"Deuteronio" ist ein Roman zum Ersten Weltkrieg. Es ist ein Erinnerungsbuch. Ein Mahnungsbuch. Der Roman-Text ist hier wie ein Platzhalter für verlorengegangene kulturelle Überlieferung. Nicht einmal die gab es hier. Nicht einmal starb hier jemand Prominentes. Nicht einmal gibt es mehr Spuren von ihm, "Deuteronio", als ein Grab auf einem Soldatenfriedhof in Frankreich, in Saint-Quentin. Der Roman wird zum Platzhalter für die biografische Aufarbeitung nach der Zerstörung der kulturellen Überlieferung zum Erzähler nicht zuletzt auch im Zweiten Weltkrieg. Die fiktive literarische Jenseitskonstruktion wird hier zum Schatten des nicht mehr dokumentierbaren Erinnerns. Wie aus einer Unmöglichkeit, wie aus einer Handlungsunfähigkeit, wie aus einem nun eingetretenen Nichts, im ewigen Schweigen und Verschwiegen-werden, erfolgt doch nun aber zunächst die monologische Selbstvergewisserung des verstorbenen jenseitigen Erzählers. Er wird so in Erinnerung gebracht, als einer von vielen einfachen Soldaten, die in Frankreich im Ersten Weltkrieg starben. Dann bleibt er im Roman auch nicht mehr alleine damit. Im fiktiven Jenseits des Erzählers Deuteronio scheint sich die reale Welt noch einmal zu spiegeln und es ist nicht mehr klar, was ist jenseitig, was ist real, was ist gedacht. Hier gilt, fiktiv, was gedacht ist, schon als real. Wie als Spiegel diesseitiger Kämpfe um Frieden entwickelt sich im Roman "Deuteronio" eine jenseitige Friedens- und Umweltbewegung und scheitert. Sie scheitert aber hier nur literarisch und niemand weiß, ob wirklich oder nur fiktiv. Denn wer weiß schon so genau, was jenseitig real ist? "Deuteronio" ist ein Erinnerungsbuch an das Sterben in einem Krieg, der auch ganz schön jenseitig war.