Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern. Das ist ein bekanntes Wort aus Goethes Drama Faust. Der Alte war zu Goethes Zeiten offenbar nur teilpensioniert; sein schrittweiser Ausstieg wurde erst vorbereitet. Selbst in meiner Generation erschien er zunächst noch täglich im Betrieb. Er erkundigte sich nach unserem Wohlergehen, hatte ein gutes Wort, brachte ein Geschenk. Die Juniorchefs liessen sich gerne von ihm beraten. Heute ist das anders. Wir haben ihn pensioniert. Er hat sich gewehrt, doch wir haben ihn entmündigt und zur Ruhe gezwungen. Bei einer Taufe laden wir ihn nach wie vor gnädig ein,…mehr
Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern. Das ist ein bekanntes Wort aus Goethes Drama Faust. Der Alte war zu Goethes Zeiten offenbar nur teilpensioniert; sein schrittweiser Ausstieg wurde erst vorbereitet. Selbst in meiner Generation erschien er zunächst noch täglich im Betrieb. Er erkundigte sich nach unserem Wohlergehen, hatte ein gutes Wort, brachte ein Geschenk. Die Juniorchefs liessen sich gerne von ihm beraten. Heute ist das anders. Wir haben ihn pensioniert. Er hat sich gewehrt, doch wir haben ihn entmündigt und zur Ruhe gezwungen. Bei einer Taufe laden wir ihn nach wie vor gnädig ein, bei Trauungen immer seltener. Bei Trauerfeiern war er bis vor kurzem noch jedes Mal dabei, doch heute bemühen wir ihn nicht mehr. Was soll er auch an Abschiedsfeiern von Ur-Ur-Urenkeln, die ihn gar nicht gekannt haben?Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Mit Ovomaltine kannst du es nicht besser, aber länger, lautet die Ovomaltine-Reklame. Marcel Dietler ist mit der Ovomaltine aufgewachsen. Sein Vater war Vertreter der Ovomaltine-Firma Dr. Wander AG. Mit 82 Jahren schreibt der pensionierte Pfarrer sein erstes Buch, doch gepredigt hat er ein ganzes Leben lang. Die erste Trauung hielt er als Fünfjähriger, ökumenisch und ganz modern. Das Brautpaar bestand aus seinen beiden katholischen Spielkameradinnen. Die beiden Mädchen begleiteten ihn auch, wenn er die Trauerfeier für tote Vögel hielt. Im Alter von elf Jahren beschloss er dann plötzlich, Atheist zu sein. Er weigerte sich mit Erfolg, an seinem Wohnort Köniz den kirchlichen Unterricht zu besuchen, liess sich dann aber zusammen mit einem Kameraden ins Berner Münster in den Unterricht mitnehmen. Walter Lüthi, der damalige Münsterpfarrer, begeisterte ihn. Dank ihm beschloss er recht bald, das zu werden, was er schon als Fünfjähriger gewesen war: Pfarrer. Er studierte in Bern und Basel Theologie, in Basel bei dem berühmten Theologen Karl Barth. Marcel Dietler wurde ein Abenteurer Gottes. Jahrelang betätigte er sich als Bibelschmuggler und schleuste Bibeln in die Sowjetunion. Seine erste Pfarrstelle war die Schweizer Kirche London. Damals reisten junge Schweizerinnen und Schweizer zu Tausenden nach London, um Englisch zu lernen. Sie fühlten sich einsam und liessen sich gerne in die Swiss Church einladen, die zweihundert Jahre zuvor von Schweizer Söldnern gegründet worden war. Zur Zeit von Marcel Dietler war die Schweizer Kirche am Sonntagabend mit jungen Schweizerinnen und Schweizern gefüllt. Sie liessen sich vom Glauben und der Abenteuerlust des jungen Pfarrers anstecken. Einige von ihnen wurden ebenfalls Bibelschmuggler. Bereits in England hatte sich Marcel Dietler der charismatischen Erneuerung angeschlossen. Die Erneuerungsbewegung war einer der Gründe für die Rückkehr in die Schweiz, zuerst nach Nidau bei Biel, später nach Bern als Pfarrer an der Johanneskirche. Marcel Dietler wurde Mitglied des weltweiten ökumenischen Arbeitskreises der Erneuerung und Vorsitzender der europäischen Unterabteilung. Der Synodalrat der evangelisch-reformierten Kirche Bern/Jura/Solothurn unterstützte diese Tätigkeit, der Schweizerische Evangelische Kirchenbund nahm seine Pfarrerseminare in die offizielle Pfarrerweiterbildung auf.
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