Erinnerungen eines Afro-Deutschen
Sein Vater kam vor dem Ersten Weltkrieg aus Kamerun, damals "deutsches Schutzgebiet", nach Deutschland und wurde wie andere Kolonialmigranten freundlich aufgenommen. Er heiratete eine Deutsche und gründete eine Familie. Doch schon während der Weimarer Republik fand man, Farbige sollten den Deutschen keine Arbeitsplätze mehr wegnehmen. Bald konnten sie nur noch in den sehr beliebten "Völkerschauen" unterkommen. In der Nazi-Zeit wurden ihnen die deutschen Pässe entzogen. Nur als stumme Komparsen in den zahlreichen Kolonialfilmen waren sie noch gefragt.
Sein Vater kam vor dem Ersten Weltkrieg aus Kamerun, damals "deutsches Schutzgebiet", nach Deutschland und wurde wie andere Kolonialmigranten freundlich aufgenommen. Er heiratete eine Deutsche und gründete eine Familie. Doch schon während der Weimarer Republik fand man, Farbige sollten den Deutschen keine Arbeitsplätze mehr wegnehmen. Bald konnten sie nur noch in den sehr beliebten "Völkerschauen" unterkommen. In der Nazi-Zeit wurden ihnen die deutschen Pässe entzogen. Nur als stumme Komparsen in den zahlreichen Kolonialfilmen waren sie noch gefragt.
»Als schwarzer Deutscher lebte Theodor Michael währen des NS-Regimes in ständiger Angst. Er entging der Verfolgung - auch weil er als Komparse in Goebbels' Propagandafilmen den Wilden spielte. Doch die 'Afrikaschau' steht für sein Leben: 'Mir wurde immer das Baströckchen hinterhergetragen.'« -- Theresa Authaler, Spiegel online 15. Oktober 2013
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Tief bewegt und beeindruckt zeigt sich Marie-Sophie Adeoso von diesem Buch, in dem der hochbetagte Theodor Michael, Sohn eines kamerunischen Kolonialbeamten und einer Preußin aus seinem Leben berichtet, von einer quälenden Kindheit und Jugend im Bastrock, von Naziterror und andauerndem Rassismus. Den anschaulichen Kapiteln des Bandes entnimmt Adeoso allerdings auch, wie der Autor mit Stolz und Beharrlichkeit seinen Weg gegangen ist, als Schauspieler, später als Journalist und beim BND sowie innerhalb seiner Familie. Dass Michael mit seinem Buch trotz allem keine Anklageschrift vorlegt, sondern nüchtern über deutsche Kolonialvergangenheit und soziale Ausgrenzung in der Gegenwart berichtet, hält die Rezensentin für höchst bemerkens- wie lesenswert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"In meinen fast neunzig Lebensjahren habe ich viele Tätigkeiten und Berufe ausgeübt. Es ist eine lange Liste, und am Anfang steht ,der kleine Negerjunge mit dem Baströckchen' aus der Völkerschau. Das Baströckchen wurde mir immer nachgetragen, auch als ich ihm längst entwachsen war." Diese Sätze formuliert Theodor Michael am Ende seiner bewegenden Erinnerungen: Eine lesenswerte Chronik eines schwierigen Lebens und eine lange ignorierte Perspektive auf die deutsche Geschichte. Geboren als Sohn eines Kameruner Vaters und einer deutschen Mutter, erlebte er als Kind in Berlin die späte Weimarer Republik und den Nationalsozialismus. Früh verwaist, wurde er von seiner Pflegefamilie als Diener ausgebeutet, wurde des Gymnasiums verwiesen, musste in Afrika-Schauen auftreten und wirkte wie viele der damals in Deutschland lebenden Afrikaner als Statist in rassistischen Kolonialfilmen wie "Carl Peters" mit. Den Krieg überlebte er als "Fremdarbeiter". Nach 1945 blieb Michael in Deutschland, konnte aber nur schwer Fuß fassen. Ein spätes Studium an der Hamburger Akademie für Gemeinschaft ebnete den Weg in den Afrika-Journalismus. Später wurde er - eine leider nur knapp geschilderte Episode - vom Bundesnachrichtendienst angeworben und ging als Regierungsdirektor dieser Behörde in den Ruhestand. Theodor Michael hätte allen Grund gehabt, eine Anklageschrift zu verfassen. Doch schildert er die Zumutungen seines Lebens mit großer Nüchternheit und vermittelt umso eindringlicher die Erfahrung des Rassismus. (Theodor Michael: "Deutsch sein und schwarz dazu". Erinnerungen eines Afro-Deutschen. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2013. 200 S., br., 14,90 [Euro].) eck
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"... eine schillernde und bewegende Biografie ..."
Main-Echo 26. Oktober 2013
Main-Echo 26. Oktober 2013