sich dieser Wille zur Lust in den Schriften des Marquis de Sade. Seitdem ist die Pornographie in viele Bereiche des Alltags vorgedrungen und zu einem prägenden Element westlicher Kultur geworden. Svenja Flaßpöhler zeichnet diese Entwicklung nach und erläutert schließlich, warum insbesondere der Film geeignet ist, unser Bedürfnis nach selbstgenügsamer Erregung zu stillen. Die bewegten Bilder zeigen uns etwas vermeintlich "Reales" - etwas, das die Schrift nur als Abwesendes zu bezeichnen vermag - und erregen uns fast wie auf Knopfdruck. Damit werden wir zu Lustmaschinen, die sich selbst genügen und den Anderen nicht mehr brauchen, um Befriedigung zu erlangen.
Svenja Flaßpöhler, Dr. phil., promovierte in Philosophie an der Universität Münster. Als freie Autorin arbeitet sie für den Deutschlandfunk und schreibt unter anderem für die FAZ, die Welt, den Freitag, die Berliner Zeitung und Psychologie Heute.
Inhaltsangabe
Dank7Einleitung81. Zum Unterschied von Pornographie und scientia sexualis241.1 Scientia sexualis: Wissen als Primärzweck301.1.1 Die Wende am Beginn der Moderne311.1.2 Die Geister wieder loswerden361.1.3 Regulative Himmelskörper471.2 Pornographie: Lust als Primärzweck561.2.1 "Frevlerische Diskurse"571.2.2 Erregung statt Einpflanzung611.2.3 Körperutopien802. Lustmaschinen: Vom Materialismus zur Pornographie822.1 Sades "Pornosophie"822.2 Immanente Triebkräfte872.2.1 Tat ohne Täter872.2.2 Die Natur ist asozial912.2.3 Die Einbildungskraft als erregender Zerrspiegel982.3 Transzendenz durch die Hintertür1052.3.1 Wollust als Pflicht1062.3.2 Die ewiggleiche Dramaturgie der Orgie1112.3.3 Die Überschreitung1162.3.4 Die Zerstörungslust macht vor sich selbst halt1202.4 Die Lustmaschine1253. Selbstvollendende Lustmaschinen1303.1 Hegel: Selbstvollendung durch den Anderen1323.1.1 Erfahrung statt Kategorienbrille1323.1.2 Die Begierde als Initialzündung1363.1.3 Herr und Knecht1403.2 Sade: Selbstvollendung durch reine Negation1453.2.1 Der Libertin kämpft nicht1453.2.2 Wohldosierte Stromstöße1463.3 Der Tod bei Sade und Hegel1583.3.1 Verfügung ins Allgemeine1593.3.2 Der 'kleine Tod'1633.4 Asymptotische Annäherung vs. kreisförmige Wiederholung1673.4.1 Triebverdrängung bis zur Vervollkommnung1673.4.2 Der Libertin fängt immer wieder bei (fast) Null an1703.5 Hand an sich legen: Die Selbstvollendung der Libertins1743.5.1 Primärer Narzissmus1753.5.2 Der Masturbator1804. Selbstvollendung ohne Verlangen: Der Pornofilm1844.1 Flinker Kupferstecher: Von Sade zum Pornofilm1874.1.1 Die Schrift verliert ihre repräsentative Kraft1904.1.2 Der Geschlechtsakt im reinen Licht der Apparatur2024.2 Sichtbarkeit gegen die Angst2104.2.1 Negierte Komplizenschaft2134.2.2 Die Angst im Griff des Masturbators2225. Die pornographische Besessenheit2466. Literatur252
Dank7Einleitung81. Zum Unterschied von Pornographie und scientia sexualis241.1 Scientia sexualis: Wissen als Primärzweck301.1.1 Die Wende am Beginn der Moderne311.1.2 Die Geister wieder loswerden361.1.3 Regulative Himmelskörper471.2 Pornographie: Lust als Primärzweck561.2.1 "Frevlerische Diskurse"571.2.2 Erregung statt Einpflanzung611.2.3 Körperutopien802. Lustmaschinen: Vom Materialismus zur Pornographie822.1 Sades "Pornosophie"822.2 Immanente Triebkräfte872.2.1 Tat ohne Täter872.2.2 Die Natur ist asozial912.2.3 Die Einbildungskraft als erregender Zerrspiegel982.3 Transzendenz durch die Hintertür1052.3.1 Wollust als Pflicht1062.3.2 Die ewiggleiche Dramaturgie der Orgie1112.3.3 Die Überschreitung1162.3.4 Die Zerstörungslust macht vor sich selbst halt1202.4 Die Lustmaschine1253. Selbstvollendende Lustmaschinen1303.1 Hegel: Selbstvollendung durch den Anderen1323.1.1 Erfahrung statt Kategorienbrille1323.1.2 Die Begierde als Initialzündung1363.1.3 Herr und Knecht1403.2 Sade: Selbstvollendung durch reine Negation1453.2.1 Der Libertin kämpft nicht1453.2.2 Wohldosierte Stromstöße1463.3 Der Tod bei Sade und Hegel1583.3.1 Verfügung ins Allgemeine1593.3.2 Der 'kleine Tod'1633.4 Asymptotische Annäherung vs. kreisförmige Wiederholung1673.4.1 Triebverdrängung bis zur Vervollkommnung1673.4.2 Der Libertin fängt immer wieder bei (fast) Null an1703.5 Hand an sich legen: Die Selbstvollendung der Libertins1743.5.1 Primärer Narzissmus1753.5.2 Der Masturbator1804. Selbstvollendung ohne Verlangen: Der Pornofilm1844.1 Flinker Kupferstecher: Von Sade zum Pornofilm1874.1.1 Die Schrift verliert ihre repräsentative Kraft1904.1.2 Der Geschlechtsakt im reinen Licht der Apparatur2024.2 Sichtbarkeit gegen die Angst2104.2.1 Negierte Komplizenschaft2134.2.2 Die Angst im Griff des Masturbators2225. Die pornographische Besessenheit2466. Literatur252
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nach reichlich Philosophiegeschichte von Hegel bis Foucault gelangt Svenja Flaßpöhler in ihrer Studie zu der Erkenntnis, Sex sei wesentlich von Pornografie zu unterscheiden, berichtet Rezensentin Britta Voss und begrüßt diese häufig übersehene Distinktion, nach der Sex für die Phantasie Spielräume, und Foucault zufolge sogar für den "Willen zur Wahrheit", lasse, Pornografie hingegen auf reine Stimulanz ziele. Letztere trägt für die Autorin wegen der dargestellten irrealen Dauergeilheit utopischen Charakter wie schon beim Marquis de Sade. Dieser philosophischen Adelung mag die Rezensentin nicht uneingeschränkt zustimmen und erinnert an Gewalt verherrlichende Pornografie und generell an das transportierte Frauenbild. Hier nur auf das Verbot von Gewaltdarstellung zu pochen, wie es die Autorin mache, reicht der Rezensentin nicht, denn irgendwie habe das doch sehr wahrscheinlich Einfluss auf unser menschliches Miteinander.