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Was geschieht mit einem Menschen, der in seinem eigenen Haus überfallen und gefangen wird? Richard Bausch schildert in diesem spannenden, sensiblen Roman, wie eine alleinstehende Frau und ihr Sohn ganz plötzlich aus allen Sicherheiten gerissen werden und sich dem Grauen und ihrer Todesangst stellen müssen. Nora Michaelson und ihr elfjähriger Sohn Jason leben in der Nähe einer Kleinstadt in Virginia in einem freistehenden Haus. Seit Jasons Vater Jack vorein paar Monaten bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist, versuchen die beiden, wieder Tritt zu fassen im Leben, was ihnen nicht…mehr

Produktbeschreibung
Was geschieht mit einem Menschen, der in seinem eigenen Haus überfallen und gefangen wird? Richard Bausch schildert in diesem spannenden, sensiblen Roman, wie eine alleinstehende Frau und ihr Sohn ganz plötzlich aus allen Sicherheiten gerissen werden und sich dem Grauen und ihrer Todesangst stellen müssen. Nora Michaelson und ihr elfjähriger Sohn Jason leben in der Nähe einer Kleinstadt in Virginia in einem freistehenden Haus. Seit Jasons Vater Jack vorein paar Monaten bei einem Autounfall tödlich verunglückt ist, versuchen die beiden, wieder Tritt zu fassen im Leben, was ihnen nicht leichtfällt. Sie haben kaum Freunde hier, und Nora muß für den Unterhalt sorgen. Erst nach dem Tod ihres Mannes hat sie entdeckt, daß sein Bauunternehmen ruiniert war und er ihr nichts hinterlassen hat. Als eines Tages drei Männer auftauchen und Schulden einfordern, ist Nora völlig überrascht. Doch die Fremden glauben ihr nicht, daß sie von den krummen Geschäften ihres Mannes nichts weiß. Und sie sind zu allem fähig ... Virtuos zeichnet Bausch seine unterschiedlichen Charaktere und das von Vorurteilen und Anonymität geprägte Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Mit »einer psychologischen Feinheit, die ihresgleichen sucht« (Stuttgarter Zeitung), zeigt er, wie Menschen reagieren, wenn man ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht, wie sie mit den dunklen Stunden in ihrem Leben umgehen und welch großen Einfluß alles, was davor war, auf diese entscheidenden Augenblicke hat.
Autorenporträt
Richard Bausch Richard Bausch geboren 1945 in Ft. Benning/Georgia, aufgewachsen in Washington D.C., Maryland und Virginia. 1965-1969 Soldat bei der Air Force, danach Studium an der George Mason University in Fairfax. 1974 Besuch des Iowa Writer's Workshop. Richard Bausch erhielt die angesehenste Auszeichnung für Kurzgeschichten, den O.Henry-Preis. Seine Geschichten wurden mehrfach für den PEN/Faulkner Award nominiert. "Des Nachts" ist sein achter Roman. Richard Bausch ist Professor für Fiction Writing an der George Mason University und lebt mit seiner Frau und seinen fünf Kindern auf dem Land bei Broad Run, Virginia.

Richard Bauschs Kurzgeschichten erschienen in den Zeitschriften "Esquire", "New Yorker", "Wigwag" und "Atlantic" sowie in Anthologien wie Best American Short Stories und New Stories from the South.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2000

Frieden mit der Furcht
Die Spuren alter Narben: Richard Bauschs Roman "Des Nachts"

Man mag darüber streiten, ob sich literarisches Schreiben lehren und lernen läßt. Die Tatsache, daß manchmal aus einer Schreibwerkstatt ein gutes Buch hervorgeht, ist kein Beweis: Vielleicht hatte der Absolvent einfach Talent. Der amerikanische Autor Richard Bausch hat vor Jahren einen solchen "Writer's Workshop" besucht und ist heute Professor für "Fiction Writing". Seit er 1980 sein erstes Buch vorlegte, wurde er mit Preisen bedacht. Wo immer er es gelernt haben mag, eins ist sicher: Richard Bausch kann schreiben, und er weiß, wie man es handwerklich macht. Von Richard Bausch kann man einiges lernen.

Sein jüngster Roman "Des Nachts" ist, auf den ersten Blick, ein Krimi. Er enthält Spannung, eine beklemmende Stimmung, einen klar umrissenen Plot, eine Handvoll überzeugender Figuren und einen Ermittler mit unverwechselbarem Profil. Doch Richard Bausch will mehr und kann mehr. Der Roman spielt in Virginia, tief in der Provinz, wo der Autor lebt. Gleich zu Beginn legt er eine Fährte, die für eine Südstaatengeschichte wohl typisch ist, aber letztlich in die Irre führt. Eine Front anonymer Rassisten treibt rund um das Kaff Steel Run Creek ihr Unwesen. Einen haben sie besonders im Visier: Edward Bishop, einen Schwarzen, der bei seiner unlängst verwitweten weißen Nachbarin auf Haus und Kind aufpaßt. Eine zarte Freundschaft bahnt sich an zwischen der einsamen jungen Frau und dem einsamen schwarzen Mann. Durch die Drohbriefe der "Virginia Front" wird sie jäh zerstört. Als Edward Bishop tot in seiner Küche aufgefunden wird, kommt die Geschichte ins Rollen. Die Polizei ermittelt, mit mäßigem Elan. Detectiv Shaw weiß aus Erfahrung, wie gering seine Chancen sind, im Sumpf dieses landläufigen Rassismus auf die wahren Schuldigen zu stoßen. Der Leser weiß mehr als die Polizei. Diese "Virginia Front" gibt es zwar; mit der Ermordung von Bishop indes hat sie nichts zu tun. Diese hängt mit den Vorgängen im Nachbarhaus zusammen: mit den Männern, die dort gewaltsam eindringen und Schulden des verstorbenen Mannes einfordern, von denen die Witwe nichts weiß.

Mehr sei hier vom Inhalt nicht verraten. Der Tod des Edward Bishop ist der blutige Auftakt zu einer quälenden Story voller Gier und Gewalt auf der einen, voller Angst und Entsetzen auf der anderen Seite. Aber auch voller Hoffnung, eines Tages aus diesem Albtraum zu erwachen, zurückzukehren in die beruhigende Banalität eines Alltags und zu wissen: Es ist alles gut. Auch als alles vorüber ist, bleibt die Angst bestehen, die Verbrecher könnten am Ende gewonnen haben. "Wenn ich es lernen kann, mit meiner Furcht Frieden zu schließen", sagt Nora zum Schluß und weiß, daß von diesem "Wenn" die Qualität ihres weiteren Lebens abhängen wird. Noch ist alles lebendig: Die Spuren der Gewalt auf ihrer Haut, das Wissen, wozu der Mensch fähig ist, wenn es ums Überleben geht, und vor allem die Entdeckung, wie erbärmlich und verlogen ihr früheres Leben gewesen war. Nichts war so gewesen, wie man es wahrgenommen hatte, vor allem nicht ihre Ehe mit Jack, von dessen kriminellen Aktivitäten sie nichts geahnt hatte.

Es sind drei Dinge, die Richard Bauschs Roman "Des Nachts" über das Niveau des landläufigen Krimis hinausheben: Es ist die Art, wie er, immer wieder aus einem anderen Blickwinkel, das fragmentierte Geschehen nach und nach zu einem kohärenten Bild zusammenfügt. Es ist die Schilderung der Gewaltszenen, brutal zwar und doch nie die Grenze des noch Erträglichen überschreitend. Und es ist das Interesse am Innenleben seiner Figuren, an den unsichtbaren Verwundungen, die sie davontragen. Demgegenüber bleiben die Täterfiguren platt. Sie sind Menschen ohne Gesicht und ohne Geschichte, Verbrecher, mehr nicht. Das ist eine Schwäche dieses so raffiniert gebauten und psychologisch fein gezeichneten Romans, der ein Krimi ist, den man ebenso gut als Geschichte einer Ehe, als Protokoll einer Freundschaft und als Schilderung eines amerikanischen Milieus lesen kann.

KLARA OBERMÜLLER

Richard Bausch: "Des Nachts". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sabine Roth. Luchterhand Literaturverlag, München 2000. 384 S., geb., 44,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Bauschs Bücher besitzen die seltene Fähigkeit, darzustellen, was gewöhnliche Menschen unter außergewöhnlichem Druck tun und empfinden. Sein neuer Roman ist da keine Ausnahme ... dieser Thriller ist zum Teil auch eine Studie über die Einsamkeit von Frauen und (besonders) Männern, die ohne eine eigene Familie alt werden ... Sein wahrhaftiges Interesse für seine Figuren ... haben Bausch zu dem gemacht, was er hier erneut unter Beweis stellt: ein Schriftsteller, der uns fesselt und zugleich rührt." (Publishers Weekly)
"Er ist schlicht und einfach einer unserer besten Erzähler." (Detroit News)
"Richard Bausch ist ein Autor mit herausragenden psychologischen und erzählerischen Instinkten ... und mit einer Vorliebe für unerwartete Enthüllungen ... Der Leser folgt ihm in die Unsicherheit, empfindet sie als Spannung. Beim Umblättern der Seiten kommt man sich vor, als ginge man zu einem geheimnisvollen Rendezvous." (Boston Globe)