Bruno Baumann dokumentiert seine aufsehenerregenden Expeditionen in die Wüsten Afrikas und Asiens. Eindringlich lotet er das Grenzerlebnis Wüste aus, Schönheit und Gnadenlosigkeit, Lebensfülle und Kargheit, Faszination und totale Exposition.
"Die Welt hatte sich auf zwei Elemente reduziert: Sand und darüber Himmel." Fasziniert von der großen Stille, durchstreift der bekannte Abenteurer und Fotograf Bruno Baumann seit 20 Jahren gewaltige Naturlandschaften. Die Sand- und Gebirgswüsten der Erde Sahel, Sahara, Tibesti und Transhimalaja hat er so intensiv erlebt wie kaum ein anderer Europäer. In der als Todeswüste gefürchteten Takla Makan begab er sich auf historische Spurensuche und stieß dabei auf ein "Pompeji der Wüste", eine vom Sand verwehte Stadt aus der Zeit der Seidenstraße. In der Gobi schaffte er, was noch niemandem zuvor gelang: ihr sandiges Herzstück mit eigener Kraft zu überwinden.
"Die Welt hatte sich auf zwei Elemente reduziert: Sand und darüber Himmel." Fasziniert von der großen Stille, durchstreift der bekannte Abenteurer und Fotograf Bruno Baumann seit 20 Jahren gewaltige Naturlandschaften. Die Sand- und Gebirgswüsten der Erde Sahel, Sahara, Tibesti und Transhimalaja hat er so intensiv erlebt wie kaum ein anderer Europäer. In der als Todeswüste gefürchteten Takla Makan begab er sich auf historische Spurensuche und stieß dabei auf ein "Pompeji der Wüste", eine vom Sand verwehte Stadt aus der Zeit der Seidenstraße. In der Gobi schaffte er, was noch niemandem zuvor gelang: ihr sandiges Herzstück mit eigener Kraft zu überwinden.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2011Mobile Oase
Bruno Baumann geht durch Wüsten, der Karawane voran
Der Grenzgänger flieht den Alltag. An die Pole, ins Hochgebirge, sehr gern auch in die Wüste. Wenn er zurück ist, schreibt er meist ein Buch. Der Leser soll wissen, wie es fern des Alltags ist, wenn einer sich spürt, „eins wird“ mit der Natur. Paradoxerweise sind für den Leser die ganz alltäglichen Dinge in den Reiseberichten meist die interessantesten. Nicht Tages-Kilometerleistungen, nicht Landschafts- oder Seelenbeschreibungen, sondern: Was wurde gegessen? Wer stritt sich mit wem? Was denkt der chinesische Hirte über die verrückten Langnasen, die freiwillig zu Fuß durch die Wüste gehen?
Bruno Baumann, der 20 Jahre lang zu Fuß durch die meisten Wüsten dieser Erde gegangen ist und nun eine Art Resümee in Buchform zieht, liefert beides. Man erfährt, wie eine Kamelkarawane als „mobile Oase“ funktioniert, und auch, welche Stimmungen und Gefühle ein 500-Kilometer-Marsch allein durch die Wüste Gobi in einem wie Baumann auslöst. Dass er zum Essen nur ein Päckchen mit Dörrpflaumen dabei hatte, deren Kerne er tagelang gegen den Durst lutschte, sowie als Notration ein Stück Tiroler Speck und etwas Schüttelbrot, „so staubtrocken wie die Wüste selbst“, ist mindestens genauso kurios.
Baumann schaffte eine Solo-Durchquerung der Gobi 2003 nur, weil er in den Jahren zuvor im Schutz von Kamelkarawanen die dafür nötige Erfahrung gesammelt hat. „Die Karawane braucht mich nicht, ich aber brauche sie. Die Karawane ist autark, während ich symbiotisch von ihr abhängig bin.“ Die Karawanen durch die Takla Makan oder die Gobi setzen sich allerdings nur in Bewegung, weil Baumann sie bezahlt. Denn diese romantische Fortbewegungsart ist aus den meisten Teilen der Erde verschwunden. Baumann läuft mit Skistöcken und einer Tagesration Wasser voraus. Er will allein sein und die Wüste ganz erfahren, wie er immer wieder schreibt. Selbst abends liegt er lieber abseits in seinem Schlafsack und bewundert die Sterne, als auf Lagerfeuerromantik zu machen. Er sinniert dann über die Kraft der Intuition, die er beim Wüstenwandern und Navigieren wiederentdeckt, statt der Ratio, nach der man im alltäglichen Leben funktionieren müsse. In der Takla Makan findet er auf diese Art die buddhistische Ruinenstätte Kara-dong wieder, nachdem diese zuletzt vor fast 100 Jahren besucht worden war. Doch ihm geht es nicht um Erforschung der Ruinen, sondern seiner selbst.
Als er auf seiner Solo-Durchquerung der Gobi zu dem mitten in der Wüste lebenden Kamelhirten Lao Gao kommt, der ihn Jahre zuvor einmal vor dem Verdursten gerettet hat, findet er dessen Lehmhütte verändert: Eine Satellitenschüssel prangt am Dach. „Sie schauen Werbefernsehen aus Shanghai. So ist es nun mal. Den Sternenhimmel gibt es jeden Tag, und die Gaos schauen nicht mehr hin.“ Dem Alltag ist eben nicht zu entkommen. HANS GASSER
Bruno Baumann
Der Wüstengänger
Meine Reisen durch die Sandmeere der Welt. Piper Verlag, München 2011.
304 Seiten, 22,99 Euro.
Der Kamelhirte zieht das
Satellitenfernsehen dem
Sternenhimmelgucken vor
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Bruno Baumann geht durch Wüsten, der Karawane voran
Der Grenzgänger flieht den Alltag. An die Pole, ins Hochgebirge, sehr gern auch in die Wüste. Wenn er zurück ist, schreibt er meist ein Buch. Der Leser soll wissen, wie es fern des Alltags ist, wenn einer sich spürt, „eins wird“ mit der Natur. Paradoxerweise sind für den Leser die ganz alltäglichen Dinge in den Reiseberichten meist die interessantesten. Nicht Tages-Kilometerleistungen, nicht Landschafts- oder Seelenbeschreibungen, sondern: Was wurde gegessen? Wer stritt sich mit wem? Was denkt der chinesische Hirte über die verrückten Langnasen, die freiwillig zu Fuß durch die Wüste gehen?
Bruno Baumann, der 20 Jahre lang zu Fuß durch die meisten Wüsten dieser Erde gegangen ist und nun eine Art Resümee in Buchform zieht, liefert beides. Man erfährt, wie eine Kamelkarawane als „mobile Oase“ funktioniert, und auch, welche Stimmungen und Gefühle ein 500-Kilometer-Marsch allein durch die Wüste Gobi in einem wie Baumann auslöst. Dass er zum Essen nur ein Päckchen mit Dörrpflaumen dabei hatte, deren Kerne er tagelang gegen den Durst lutschte, sowie als Notration ein Stück Tiroler Speck und etwas Schüttelbrot, „so staubtrocken wie die Wüste selbst“, ist mindestens genauso kurios.
Baumann schaffte eine Solo-Durchquerung der Gobi 2003 nur, weil er in den Jahren zuvor im Schutz von Kamelkarawanen die dafür nötige Erfahrung gesammelt hat. „Die Karawane braucht mich nicht, ich aber brauche sie. Die Karawane ist autark, während ich symbiotisch von ihr abhängig bin.“ Die Karawanen durch die Takla Makan oder die Gobi setzen sich allerdings nur in Bewegung, weil Baumann sie bezahlt. Denn diese romantische Fortbewegungsart ist aus den meisten Teilen der Erde verschwunden. Baumann läuft mit Skistöcken und einer Tagesration Wasser voraus. Er will allein sein und die Wüste ganz erfahren, wie er immer wieder schreibt. Selbst abends liegt er lieber abseits in seinem Schlafsack und bewundert die Sterne, als auf Lagerfeuerromantik zu machen. Er sinniert dann über die Kraft der Intuition, die er beim Wüstenwandern und Navigieren wiederentdeckt, statt der Ratio, nach der man im alltäglichen Leben funktionieren müsse. In der Takla Makan findet er auf diese Art die buddhistische Ruinenstätte Kara-dong wieder, nachdem diese zuletzt vor fast 100 Jahren besucht worden war. Doch ihm geht es nicht um Erforschung der Ruinen, sondern seiner selbst.
Als er auf seiner Solo-Durchquerung der Gobi zu dem mitten in der Wüste lebenden Kamelhirten Lao Gao kommt, der ihn Jahre zuvor einmal vor dem Verdursten gerettet hat, findet er dessen Lehmhütte verändert: Eine Satellitenschüssel prangt am Dach. „Sie schauen Werbefernsehen aus Shanghai. So ist es nun mal. Den Sternenhimmel gibt es jeden Tag, und die Gaos schauen nicht mehr hin.“ Dem Alltag ist eben nicht zu entkommen. HANS GASSER
Bruno Baumann
Der Wüstengänger
Meine Reisen durch die Sandmeere der Welt. Piper Verlag, München 2011.
304 Seiten, 22,99 Euro.
Der Kamelhirte zieht das
Satellitenfernsehen dem
Sternenhimmelgucken vor
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.08.2012Das Sandmännchen ist da
Bruno Baumann verlässt sich auf sich selbst. Auf seine Solotour durch die Wüste Gobi nahm "Der Wüstengänger" weder ein Satellitentelefon noch ein Gerät für ein Notsignal mit. Das Ausgesetztsein "im Sinne von Auf-sich-allein-gestellt-Sein" hält Baumann für eine wesentliche Voraussetzung, um eigene Grenzen zu überwinden. Menschen seien so gestrickt, sagt er, ihr Potential erst hervorzubringen, wenn es keine anderen Möglichkeiten gebe. Der Österreicher Baumann wanderte in den "Sandmeeren der Welt", seine Erfahrungen und Reportagen hat er in diesem Buch gebündelt. Wie ein Liebender beschreibt er die Wüsten, will diese "spüren, schmecken, hören, sehen", schwärmt von Dünen, die aussehen wie "nebeneinanderliegende nackte Frauenkörper", ihrer goldbraunen Haut, den "riesenhaften Torsos", deliriert von Brüsten, Gesäßen, langen Beinen. Wahrscheinlich ist es auch recht heiß in der Wüste. Und wie ein Liebender kann Baumann von seinem Thema nicht lassen. Das führt zu einiger Redundanz, eine Düne ist eine Düne ist eine Düne, formte sie der Wind nun in China oder in der Sahara. Dennoch lesen sich Baumanns Abenteuer spannend, er ist ein versierter Autor, spricht nicht nur von sich, sondern von zahlreichen Begegnungen. Schade, dass das Buch kein Register enthält, keine Zeittafel, keine genaueren Daten, wie lange Baumann in der Takla Makan, in der Gobi, in der Sahara jeweils unterwegs gewesen ist. Doch Vorsicht: Baumanns Begeisterung über eine Welt, "in der es nichts mehr Größeres als ein Sandkorn gibt", ist ansteckend. Gerne würde man auch gleich loswandern.
bär
"Der Wüstengänger. Meine Reisen durch die Sandmeere der Welt" von Bruno Baumann. Malik Verlag, München 2011. 302 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 22,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bruno Baumann verlässt sich auf sich selbst. Auf seine Solotour durch die Wüste Gobi nahm "Der Wüstengänger" weder ein Satellitentelefon noch ein Gerät für ein Notsignal mit. Das Ausgesetztsein "im Sinne von Auf-sich-allein-gestellt-Sein" hält Baumann für eine wesentliche Voraussetzung, um eigene Grenzen zu überwinden. Menschen seien so gestrickt, sagt er, ihr Potential erst hervorzubringen, wenn es keine anderen Möglichkeiten gebe. Der Österreicher Baumann wanderte in den "Sandmeeren der Welt", seine Erfahrungen und Reportagen hat er in diesem Buch gebündelt. Wie ein Liebender beschreibt er die Wüsten, will diese "spüren, schmecken, hören, sehen", schwärmt von Dünen, die aussehen wie "nebeneinanderliegende nackte Frauenkörper", ihrer goldbraunen Haut, den "riesenhaften Torsos", deliriert von Brüsten, Gesäßen, langen Beinen. Wahrscheinlich ist es auch recht heiß in der Wüste. Und wie ein Liebender kann Baumann von seinem Thema nicht lassen. Das führt zu einiger Redundanz, eine Düne ist eine Düne ist eine Düne, formte sie der Wind nun in China oder in der Sahara. Dennoch lesen sich Baumanns Abenteuer spannend, er ist ein versierter Autor, spricht nicht nur von sich, sondern von zahlreichen Begegnungen. Schade, dass das Buch kein Register enthält, keine Zeittafel, keine genaueren Daten, wie lange Baumann in der Takla Makan, in der Gobi, in der Sahara jeweils unterwegs gewesen ist. Doch Vorsicht: Baumanns Begeisterung über eine Welt, "in der es nichts mehr Größeres als ein Sandkorn gibt", ist ansteckend. Gerne würde man auch gleich loswandern.
bär
"Der Wüstengänger. Meine Reisen durch die Sandmeere der Welt" von Bruno Baumann. Malik Verlag, München 2011. 302 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 22,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nicht ohne Ironie bespricht Rezensent Hans Gasser diesen Band mit den üblichen Selbsterfahrungen eines Extremsportlers. Aber das heißt nicht, dass er sich bei der Lektüre nicht unterhalten hat. Bruno Baumann läuft seit Jahren durch die Wüsten dieser Welt. Er bezahlt Karawanen, damit er ihnen voraus gehen kann, in der Illusion, nun radikal allein zu sein und "eins mit der Natur" zu werden. Aber er schreibt wohl ganz ansprechend darüber, Gasser hat jedenfalls dies und das über den Alltag bei derart strapaziösen Unternehmungen gelernt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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