Mitten in der düsteren Nachkriegszeit wächst Daniel in einem Armenviertel Barcelonas auf. Nur auf die Nachmittage freut sich der Junge, denn da besucht er die lungenkranke Susana. Eines Tages taucht in der Villa der mysteriöse Nandu Forcat auf, der sich als Weggefährte von Susanas Vater, dem exilierten Widerstandskämpfer Kim, ausgibt. Eingehüllt in einen seidenen Kimono, erzählt er den beiden jeden Abend von dessen abenteuerlicher Suche nach einem ehemaligen Gestapo-Offizier. Atemlos lauschend tauchen das Mädchen und ihr jugendlicher Verehrer ein in das legendäre Shanghai der vierziger Jahre, in die mondäne Glitzerwelt der High Society und die Unterwelt mit Berufskillern, Drogenbossen und schönen Frauen. Doch die Wirklichkeit holt sie immer wieder ein.
"Der reinste Marsé, der herrliche Erzähler, der das Geheimnis kennt, Fiktion und Realität göttlichst zu mischen." Rosa Mora in 'El País'
"Eine geniale Mischung aus Realität und Phantasie [...] Marsés Roman ist ein Hochgenuß: witzig, manchmal sarkastisch. Marsé beherrscht die Kunst, eine Geschichte fast wie einen Film zu visualisieren. Und so läßt man sich als Leser, genauso wie die Romanfiguren, in der Erinnerung und im Traum gerne nach Shanghai forttragen " Radio Bremen Juan Marsé: Der Zauber von Shanghai Pressestimmen
"'Der Zauber von Shanghai' ist zweifellos der beste Roman dieses Frühjahrs [...] er verstrickt den Leser in seinen Zauber, aus dem er sich bis zuletzt nicht mehr zu lösen vermag." Rafael Conte in der 'ABC'
"Es ist einfach meisterlich, wie Marsé gegen das feinnervige Beziehungsbild in Barcelona das handlungsreiche Shanghai setzt." Constanze Holdermann im Süddeutschen Rundfunk
"In 'Der Zauber von Shanghai' spinnt Marsé ein feines Netz von Beziehungen, poetisch, phantastisch und durchzogen von leiser Melancholie. Ein ausgezeichneter, kunstvoll gewobener und feinsinnig erzählter Roman." Schweizer Familie
"Verschiedene Romane belegen Marsés künstlerische Kompetenz und begründen den zweifachen Ruf, zu den brillantesten spanischen Schriftstellern und zu den unerbittlichsten Beobachtern der Gesellschaft zu gehören. 'Der Zauber von Shanghai' wird die Bedeutung dieses Autors noch vertiefen, seine Begabung noch verdeutlichen Denn er hat ein stilles, schönes und ergreifendes Buch geschrieben [...] Eine Parabel über die Bedeutung der Phantasie. Oder besser: Gleich verschiedenste Parabeln, denn in diesem vielschichtigen Buch verweben sich ganz unterschiedliche Erzählungen zu einem facettenreichen Ganzen." Schaffhauser Nachrichten
"Eine geniale Mischung aus Realität und Phantasie [...] Marsés Roman ist ein Hochgenuß: witzig, manchmal sarkastisch. Marsé beherrscht die Kunst, eine Geschichte fast wie einen Film zu visualisieren. Und so läßt man sich als Leser, genauso wie die Romanfiguren, in der Erinnerung und im Traum gerne nach Shanghai forttragen " Radio Bremen Juan Marsé: Der Zauber von Shanghai Pressestimmen
"'Der Zauber von Shanghai' ist zweifellos der beste Roman dieses Frühjahrs [...] er verstrickt den Leser in seinen Zauber, aus dem er sich bis zuletzt nicht mehr zu lösen vermag." Rafael Conte in der 'ABC'
"Es ist einfach meisterlich, wie Marsé gegen das feinnervige Beziehungsbild in Barcelona das handlungsreiche Shanghai setzt." Constanze Holdermann im Süddeutschen Rundfunk
"In 'Der Zauber von Shanghai' spinnt Marsé ein feines Netz von Beziehungen, poetisch, phantastisch und durchzogen von leiser Melancholie. Ein ausgezeichneter, kunstvoll gewobener und feinsinnig erzählter Roman." Schweizer Familie
"Verschiedene Romane belegen Marsés künstlerische Kompetenz und begründen den zweifachen Ruf, zu den brillantesten spanischen Schriftstellern und zu den unerbittlichsten Beobachtern der Gesellschaft zu gehören. 'Der Zauber von Shanghai' wird die Bedeutung dieses Autors noch vertiefen, seine Begabung noch verdeutlichen Denn er hat ein stilles, schönes und ergreifendes Buch geschrieben [...] Eine Parabel über die Bedeutung der Phantasie. Oder besser: Gleich verschiedenste Parabeln, denn in diesem vielschichtigen Buch verweben sich ganz unterschiedliche Erzählungen zu einem facettenreichen Ganzen." Schaffhauser Nachrichten
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.1995Verwirrung im Quartier
Zwischen Idylle und Intrige: Juan Marsé liebt die Verrückung
Die Spanier, einschließlich der Katalanen, haben dem übrigen Europa etwas voraus: Sie verstehen sich aufs Bizarre. Sie haben so großartige Verrückte hervorgebracht wie Don Juan und Don Quijote und so närrisch-geniale Künstler wie Picasso und Dalí.
Schon auf der ersten Seite des Romans von Juan Marsé, einem Autor aus Barcelona, begegnet uns der Hauptmann Blay, ein von einfallsreichem Altersschwachsinn befallener und beflügelter Veteran des Bürgerkriegs. Er nennt sich den Unsichtbaren und verpackt sein Gesicht in Bandagen, versteckt seine Augen hinter einer dunklen Brille und wandert so von früh bis spät durch das Viertel Guinardò in Barcelona, wo die kleinen Leute leben. Er klärt sie auf über das Gas, das aus einer undichten Leitung strömt, und über das Unheil, das aus den Schornsteinen einer Fabrik aufsteigt. Sein Freund Señor Sucre fragt alle Bekannten, wer er sei, und läßt sich gerne Einzelheiten über sich erzählen.
Gott sei Dank ist der Junge Daniel, der den größten Teil des Romans erzählt, normal - ein Bürschchen, das zeichnen kann und oft am Bett eines lungenkranken, im übrigen aber eher kecken und vergnügungssüchtigen Mädchens sitzt, um es zu porträtieren. Die Zeichnung hat der Hauptmann Blay bestellt, der ein Bild des Mädchens im Leidenszustand braucht, um Unterschriften für eine Kampagne gegen die Fabrik mit den üblenSchornsteindämpfen zu führen.
Das Mädchen Susana, das nicht einmal auf einer Zeichnung als leidend erscheinen will, ist die Tochter eines Bürgerkriegshelden von der republikanischen Seite, der nach Frankreich geflüchtet ist. Mit dem Helden Kim tritt die Tragik in das muntere Gewurle des Quartiers. Ein Abgesandter des Revolutionärs nistet sich bei Señora Anita, der Mutter des lungenkranken Mädchens, ein und löst den Knaben als Erzähler ab. So erfahren wir, warum dieser Roman aus Barcelona mit seinen liebenswert skurrilen Bewohnern "Der Zauber von Shanghai" heißt. Kim, ein Action-Held, reist nach Shanghai, um einen Freund zu rächen und einen ehemaligen SS-Offizier umzubringen, der unter falschem Namen in Shanghai ein Nachtlokal regiert.
Es ist das Pech dieses genau erzählten, flott geschriebenen und ordentlich übersetzten Romans, daß in Barcelona so wenig und in Shanghai zu viel passiert. Der Zauber von Shanghai besteht wesentlich aus einer jungen Chinesin im hochgeschlitzten grünen Seidenkleid, deren Augen "unter einer Serie von lässigen, in einem kalkulierten Rhythmus erfolgenden Wimperschlägen" glänzen. Den um sie herum stattfindenden Irrungen und Wirrungen werden notorische Kinogänger mit Vergnügen folgen.
Wer es lieber boden- und barcelonanah hat, kehrt im dritten Teil des Romans gern zu Hauptmann Blay zurück, der weiterhin Unterschriften sammelt. Señora Anita hingegen schafft dadurch Abwechslung, daß sie einen neuen Liebhaber ins Haus nimmt. Der macht in Barcelona eine Bar auf, ohne dem Zauber von Shanghai nahezukommen, aber doch Susana, dem lungenkranken und lustbetonten Mädchen. Zum Schluß knallt's, der neue Liebhaber verröchelt, und möglicherweise hat das Mädchen Susana die tödlichen Schüsse abgegeben.
Der 1993 auf spanisch erschienene Roman hat den "Premio de la Crítica" bekommen - für den Barcelonaer Teil sicher mit Recht. WERNER ROSS
Juan Marsé: "Der Zauber von Shanghai". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Hans Joachim Hartstein. Elster Verlag, Baden-Baden 1995. 246 S., geb., 38,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zwischen Idylle und Intrige: Juan Marsé liebt die Verrückung
Die Spanier, einschließlich der Katalanen, haben dem übrigen Europa etwas voraus: Sie verstehen sich aufs Bizarre. Sie haben so großartige Verrückte hervorgebracht wie Don Juan und Don Quijote und so närrisch-geniale Künstler wie Picasso und Dalí.
Schon auf der ersten Seite des Romans von Juan Marsé, einem Autor aus Barcelona, begegnet uns der Hauptmann Blay, ein von einfallsreichem Altersschwachsinn befallener und beflügelter Veteran des Bürgerkriegs. Er nennt sich den Unsichtbaren und verpackt sein Gesicht in Bandagen, versteckt seine Augen hinter einer dunklen Brille und wandert so von früh bis spät durch das Viertel Guinardò in Barcelona, wo die kleinen Leute leben. Er klärt sie auf über das Gas, das aus einer undichten Leitung strömt, und über das Unheil, das aus den Schornsteinen einer Fabrik aufsteigt. Sein Freund Señor Sucre fragt alle Bekannten, wer er sei, und läßt sich gerne Einzelheiten über sich erzählen.
Gott sei Dank ist der Junge Daniel, der den größten Teil des Romans erzählt, normal - ein Bürschchen, das zeichnen kann und oft am Bett eines lungenkranken, im übrigen aber eher kecken und vergnügungssüchtigen Mädchens sitzt, um es zu porträtieren. Die Zeichnung hat der Hauptmann Blay bestellt, der ein Bild des Mädchens im Leidenszustand braucht, um Unterschriften für eine Kampagne gegen die Fabrik mit den üblenSchornsteindämpfen zu führen.
Das Mädchen Susana, das nicht einmal auf einer Zeichnung als leidend erscheinen will, ist die Tochter eines Bürgerkriegshelden von der republikanischen Seite, der nach Frankreich geflüchtet ist. Mit dem Helden Kim tritt die Tragik in das muntere Gewurle des Quartiers. Ein Abgesandter des Revolutionärs nistet sich bei Señora Anita, der Mutter des lungenkranken Mädchens, ein und löst den Knaben als Erzähler ab. So erfahren wir, warum dieser Roman aus Barcelona mit seinen liebenswert skurrilen Bewohnern "Der Zauber von Shanghai" heißt. Kim, ein Action-Held, reist nach Shanghai, um einen Freund zu rächen und einen ehemaligen SS-Offizier umzubringen, der unter falschem Namen in Shanghai ein Nachtlokal regiert.
Es ist das Pech dieses genau erzählten, flott geschriebenen und ordentlich übersetzten Romans, daß in Barcelona so wenig und in Shanghai zu viel passiert. Der Zauber von Shanghai besteht wesentlich aus einer jungen Chinesin im hochgeschlitzten grünen Seidenkleid, deren Augen "unter einer Serie von lässigen, in einem kalkulierten Rhythmus erfolgenden Wimperschlägen" glänzen. Den um sie herum stattfindenden Irrungen und Wirrungen werden notorische Kinogänger mit Vergnügen folgen.
Wer es lieber boden- und barcelonanah hat, kehrt im dritten Teil des Romans gern zu Hauptmann Blay zurück, der weiterhin Unterschriften sammelt. Señora Anita hingegen schafft dadurch Abwechslung, daß sie einen neuen Liebhaber ins Haus nimmt. Der macht in Barcelona eine Bar auf, ohne dem Zauber von Shanghai nahezukommen, aber doch Susana, dem lungenkranken und lustbetonten Mädchen. Zum Schluß knallt's, der neue Liebhaber verröchelt, und möglicherweise hat das Mädchen Susana die tödlichen Schüsse abgegeben.
Der 1993 auf spanisch erschienene Roman hat den "Premio de la Crítica" bekommen - für den Barcelonaer Teil sicher mit Recht. WERNER ROSS
Juan Marsé: "Der Zauber von Shanghai". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Hans Joachim Hartstein. Elster Verlag, Baden-Baden 1995. 246 S., geb., 38,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine geniale Mischung aus Realität und Phantasie. Marses Roman ist ein Hochgenuss." (Radio Bremen)