Der kleine Mäuserich Despereaux ist für seine Eltern eine einzige Enttäuschung. Klitzeklein, mit viel zu großen Ohren und offenen Augen geboren, will er sich partout nicht wie eine Maus benehmen. Statt Bücher anzuknabbern, liest er sie, statt mäusemäßig durch die Gänge des Schlosses zu huschen,
bewundert er lieber das bunt schillernde Licht, das durch die farbigen Glasfenster fällt.
Auch die…mehrDer kleine Mäuserich Despereaux ist für seine Eltern eine einzige Enttäuschung. Klitzeklein, mit viel zu großen Ohren und offenen Augen geboren, will er sich partout nicht wie eine Maus benehmen. Statt Bücher anzuknabbern, liest er sie, statt mäusemäßig durch die Gänge des Schlosses zu huschen, bewundert er lieber das bunt schillernde Licht, das durch die farbigen Glasfenster fällt.
Auch die Ratte Chiaroscuro, kurz Roscuro, liebt das Licht, wurde jedoch nach einem schrecklichen Vorfall im königlichen Speisesaal mit all seinen Artgenossen ins dunkle Verlies verbannt. Auf seinem Rachefeldzug gegen Prinzessin Erbse trifft er auf das furchtbar misshandelte Mädchen Miggery Sow, das ebenfalls vom glanzvollen Leben im Schloss träumt. Doch beide haben die Rechnung ohne Despereaux gemacht, der sich in die Prinzessin verliebt hat und zu ihrer Rettung eilt…
Während mich die poetische Schwermut in ‘Die wundersame Reise von Edward Tulane’ tief berührt hat, empfand ich Despereaux’s Geschichte im Hinblick darauf, dass es eigentlich ein Kinderbuch ist, als viel zu traurig, düster und grausam. Kinder werden verkauft, Figuren sterben, verlieren Körperteile und steigen im gruseligen Verlies über Knochenreste. Vertieft wird diese Atmosphäre noch durch die vielen dunklen, unfreundlichen Zeichnungen.
Auch die Sprache könnte zu junge Kinder leicht überfordern. So spricht Despereaux’s Mutter mit französischem Akzent, manche Fremdwörter werden erklärt, manchmal rät die Autorin jedoch zu einem selbstständigen Blick ins Wörterbuch und Namen wie Chiaroscuro und Furlough prägen sich beim ersten Lesen nur ansatzweise ein.
Da Kate DiCamillo den Leser direkt anspricht, wird er von Beginn an in die Geschichte miteinbezogen. Leider übertreibt die Autorin jedoch mit diesem Stilmittel und die ständig wiederholten Fragen (z.B. „Möchtest du wissen, wie es weitergeht, lieber Leser?“) unterbrechen nur den Lesefluss.
Der eigentlich sehr schöne, märchenhafte Erzählton wird stellenweise sehr unpassend von Ausdrücken wie „schöne Scheiße“ durchbrochen.
Insgesamt lässt mich das Buch etwas fraglos zurück. Für Erwachsene mag die Geschichte niedlich zu lesen sein, mehr aber auch nicht. Und für Kinder? Die sollen zwar lernen, dass das Leben sehr grausam sein kann und trotzdem immer Hoffnung auf ein gutes Ende besteht, weil die Liebe auch dem Kleinsten Flügel verleiht. Aber, ganz ehrlich, ich hätte damals Albträume kommen. Besonders auch, weil das Eltern-Kind-Verhältnis in dem Buch fast durchgehend gestört ist.
FAZIT: Längst nicht so harmlos wie das süße Cover vermuten lässt.