Der personifizierte Tod gehört zu einem der unheimlichsten Motive in der Kunst und löst bei den mit ihm im Bild konfrontierten Figuren fast immer Entsetzen aus. Ganz anders verhält es sich allerdings in Arnold Böcklins "Selbstbildnis mit dem fiedelnden Tod" von 1872, da der Künstler hier nicht vor dem Tod erschreckt, sondern aufmerksam dessen Violinenspiel lauscht. Dies suggeriert eine seltsame Vertrautheit zwischen beiden augenscheinlich so gegensätzlichen Figuren und widerspricht den gewohnten Darstellungstopoi. Meine Publikation versucht jener ungewöhnlichen Beziehung von Künstler und Tod auf den Grund zu gehen und einen kohärenten Interpretationsstrang für das vielschichtige Werk zu finden. Entscheidend dafür ist das ambivalente Verhältnis der Prinzipien Kreativität und Destruktivität, welche in beiden Figuren unterschiedlich verkörpert sind und selbige miteinander verbinden. Durch diese Verbindung verweist das Selbstbildnis auf zentrale Aspekte des menschlichen Lebens und der düstere Fiedler ist hier mehr als nur ein finsterer Musaget oder das Bewusstsein des Todes, sondern wird als Teil des Künstlers zu dessen Alter Ego.