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Der zweite Engel: Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Ein tödlicher Virus hat 80 Prozent der Weltbevölkerung befallen. Nur durch einen kompletten Blutaustausch ist die Krankheit heilbar. Der Preis für ein Liter gesunden Blutes liegt inzwischen bei 1,5 Millionen Dollar. Ein erstklassiges Spekulationsobjekt für skrupellose Geschäftemacher. "Eine kluge und ernsthafte Auseinandersetzung mit den Wundern und den Schrecken des Daseins, eine spannende Entdeckungsreise durch Quantenphysik, Genforschung und künstliche Intelligenz...", schrieb die "New York Times".
Game over:
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Produktbeschreibung
Der zweite Engel: Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Ein tödlicher Virus hat 80 Prozent der Weltbevölkerung befallen. Nur durch einen kompletten Blutaustausch ist die Krankheit heilbar. Der Preis für ein Liter gesunden Blutes liegt inzwischen bei 1,5 Millionen Dollar. Ein erstklassiges Spekulationsobjekt für skrupellose Geschäftemacher. "Eine kluge und ernsthafte Auseinandersetzung mit den Wundern und den Schrecken des Daseins, eine spannende Entdeckungsreise durch Quantenphysik, Genforschung und künstliche Intelligenz...", schrieb die "New York Times".

Game over: Kaum hat der weltweit gefeierte Architekt Ray Richardson im Herzen von Los Angeles das neue Verwaltungsgebäude der chinesischen Yu Corporation errichtet, ereignen sich in ihm geheimnisvolle Zwischenfälle. Die Computersteuerung des High-Tech-Hochhauses benimmt sich plötzlich so, als hätte sie einen eigenen Willen. Nach zwei ominösen Todesfällen scheint die Katastrophe perfekt zu sein. Von nun an ist in diesem Bauwerk nichts mehr vorhersehbar.

Autorenporträt
Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren und lebt in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.08.1996

Hier denkt die Maschine selbst
Wie Philip Kerr sich die vollautomatische Empfangsdame vorstellt

Es soll Menschen geben, die immer noch Unbehagen empfinden, wenn ein Anrufbeantworter ihr "Gespräch" am anderen Ende der Leitung entgegennimmt. Was soll in ihnen erst vorgehen, wenn die Technologie so weit fortgeschritten sein wird, daß an Stelle wirklicher Empfangsdamen makellos computergesteuerte Hologramme ebenso makelloser Covergirls am Eingang vollautomatisierter Bürogebäude ihre Besucher begrüßen? Bereit zu jeder unverbindlichen Freundlichkeit; programmiert, auf jede Anfrage, aber auf keinerlei Annäherung einzugehen. Und immer höflich: ",Einen schönen Tag noch', sagte Kelly (stellvertretend für die ganze Spezies) und lächelte dabei immer noch wie eine Stewardeß, wenn die Schwimmwesten vorgeführt werden."

Wie sich die Menschen in einer solchen Welt zurechtfinden, davon handelt der neue Roman Philip Kerrs. Sein letzter, "Das Wittgensteinprogramm", wurde als bester internationaler Kriminalroman ausgezeichnet. "A Philosophical Investigation" lautet dessen Titel im Original. Und philosophisch trägt sich auch der neue. Wenn nämlich Computer in der Lage sind, intelligent reagierende Wesen hervorzubringen, können sie dann nicht vielleicht denken? Wenn sie aber denken können, könnten sie sich dann nicht auch selbständig machen? Und wenn sie sich verselbständigen, muß man dann nicht zugeben, daß sie leben?

Damit jedoch aus so abstrakten Grundfragen ein Thriller werden kann, bedarf es noch einer zünftigen Handlung. Also erfindet Kerr einen Superarchitekten, der skrupellos (und darum erfolgreich) an den "intelligenten Gebäuden" der Zukunft baut, zur Zeit - die Handlung spielt im Los Angeles des kommenden Jahres - an einem fünfundzwanzigstöckigen Bürohochhaus, dessen Zentralrechner allein 40 Millionen Dollar kostet. Besagte Empfangsdame, das gesamte Sicherheitssystem, von der automatischen Türverriegelung bis hin zur Identitätskontrolle per "Stimmabdruck", Fahrstühle, Beleuchtung, Klimaanlage, Toilettenspülung: alles computergesteuert. Und, man ahnt es schon: alles eine Falle. Zumal, wenn Gebäude und Computer die Zukunft gehört, weil es sich bei diesem um ein "SRS" handelt, ein selbstreproduzierendes System, das fortlaufend einen klügeren Nachfolger seiner selbst gebiert.

"O schöne neue Welt, die solche Häuser trägt", heißt es im ersten Drittel des Buches noch, wenn auch bereits so ironisch wie allzuleicht als Zitat erkennbar. Bis dahin hat sich auch nicht mehr ereignet als ein zweifelhafter plötzlicher Tod und ein undurchsichtiger Mord. Als sich dann jedoch die ganze Mannschaft des Architekturbüros sowie die ermittelnden Polizisten mit einem Mal in jenem Hochhaus eingeschlossen finden, ist der Kriminalfall schon gelöst. An die Stelle der Verbrecherjagd tritt die Flucht vor der mörderischen Maschine.

Nichts Neues im amerikanischen Westen also. Ob die Grundmauer, ob die Fassade, beides Abklatsch. Bezeichnend ist nur, daß Kerr das Ganze als Computerspiel präsentiert. Nicht die sogenannten Denkmaschinen, sondern "Ballermannspiele, Verliese und Drachen und so" behalten das letzte Wort. Mager und einfallslos dagegen bleibt das Gegenidyll. Ein bißchen Liebe, ein bißchen Sex und der Traum von einem "Irgendwo, wo das Leben noch einfach war, wo das einzige intelligente Gebäude die Stadtbücherei war". Muß deshalb gleich in einer solchen auch dieser Roman bald zu finden sein? BERNHARD DOTZLER

Philip Kerr: "Game Over". Thriller. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Peter Weber-Schäfer. Wunderlich Verlag, Reinbek 1996. 495 S., geb., 42,- DM.

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