Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Georg-August-Universität Göttingen, Sprache: Deutsch, Abstract: Kann der "Willehalm" Wolfram von Eschenbachs, ungeachtet aller Epochengrenzen, in eine Geschichte der Humanität eingeordnet werden? Diese Frage bildet den Ausgangspunkt dieser Hausarbeit. Um Fragen zur Entstehung oder Absicht eines mittelalterlichen Textes zu beantworten, reicht eine rein textorientierte Erarbeitung häufig nicht aus. Es ist meiner Ansicht nach unerlässlich die historischen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Mit diesem Wissen erweitert sich die Perspektive auf den Text und es können neue Antworten generiert werden.Im Willehalm werden unter anderem der Umgang mit Heiden und der Kreuzzugsgedanke behandelt. Wie dabei die genaue Bewertung aussieht, ist umstritten. Die Forschung ist sich allerdings einig, dass der "Willehalm" inhumane Positionen durchaus in Frage stellt. Daraus ergibt sich die Frage, welchesZiel Wolfram damit bezweckte. War dies eine Einzelmeinung des Dichters Wolfram, war er politisch gesteuert oder gab es andere Gründe, die die Ansichten innerhalb des Textes begründen. Um diese Frage zu beantworten, muss interdisziplinär auf Texte von Geschichtswissenschaftlern zurückgegriffen werden. Denn die Bedeutung des Textes erschließt sich dem Leser meiner Ansicht nach nur, wenn man auch den historischen Kontext, der der Produktion zugrunde lag, betrachtet.Zu diesem Zweck wird nach der Vorstellung des Werkes, die politische Situation der damaligen Zeit vorgestellt und es wird eine mögliche Ursache für die Entstehung des Werkes gegeben. Danach wird der "Willehalm" mit der altfranzösischen Vorlage verglichen. Denn es ist problematisch fiktive Motive des Werkes auf reale Ereignisse umzudeuten. Dies führt häufig zu simplen Analogieschlüssen. Es ist entscheidend herauszuarbeiten, welche Änderungen Wolfram vornahm. Um im nächsten Schritt diese Änderungen zu begründen und in einenhistorischen Kontext einzubetten.Als Textgrundlage für die Analyse des "Willehalm" dient die Ausgabe von Werner Schröder (2003). Auch Texte von anderen mittelalterlichen Dichtern mit einer ähnlichen Thematik werden im Rahmen dieser Forschungsarbeit behandelt; die jeweilige Edition wird in den Fußnoten angegeben.
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