In diesem Buch gelingt es den Autoren aus der Gegenüberstellung von eigenen Fotos und Werken arabischer, türkischer, persischer und indischer Buchmalerei, ebenso reizvolle wie verblüffende Spiegelbilder aus dem islamischen Alltag von einst und heute zu erschaffen. Zwar trennen oft Jahrhunderte die einzelnen Bildpaare, doch offenbaren sie jenseits von Raum und Zeit und über alle Unterschiede hinweg überraschende Kontinuitäten in einer Kultur und Zivilisation, deren Ausstrahlung von Marokko bis China reicht.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Regelrecht bezaubern ließ sich die Rezensentin mit dem Kürzel "as" von diesem Bildband des Fotografenpaares Roland und Sabrina Michaud, einem richtigen Gesamtkunstwerk, das Kunst und Fotografie zusammenbringe. Das Prinzip ist folgendes, erläutert "as": einer Miniaturmalerei wird jeweils eine Fotografie mit einem oft fast identischen oder ähnlichen Sujet zur Seite gestellt. Erstaunliche Korrespondenzen ergeben sich dabei, staunt die Rezensentin auch über den großen Fundus der Michauds, der mit Aufnahmen ihrer bald 50 Jahre währenden Reisetätigkeit bestückt ist. Wo soviel Zauberhaftes erblickt wird, nimmt es kaum Wunder, dass den Herausgebern eine "romantisierende Tendenz" nicht abgesprochen werden kann. Das Konzept des Fotografenpaares empfindet "as" als "inszenierte Zeitlosigkeit", die so manchen Betrachter durchaus irritieren dürfte. Die Einbrüche der Moderne in Landschaften und Lebenswelten der islamischen Welt wie auch die sozial-politischen Konfliktpotenziale dieser Gesellschaften bleiben ausgeblendet, stellt "as" nüchtern fest.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.03.2004Lehren der Schönheit: Lebensbilder des Islam
Entschiedener als andere Religionen beharrt der Islam auf dem Unzeigbaren alles Göttlichen. Kein Bild, das die Worte des Propheten Mohammed illustrierte. "Gott ist schön, und Er liebt das Schöne." So muß man das hinnehmen. Die Scheu vor der Abbildung, damit wohl auch der Eindeutigkeit, hat nicht zuletzt zum Mysterium beigetragen, das die westliche Welt dem Orient bis heute zuspricht. Und doch haben Künstler auch dort seit je Bilder für das Leben und den Glauben gefunden. Die französischen Fotografen Sabrina und Roland Michaud ließen sich vor fünfzig Jahren erstmals in den Orient locken - von Buchmalereien aus der islamischen Welt zwischen Nord- und Westafrika und Asien. Sie reisten dorthin, um, wie Roland Michaud im Vorwort dieses prächtigen Bands schreibt, "die Wirklichkeit mit unseren Sinnen zu erfahren." Wohl auch, um zu überprüfen, ob die Welt der Bilder von einst die Zeitenläufte überstanden hat. Das mag ein naiver Ansatz gewesen sein - doch er führte zu eindrucksvollen Ergebnissen. Dieses Buch ist das opus summum eines in zahlreichen Bildbänden nachbereiteten bibliophil-lebensneugierigen Unternehmens, dessen Grundidee die Transzendenz des Blicks ist. Jede Doppelseite kontrastiert eine historische Illustration mit einem Gegenstück aus der Gegenwart. Bisweilen bedarf es viel Phantasie, um Entsprechungen zu erkennen; mitunter stehen einfach zwei schöne Bilder nebeneinander. Denn auch das ist den Lehren des Islam zu entnehmen: Nur das Schöne trägt Schönheit in sich. Unser Foto entstand 1975 in Fès in Marokko.
A.O.
"Der Zauber des Orients" von Roland und Sabrina Michaud. Belser Verlag, Stuttgart 2003. 255 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Gebunden, 39,90 Euro. ISBN 3-7630-2261-9.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Entschiedener als andere Religionen beharrt der Islam auf dem Unzeigbaren alles Göttlichen. Kein Bild, das die Worte des Propheten Mohammed illustrierte. "Gott ist schön, und Er liebt das Schöne." So muß man das hinnehmen. Die Scheu vor der Abbildung, damit wohl auch der Eindeutigkeit, hat nicht zuletzt zum Mysterium beigetragen, das die westliche Welt dem Orient bis heute zuspricht. Und doch haben Künstler auch dort seit je Bilder für das Leben und den Glauben gefunden. Die französischen Fotografen Sabrina und Roland Michaud ließen sich vor fünfzig Jahren erstmals in den Orient locken - von Buchmalereien aus der islamischen Welt zwischen Nord- und Westafrika und Asien. Sie reisten dorthin, um, wie Roland Michaud im Vorwort dieses prächtigen Bands schreibt, "die Wirklichkeit mit unseren Sinnen zu erfahren." Wohl auch, um zu überprüfen, ob die Welt der Bilder von einst die Zeitenläufte überstanden hat. Das mag ein naiver Ansatz gewesen sein - doch er führte zu eindrucksvollen Ergebnissen. Dieses Buch ist das opus summum eines in zahlreichen Bildbänden nachbereiteten bibliophil-lebensneugierigen Unternehmens, dessen Grundidee die Transzendenz des Blicks ist. Jede Doppelseite kontrastiert eine historische Illustration mit einem Gegenstück aus der Gegenwart. Bisweilen bedarf es viel Phantasie, um Entsprechungen zu erkennen; mitunter stehen einfach zwei schöne Bilder nebeneinander. Denn auch das ist den Lehren des Islam zu entnehmen: Nur das Schöne trägt Schönheit in sich. Unser Foto entstand 1975 in Fès in Marokko.
A.O.
"Der Zauber des Orients" von Roland und Sabrina Michaud. Belser Verlag, Stuttgart 2003. 255 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Gebunden, 39,90 Euro. ISBN 3-7630-2261-9.
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