Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Schmidts Erzählung 'Caliban über Setebos' gilt im Gesamtwerk des Autors als einer der filigransten und dichtest codierten Texte: Unter der Oberfläche einer abstrakten Orpheus-Analogie überkreuzen sich mehrere Leseebenen, die um die letztendliche Konkretisierung und Facettierung einer für die Leser zu fassenden 'Fabel-Aussage' miteinander konkurrieren. Betrachtet und kritisch kommentiert werden die bisherigen literaturwissenschaftlich-hermeneutischen Zugänge, die angesichts der Komplexität des Textes als eigenständiges Kunstwerk merkwürdig wirkungslos bleiben.Daher soll eine mögliche neue, poststrukturalistisch orientierte Perspektive auf die Erzählung aufgezeigt werden: Wie viel Bedeutung er-/trägt ein Text, bis er keine definitiv gültige Bedeutung mehr hat? Derridas Theoriekomplexe zur 'Signifikantenkette', der sich im Text als Objekt vollziehenden Dissemination von Bedeutung, fällt die Aufgabe zu, das 'Spiel der Bedeutung' zu beschreiben und wird zugleich an Schmidts spezifischer Schreibweise sichtbar gemacht. Schließlich ergibt sich aus der Anwendbarkeit poststrukturalistischer Bedeutungstheorie auf die écriture Schmidts in dieser Erzählung ein neuer Eindruck: Könnten die inhaltlichen Anspielungen auf den Holocaust und die Sprachgestaltung Schmidts als eine Reaktion auf Forderungen Adornos und anderer darstellen? Ist das produzierte Spiel mit der 'letztendlichen Bedeutungslosigkeit der Zeichen' eine tiefgreifende und feinsinnige Kritik des Autors an der fehlenden Erinerungskultur seiner Zeitgenossen?
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