Der Zweite Weltkrieg bildet die entscheidende Zäsur der Weltgeschichte im 20. Jahrhundert. Dieses Buch bietet einen Überblick über die Ursachen, die Vorgeschichte und den Verlauf des Krieges von der Einverleibung der Mandschurei durch Japan 1931 bis zum Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki 1945. Es schildert aus konsequent globaler Sicht nicht nur die Kriegsziele der großen Mächte und ihre militärischen und politischen Strategien, sondern behandelt ebenso die schrecklichen Verbrechen, die im Kontext dieses Krieges möglich wurden: vom Genozid an den Juden, Sinti und Roma bis zu den bisher kaum berücksichtigten Greueltaten in Ostasien. Auf dem neuesten Forschungsstand führt dieses Buch in alle wichtigen Aspekte der Geschichte des Zweiten Weltkriegs ein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2002Gelungener Zugriff
DER ZWEITE WELTKRIEG auf nur 117 Textseiten, mit vier verbesserungswürdigen winzigen Karten, Literaturhinweisen und einem Personenregister: Es beginnt mit der Frage "1918 - Hinterlassenschaft Weltkrieg", wird fortgesetzt mit der Darstellung des "langen Wegs in den Krieg" seit dem Versailler Vertrag, behandelt "Nebenkriege, die nichts entscheiden", sowie vor allem "Hitlers Hauptkrieg" und schließt ab mit den "Wegen zum totalen Sieg" und dem "Erbe des Zweiten Weltkriegs". Dies alles ist keine Vermessenheit, sondern der ebenso beherzte wie gelungene Zugriff von Gerhard Schreiber. Er wurde bekannt durch seine Beschäftigung mit vorgeblichen "Nebenaspekten" des Zweiten Weltkrieges - unter anderem mit italienischen Militärinternierten, Kriegsverbrechen von Wehrmachtsangehörigen in Italien und der strategischen Bedeutung des Mittelmeerraumes. Aber gerade für solche Themen mußte er sich zuvor des gesamten Kriegsgeschehens versichern. Und die so erworbenen Kenntnisse haben ihn zu dieser komprimierten Darstellung befähigt. Das viele, was naturgemäß nicht ausgeführt werden kann, wird knapp, aber unmißverständlich klar angesprochen - zum Beispiel über die nachgewiesene Geringschätzung der Roten Armee durch den deutschen Generalstab und die Folgen: "Weil dem so gewesen ist und darüber hinaus feststeht, dass Hitler und seine Strategen sich in keiner Weise von der Roten Armee bedroht fühlten, ist das Gerede sowie Geschreibe vom Präventivkrieg, mit dem sie Stalin gerade noch zuvorgekommen seien, nach dem gegenwärtigen Forschungsstand blanker Unsinn." Über die im ostpreußischen Nemmersdorf von Rotarmisten verübten "bestialischen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung" stellt er fest: "Wegzeichen für den Leidensweg von Millionen Ost- und Sudetendeutschen - nur kam all das nicht von ungefähr." Eindeutig sind auch die Bemerkungen zum 20. Juli 1944: "Es lässt sich auch nicht sagen, was der Tod Hitlers bewirkt hätte: Einstellung der Kampfhandlungen, Chaos, Bürgerkrieg, eine zweite Dolchstoßlegende? Geschichtswirksam wurde allein die Tatsache, dass diese Männer für ein besseres Deutschland handelten und starben. Allerdings erscheint es unangemessen, verallgemeinernd vom ,militärischen Widerstand' zu sprechen, denn letzterer fand in der Wehrmacht nur sehr wenige entschlossene Befürworter." Schreibers kleines Buch kann sogar "Geschichtsdistanzierten" den oft als makaber-faszinierendes Ereignis empfundenen Weltkrieg nachvollziehbar machen. (Gerhard Schreiber: Der Zweite Weltkrieg. Verlag C. H. Beck, München 2002. 127 Seiten, 7,90 Euro.)
DIETER HARTWIG
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
DER ZWEITE WELTKRIEG auf nur 117 Textseiten, mit vier verbesserungswürdigen winzigen Karten, Literaturhinweisen und einem Personenregister: Es beginnt mit der Frage "1918 - Hinterlassenschaft Weltkrieg", wird fortgesetzt mit der Darstellung des "langen Wegs in den Krieg" seit dem Versailler Vertrag, behandelt "Nebenkriege, die nichts entscheiden", sowie vor allem "Hitlers Hauptkrieg" und schließt ab mit den "Wegen zum totalen Sieg" und dem "Erbe des Zweiten Weltkriegs". Dies alles ist keine Vermessenheit, sondern der ebenso beherzte wie gelungene Zugriff von Gerhard Schreiber. Er wurde bekannt durch seine Beschäftigung mit vorgeblichen "Nebenaspekten" des Zweiten Weltkrieges - unter anderem mit italienischen Militärinternierten, Kriegsverbrechen von Wehrmachtsangehörigen in Italien und der strategischen Bedeutung des Mittelmeerraumes. Aber gerade für solche Themen mußte er sich zuvor des gesamten Kriegsgeschehens versichern. Und die so erworbenen Kenntnisse haben ihn zu dieser komprimierten Darstellung befähigt. Das viele, was naturgemäß nicht ausgeführt werden kann, wird knapp, aber unmißverständlich klar angesprochen - zum Beispiel über die nachgewiesene Geringschätzung der Roten Armee durch den deutschen Generalstab und die Folgen: "Weil dem so gewesen ist und darüber hinaus feststeht, dass Hitler und seine Strategen sich in keiner Weise von der Roten Armee bedroht fühlten, ist das Gerede sowie Geschreibe vom Präventivkrieg, mit dem sie Stalin gerade noch zuvorgekommen seien, nach dem gegenwärtigen Forschungsstand blanker Unsinn." Über die im ostpreußischen Nemmersdorf von Rotarmisten verübten "bestialischen Gräueltaten an der Zivilbevölkerung" stellt er fest: "Wegzeichen für den Leidensweg von Millionen Ost- und Sudetendeutschen - nur kam all das nicht von ungefähr." Eindeutig sind auch die Bemerkungen zum 20. Juli 1944: "Es lässt sich auch nicht sagen, was der Tod Hitlers bewirkt hätte: Einstellung der Kampfhandlungen, Chaos, Bürgerkrieg, eine zweite Dolchstoßlegende? Geschichtswirksam wurde allein die Tatsache, dass diese Männer für ein besseres Deutschland handelten und starben. Allerdings erscheint es unangemessen, verallgemeinernd vom ,militärischen Widerstand' zu sprechen, denn letzterer fand in der Wehrmacht nur sehr wenige entschlossene Befürworter." Schreibers kleines Buch kann sogar "Geschichtsdistanzierten" den oft als makaber-faszinierendes Ereignis empfundenen Weltkrieg nachvollziehbar machen. (Gerhard Schreiber: Der Zweite Weltkrieg. Verlag C. H. Beck, München 2002. 127 Seiten, 7,90 Euro.)
DIETER HARTWIG
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Matthias Arning zeigt sich in seiner Rezension des Buches über den Zweiten Weltkrieg sehr angetan, wobei er besonders die "übersichtliche Kürze" der Darstellung hervorhebt. Nach einer knappen Zusammenfassung der acht Kapitel, die am Ende des Ersten Weltkriegs ansetzen, kommt der Rezensent zu dem Schluss, dass der Band "jenseits jeder Landser-Romantik" einen guten Überblick bietet. Dass Schreiber auch nicht darauf verzichtet, auf ein Spezialthema von ihm, die deutsche Besetzung Italiens, einzugehen, findet der Rezensent gut. Gesondert und lobend weist Arning auf die kommentierten Literaturhinweise hin, die er für die Leser mit dem Wunsch nach vertiefendem Lesen zu dem Thema sehr "nützlich" findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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