Aus dem Buch: "...Doktor Windmüller kam also nach Venedig, um sich auszuruhen - eine Woche oder länger, wenn's ging; er kam, um sich an den Kunst- und archäologischen Schätzen zu erfreuen, um er selbst zu sein, in einem Hotel abzusteigen wie andere Reisende, denn kein »Fall" rief ihn hierher, und er hatte nicht nötig, sich in einem Privatlogis unter erborgtem Namen einzumieten, damit die »Herren Verbrecher" nicht wußten, wer ihnen auf der Spur war. Selbstverständlich hatte er für diese Inkognitos die gesetzliche Lizenz und die Behörden wurden darüber verständigt. Damit verschwand auch das charakteristische Moltkeprofil unter einer der vielen Masken, die ihm je nach Bedarf zu Gebote standen. Für dieses Mal aber durfte er, wie gesagt, er selbst sein, und mit diesem schönen Bewußtsein setzte er sich nach der langen Fahrt im Hotel an den Schreibtisch mit der schönen Aussicht auf den Canale Grande und die vielgeschmähte und doch so unendlich malerische Kirche Santa Maria della Salute, um den schon bereitliegenden Meldezettel auszufüllen, den der Portier ihm sogleich nachgetragen hatte und alsbald wieder abzuholen versprach." Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem (1854-1941) war eine deutsche Schriftstellerin. Während fast alle Romane der Autorin Motive des Kriminalromans aufweisen, schrieb sie mit den "Windmüller-Romanen" auch ganz explizit eine Reihe von Krimis, die den "Gentleman-Detektiv" Dr. Franz Xaver Windmüller prekäre Fälle in aristokratischen Kreisen und diplomatischen Milieus verfolgen und lösen lassen.
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