Willkommen in jenem unbekannten Land, das Deutschland heißt.
Moritz von Uslar geht in eine Kleinstadt im Osten Deutschlands, er bleibt drei Monate und kehrt mit dieser großen Erzählung, einer Geschichte der Gegenwart, die gleichzeitig Reportage und Abenteuerroman ist, zurück.
Draußen, vor der Großstadt, wo Hartz IV, Alkoholismus, Abwanderung und Rechtsradikalismus angeblich zu Hause sind: Hier beginnt diese Geschichte. Der Reporter sucht nach einem Ort mit Boxclub und Kneipe und findet ihn im Landkreis Oberhavel, gut eine Autostunde nördlich vor Berlin. Pension Heimat, Franky's Place, Gaststätte Schröder: Pils am Tresen, Diktiergerät am Mann. Der Reporter hört zu, guckt zu, trinkt mit, trainiert mit, labert mit, und am nächsten Morgen steht er wieder da. Es erscheinen der Kneipenchef Heiko, der Geschichtenerzähler Blocky, der tätowierte Punk Raoul, und damit ist der Zugang eröffnet: zu den Proben der Band »5 Teeth Less«, zu Grillfesten mit Deutschlandfahne, zum Abhängen am Kaiser's-Parkplatz und an der Aral-Tankstelle - und zum Alltag junger Männer, die vielleicht keine großartige Zukunft haben, aber einen ziemlich guten Humor.
Die präzisen Beobachtungen, im Wortlaut mitgezeichneten Gespräche, die Gags, Sprüche, Märchen und Blödeleien und die Fülle absurder, rührender und furchterregender Alltäglichkeiten entwickeln einen Sog, der den Leser hineinzieht in das Leben in der ostdeutschen Kleinstadt. Das ist klassisches und das ist modernes Reportertum.
Moritz von Uslar besitzt den Mut, die Ausdauer und das Einfühlungsvermögen, um zu zeigen, dass Wirklichkeit immer jener Ort ist, der jenseits der Erwartung liegt. In diesem Buch ist Platz für allerhand Abstrusitäten, bloß für keine Trostlosigkeit. Deutschboden leuchtet - es ist das Licht der Tankstelle an der Ausfallstraße nachts um halb eins.
Moritz von Uslar geht in eine Kleinstadt im Osten Deutschlands, er bleibt drei Monate und kehrt mit dieser großen Erzählung, einer Geschichte der Gegenwart, die gleichzeitig Reportage und Abenteuerroman ist, zurück.
Draußen, vor der Großstadt, wo Hartz IV, Alkoholismus, Abwanderung und Rechtsradikalismus angeblich zu Hause sind: Hier beginnt diese Geschichte. Der Reporter sucht nach einem Ort mit Boxclub und Kneipe und findet ihn im Landkreis Oberhavel, gut eine Autostunde nördlich vor Berlin. Pension Heimat, Franky's Place, Gaststätte Schröder: Pils am Tresen, Diktiergerät am Mann. Der Reporter hört zu, guckt zu, trinkt mit, trainiert mit, labert mit, und am nächsten Morgen steht er wieder da. Es erscheinen der Kneipenchef Heiko, der Geschichtenerzähler Blocky, der tätowierte Punk Raoul, und damit ist der Zugang eröffnet: zu den Proben der Band »5 Teeth Less«, zu Grillfesten mit Deutschlandfahne, zum Abhängen am Kaiser's-Parkplatz und an der Aral-Tankstelle - und zum Alltag junger Männer, die vielleicht keine großartige Zukunft haben, aber einen ziemlich guten Humor.
Die präzisen Beobachtungen, im Wortlaut mitgezeichneten Gespräche, die Gags, Sprüche, Märchen und Blödeleien und die Fülle absurder, rührender und furchterregender Alltäglichkeiten entwickeln einen Sog, der den Leser hineinzieht in das Leben in der ostdeutschen Kleinstadt. Das ist klassisches und das ist modernes Reportertum.
Moritz von Uslar besitzt den Mut, die Ausdauer und das Einfühlungsvermögen, um zu zeigen, dass Wirklichkeit immer jener Ort ist, der jenseits der Erwartung liegt. In diesem Buch ist Platz für allerhand Abstrusitäten, bloß für keine Trostlosigkeit. Deutschboden leuchtet - es ist das Licht der Tankstelle an der Ausfallstraße nachts um halb eins.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.11.2010Rockliteratur Wie die in Moritz von Uslars Buch "Deutschboden" gefeierte Rockgruppe Five Teeth Less aus dem brandenburgischen Zehdenick auf Uslars Einladung hin am Dienstag in einer Berliner Galerie das sicher härteste Publikum der Welt - nämlich all die blasierten und glasierten Mumien, die, wie in Uslars Buch beschrieben, abends im "Grill Royal", sozusagen der "Gaststätte Schröder" von Berlin-Mitte, ihr Champagnerglas schräg gegen das Licht halten, während sie den ahnungslosesten Käse über den Osten, in dessen Mitte sie wie verängstigte Kolonialherrengattinnen kauern, vor sich herbrabbeln - mit der Unerschrockenheit der Jugend, der Kleinstadt und des amerikanischen Collegepunkrocks aus dem Saal lärmten: Das war schon echt sehr stimmungsvoll und eine schöne letzte Pointe des Buchs.
ripe
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rechte Lust, stellt Rezensentin Wiebke Porombka fest, scheint Moritz von Uslar anfangs nicht gehabt zu haben auf sein eigenes Experiment: In den Osten, nach Brandenburg wollte er ziehen, freilich auf Zeit und nicht, wie so mancher den mittleren Jahren sich nähernde Freund aus Berlin, in großstadtflüchtiger Rückzugsabsicht. Eine Ethnografie des Umlands vielmehr schwebt von Uslar vor. So lebte er drei Monate in Zehdenick (im Buch heißt es verschleiernd Oberhavel) und beobachtet, was sich tut. Und nicht tut: denn in der Tat tut sich wenig. Ex-Skins stehen rum, trinken Alkohol, mehr als ein Klischee erweist sich als nur allzu real. Und doch wird dem Autor das nach und nach vor allem in seiner Stinknormalität beinahe erträglich: Hier leben Menschen, die sich in einer alles andere als komfortablen Realität "eingerichtet" haben. Die Rezensentin hat diese Vor-Ort-Reportage spürbar gerne gelesen und lobt den Autor für die "Glaubwürdigkeit" seiner durch manches Dabeisein bei Bier und Gesang entschärft kritischen Haltung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Viel von der andächtigen Ratlosigkeit, mit der, wenn's gutgeht, Verstehen beginnt. Und eine existentialistische Erzählung mit gleich drei überraschenden Tugenden: Anmut, Ironie, Zärtlichkeit.« Der Spiegel