Badlapur, Uttar Pradesh, Indien. Smita gehört zu den Dalit, den Unberührbaren. Jeden Tag muss sie in ihrem Dorf die Aborte der Einwohner leeren, einen Beruf, den sie von ihrer Mutter übernommen hat. So ist es vorgesehen, die Geburt bestimmt das Schicksal unwiderruflich. Trotzdem wünscht sich Smita
für ihre Tochter Lalita etwas anderes. Sie soll zur Schule gehen, lernen, einen anderen Beruf…mehrBadlapur, Uttar Pradesh, Indien. Smita gehört zu den Dalit, den Unberührbaren. Jeden Tag muss sie in ihrem Dorf die Aborte der Einwohner leeren, einen Beruf, den sie von ihrer Mutter übernommen hat. So ist es vorgesehen, die Geburt bestimmt das Schicksal unwiderruflich. Trotzdem wünscht sich Smita für ihre Tochter Lalita etwas anderes. Sie soll zur Schule gehen, lernen, einen anderen Beruf ergreifen können. Doch Smitas Versuch, Lalita in der örtlichen Schule unterzubringen, scheitert. Und ihr wird klar, dass nur die Flucht aus der Heimat etwas an Lalitas Schicksal ändern könnte.
Über 6300 km entfernt kämpft Giulia im sizilianischen Palermo um das Überleben des Familienunternehmens. Seit ihr Vater durch einen Unfall im Koma liegt, durchschaut Giulia erst, wie schlecht es um die Firma, die das Haar sizilianischer Frauen verarbeitet, steht. Ihr ist klar, dass nur der Bruch mit den alten Traditionen und ein neues Konzept das Geschäft und damit den Lebensunterhalt ihrer Familie retten kann.
Weitere 6800 km weiter in Montreal, Kanada, gerät Sarahs Leben aus den Fugen. Die dreifache Mutter und sehr erfolgreiche Anwältin steht kurz vor dem Höhepunkt ihrer Karriere, wird als Nachfolgerin des Chefs der bekannten Kanzlei, in der sie arbeitet, gehandelt. Doch dieses Ziel, auf das sie ihr ganzes Leben, auch zum Nachteil ihrer Familie, ausgerichtet hat, scheint vor ihren Augen zu zerbrechen, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wird. Die Sorte Krebs, an der schon ihre Mutter gestorben ist.
Man kann es sich schon denken, Laetitia Colombanis Roman „Der Zopf“ kommt sehr konstruiert daher. Als Leser kennt man die Geschichte im Prinzip von Anfang an, Unerwartetes steckt höchstens im Detail. Ähnlich ist es auch mit ihren Protagonistinnen, auch sie schaffen es weder durch ihre Reaktionen, noch durch ihre Entwicklung einen Weg einzuschlagen, der nicht vorhersehbar wäre. In der Regel wäre das für mich ein großer Minuspunkt. Wenn ich im Voraus schon alles weiß, brauche ich ein Buch ja gar nicht erst zu lesen. Was die Situation für Colombani aber halbwegs rettet, ist, dass sie die Kulturkreise ihrer drei Frauen gut zeichnet. Diesen parallelen Verlauf dreier Schicksale unter so völlig anderen Bedingungen fand ich nicht uninteressant. Und das gilt auch für die Grundidee des Buches, diese ganz unterschiedlichen Leben durch einen Gegenstand, den Zopf, zu verbinden. Natürlich weiß man, dass die Dinge, die uns umgeben, durch viele andere Hände gegangen sind. Hände, die alle zu Menschen mit ihren eigenen Geschichten gehören. Aber sich dessen wirklich bewusst macht man sich selten und dieses Gedankenspiel hat mir schon Spaß gemacht.
Weniger Spaß hatte ich an Colombanis Stil. Sie tanzt für meinen Geschmack zu dicht am Grat des Banalen, und das ist schade, denn ein weniger durchschnittlicher Schreibstil hätte dem Roman eine ganz neue Qualität geben können. Dafür lässt sich das Buch aber leicht und flott weglesen, was ja durchaus nicht unbeliebt ist.
Insgesamt stufe ich „Der Zopf“ in die Kategorie „Kann man lesen, muss man aber nicht“ ein. Ich würde nicht ausschließen, irgendwann auch Colombanis andere Romane zu lesen, aber ohne jede Dringlichkeit. Und meine große Werbetrommel bleibt dieses Mal im Schrank.