Macht die Leser:innen zu Zeuginnen der Passionsgeschichte
Stephaton ist Schauspieler mit Leib uns Seele und wird von seinem Publikum geliebt. Gerade für die Darstellung des Gekreuzigten zollt man ihm Respekt und Anerkennung. Doch so groß sein schauspielerisches Talent, so wenig hält er seine
Zunge im Zaum und eine unbedachte Äußerung reißt ihn aus seinem gewohnten Umfeld. Seine Strafe: Er muss…mehrMacht die Leser:innen zu Zeuginnen der Passionsgeschichte
Stephaton ist Schauspieler mit Leib uns Seele und wird von seinem Publikum geliebt. Gerade für die Darstellung des Gekreuzigten zollt man ihm Respekt und Anerkennung. Doch so groß sein schauspielerisches Talent, so wenig hält er seine Zunge im Zaum und eine unbedachte Äußerung reißt ihn aus seinem gewohnten Umfeld. Seine Strafe: Er muss als Hilfssoldat zwei Jahre lang seine Strafe abarbeiten und Jerusalem wird sein Einsatzort. Noch ahnt er nicht, dass er am Ende seiner Zeit als Hilfssoldat Handlager und Zeuge zugleich sein wird...
Günter Krieger ermöglicht mit seinen Buch "Der Zeuge auf Golgota" an der wohl größten Geschichte der Menschheit teilzunehmen und selbst Zeitzeug;in zu werden. Die Leser:innen erleben ihre ganz eigene Passionsgeschichte und tauchen in die Ereignisse ein, was aber eher den Bildern vor dem inneren Augen geschuldet ist, nicht aber immer unbedingt dem Schreibstil. Hier fehlt manchmal das Mitfiebern von Augenblick zu Augenblick, aber trotzdem schafft es Krieger, Nähe zu den Figuren aufzubauen.
Viele spirituelle Erlebnisse, Momente des Innehaltens und des innerlichen Aufschreiens sind vorhanden - gerade in den letzten Minuten, die sich im Todeskampf am Kreuz abspielen. Die Bosheit der Machthaber Roms, die Bestürzung und Verwirrung der Anhänger:innen Jesu und schließlich das Erkennen von Stephaton hätte ich mir noch intensiver gewünscht, um der sehr nah an den Evangelien geschilderten Erzählung noch mehr beiwohnen zu können.
Manchmal lässt der Autor einfach zu viele negative Äußerungen in Bezug auf das Judentum, das Jüdischsein und die Juden und Jüdinnen mit einfließen und das ist, gerade in Anbetracht dessen, was im aktuellen Tagesgeschehen zu finden ist, nicht ganz so glücklich. Es geht auch anders und da kenne ich Texte aus der Feder Anderer, die die Passionsgeschichte mit mehr Fingerspitzengefühl erzählen und sie ihrer Eindringlichkeit nicht berauben.
Zwischen Glaube, Liebe, Hoffnung und Vergebung, einer aufwühlenden Geschichte und einem eher mäßigen Schreibstil kann ich mich nur schwer entscheiden, daher neutrale 3 Sternchen