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Familien, die Geschichte machten
Dieses Buch versammelt zwölf Portraits von Familien, die die deutsche Geschichte und Kultur - vor allem der letzten zweihundert Jahre - in besonderer Weise geprägt haben. Insgesamt ergeben die flüssig erzählten Familienbiographien eine deutsche Elitengeschichte, die tiefe Einblicke in die Erbfolge der Macht und die Gesetze des Erfolgs gewährt. Die Macht von Familien scheint auch in der individualistischen Moderne ungebrochen zu sein. Politische und wirtschaftliche, aber auch künstlerische und wissenschaftliche Machtpositionen werden bis in die Gegenwart…mehr

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Produktbeschreibung
Familien, die Geschichte machten

Dieses Buch versammelt zwölf Portraits von Familien, die die deutsche Geschichte und Kultur - vor allem der letzten zweihundert Jahre - in besonderer Weise geprägt haben. Insgesamt ergeben die flüssig erzählten Familienbiographien eine deutsche Elitengeschichte, die tiefe Einblicke in die Erbfolge der Macht und die Gesetze des Erfolgs gewährt.
Die Macht von Familien scheint auch in der individualistischen Moderne ungebrochen zu sein. Politische und wirtschaftliche, aber auch künstlerische und wissenschaftliche Machtpositionen werden bis in die Gegenwart häufig durch die Zugehörigkeit zu einer bekannten Adels-, Unternehmer- oder Künstlerdynastie errungen. Die Autoren beschreiben anschaulich, durch welche Verdienste und Umstände Familien berühmt wurden und wie die Nachkommen einflußreicher Häuser ein reiches Erbe oder auch nur einen glanzvollen Namen nutzten, um eine ähnliche Karriere als Unternehmer, Politiker oder Schriftsteller zu machen oder um - wie etwa der Bankierssohn Aby Warburg - ihre Karriere auf ganz andere Felder zu verlagern. Zur Sprache kommen aber auch die Schicksale derjenigen, die an den Ansprüchen ihrer berühmten Abstammung gescheitert sind.

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
Volker Reinhardt, geboren 1954, lehrt allgemeine und Schweizer Geschichte an der Universität Fribourg/Schweiz. Er ist einer der renommiertesten Kenner der neuzeitlichen Geschichte Italiens und Roms.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2005

Im Wind der Küchenschürze
Erziehen und Arbeiten: Historische Porträts deutscher Familien

Er erinnere ihn an eine Kartoffel, erklärte der junge Voltaire 1725 einem Hochadligen: Auch deren bester Teil liege unter der Erde. Das trug ihm viel Ärger ein. Doch die Weigerung, Familienzugehörigkeit für wichtig zu halten, begründete seine Rolle als Held der Aufklärung. Deren Ende wird heute in der fast geglückten Liquidierung der Familie offenbar. Hausfrauen sind nur noch in Witzen und Werbung akzeptiert, Familienväter nur mehr bei orientalischen Zuwanderern; die "Lufthoheit über den Kinderbetten" gilt als hohes Ziel moderner Politik, die Rede von "normalen Familien" hingegen beinahe als rechtsradikal.

Wo Familien politisch hervortreten - wie die Familie Strauß oder die Familie Bush -, gilt dies kaum mehr als ehrenwert, sondern meist als Skandal. Ebendeshalb aber, erklärt Volker Reinhardts schneidige Einleitung, erregten sie nach wie vor hohes öffentliches Interesse. Dieser Sammelband bedient es: Zwölf ausgewiesene Kenner porträtieren zwölf deutsche Familien, die im neunzehnten Jahrhundert zur "nationalen Elite" zählten. Sie fragen, wie diese prominent wurden und es blieben beziehungsweise, so der Herausgeber, "mit welchen Methoden der Veranschaulichung die Zugehörigkeit zur Elite stets aufs neue vorgewiesen und in den Köpfen verankert wird. Insofern handelt dieses Buch . . . von unser aller Befindlichkeit."

Wie ernst dies gemeint ist, darf offen bleiben. Schulmäßig streng jedenfalls werden die Fragen nicht verfolgt, und professionelle Historiker wissen die Antworten ohnehin. Handeln inzwischen doch ganze Bibliotheken über Klientelsysteme, Clans, Nepotismus, "symbolisches Kapital" und politische Repräsentation, davon also, wie Familien sich durch gegenseitige Protektion, taktische Heiraten, Kredite, Askese und Arbeit nach oben arbeiteten, wie sie adlige Formen und Manieren adaptierten, um sich auch äußerlich als Eliten darzustellen. Ginge es nur um solche Karrieren, dann wären Erbfürsten wie die Hohenzollern und die Wittelsbacher in dieser Sammlung ebenso fehl am Platze wie die Thurn und Taxis, deren Glanzzeit vor dem neunzehnten Jahrhundert lag. Dennoch liest man ihre Porträts (von Monika Wienfort, Eberhard Straub und Wolfgang Behringer) mit Vergnügen und Gewinn. Auch der Erfolg der Bismarcks (Michael Epgenhans) und der Moltkes (Olaf Jessen) ließe sich dann kürzer abhandeln. Er rührte daher, daß der Eiserne Kanzler wie der Große Schweiger sich ihrer Regierung so unentbehrlich machten, daß diese wohl oder übel auch ihren minder begabten Verwandten hohe Posten einräumen mußte - mit jenen fatalen Folgen, die durch ehrenwerte Ausnahmen wie Helmuth James von Moltke nur bestätigt werden.

Auch bei den Manns (Volker Reinhardt), den Mommsens (Stefan Rebenich) und den Wagners (Bodo Würffel) waren es einzelne große Figuren, deren Prestige und Vermögen den Nachgeborenen nutzte, sofern diese mit solchen Pfunden zu wuchern wußten. Als besonders geschickt erwiesen sich dabei vor allem die Frauen, und zwar nicht selten die eingeheirateten. In Villa Wahnfried wie bei den Weizsäckers klopfte die Liebe, sagt Thomas Lau, "stets an der richtigen Haustür an. So glich die Liste der Ehefrauen den Sprossen der Leiter des sozialen Aufstiegs." Solche weibliche Energie verbarg sich in dieser Epoche nicht selten in der Küchenschürze der Hausmutter. Doch indem Marie Mommsen ihrem Gatten alle fachfremden Dinge vom Leibe hielt - angeblich erkannte der große Wissenschaftsorganisator seine zwölf Kinder auf der Straße nicht -, ebnete sie den Aufstieg der Familie um so sicherer. Anstrengen mußten sich indes alle. "Genie ist Arbeit", schärfte Moltke seinen Nachfahren ein, und Alfred Krupp führte seine Erfolge auf "Entbehrungen, Anstrengungen, Zuversicht und Beharrlichkeit" zurück. Wer diese auf sich nahm, war akzeptiert - auch wenn er, wie Frederic Warburg, nicht mit Wertpapieren handelte, sondern mit Büchern oder, wie der dezidiert ungeniale Oswald Mommsen, nicht als Gelehrter reüssierte, sondern als Gärtner.

Ohne Familie also kein Erfolg. Aber zuviel Erfolg gefährdete die Familie wiederum. Ein tragisches Beispiel zeichnen Werner Plumpe und Jörg Lesczenski in August Thyssen. Eben weil dieser Prototypus eines "Workaholic" alle Energien in die Firma investierte, die zum Monument seiner Familie werden sollte, scheiterten seine Ehe wie die Kooperation mit den Söhnen, denen er zwar eine vorzügliche Ausbildung zukommen ließ, nicht aber das Vertrauen, das von ihm aufgebaute Werk selbständig zu lenken. Bei den Krupps, so zeigt Barbara Wolbring, gelang der Übergang besser. Doch auch diese Familie kollabierte zusehends unter der Last des Ethos und der Pflichten, die Alfred Krupp ihr mit seinem politischen Engagement, seiner Öffentlichkeitsarbeit und der prächtig-ungemütlichen "Villa Hügel" aufbürdete. Wer mochte es den Söhnen solcher Überväter verübeln, daß sie sich in die Kunst flüchteten, in den schönen Schein aristokratischer Muße oder gar, so Reinhardt, "in die Gefilde der Halbwelt, der mondänen Kurorte und ihrer Spielcasinos sowie an noch verschwiegenere Orte"? Hatte Werner Sombart also recht, wenn er einst behauptete, daß die erste Generation einer Wirtschaftsdynastie das Unternehmen aufbaue, die zweite es erhalte und die dritte es durchbringe? Plumpe und Lesczenski widersprechen: Auch wo dieser Eindruck sich aufdränge, seien nicht individuelle Schwächen schuld, sondern strukturelle Krisen. Tatsächlich erscheinen Weimarer Republik und Drittes Reich in fast allen der hier präsentierten Porträts als große Prüfung - und oft als große Wende - von Kraft, Glück und Moral einer Familie.

So gleichen Familien dem, was ihnen nicht immer eignet: der Liebe. Alles, was man über sie sagen kann, stimmt irgendwie, aber man muß es gut sagen. Das tun die zwölf Beiträge, einige sogar mit hoher literarischer Kunst, so Barbara Wolbrings klassischer Essay über die Krupps oder Bernd Roecks Reflexion über jenes Foto von 1929, auf dem die Brüder Warburg so abgründig in die Linse sehen, als würden sie von den Marx Brothers gedoubelt. Jedenfalls ist das Buch Balsam für die "Befindlichkeit" all derer, die es wurmt, nicht zur Elite zu zählen, und die es tröstet, daß dieser oder jener Ärger auch in den besten Familien vorkommt.

GERRIT WALTHER.

Volker Reinhardt (Hrsg.): "Deutsche Familien". Historische Portraits von Bismarck bis Weizsäcker. C.H. Beck Verlag, München 2005. 384 S., 12 Abb., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.06.2005

Immer ein trauriges Ende
Historie oder Klatsch? Zwölf Porträts deutscher Familien
Familie - das ist erst einmal intim. Ein je eigener Ton, eine eigene Stimmung herrscht in jedem Haus. Frühstücksrituale, Kommunikationsgewohnheiten, Kosenamen werden als ganz privat empfunden, ganz gleich, wie sehr sie von denen anderer Familien abweichen oder mit ihnen übereinstimmen. Im Schlafzimmer wird anders geredet als außerhalb, und „selbst der Präsident der Vereinigten Staaten muss manchmal nackt dastehen” (Bob Dylan).
Aber es hilft nichts. Keine Intimität erlaubt das Entkommen vor der Gruppe. So wie man schon innerhalb der Familie nicht umhin kommt, „die fundamentale Bedeutung der Beziehungen zwischen den Menschen für den Einzelnen in ihrer Mitte” (Norbert Elias) zu spüren, so wie schon im engsten Raum der Familie Vertrautheit und Formalität, Gefühl und Konvention aufeinander prallen - so lauert auch draußen ständig die Gesellschaft. Sie will, dass die Familie sich handelnd auf sie bezieht, sie formt, und zugleich will sie ihre Setzungen in der Familie repräsentiert oder sonst durch abschreckende Abweichung bestätigt sehen. Die Geschlechter von den Atriden bis zu Ekel Alfred, von Abraham bis Ibsen können ein immer wieder gern gehörtes Lied davon singen.
„Deutsche Familien” heißt nun ein munterer neuer Band, den der Historiker Volker Reinhardt herausgegeben hat. Als Kenner der italienischen Geschichte ist er für die Bedeutung der Familie bestens sensibilisiert und darüber hinaus durch den Band „Die großen Familien Italiens” von 1992 spezifisch auf sein Projekt vorbereitet. Und doch ist Reinhardt offenbar von einem gewissen Unbehagen erfüllt, einem Unbehagen an dem Trend, den er zugleich mit seinem Buch selbst bedient. Es ist der Trend zu einer konsequenten Repersonalisierung der Geschichte, die mit dem besonderen Interesse am Erfolg und Scheitern bedeutender Sippschaften einhergeht - zu einer Betrachtungsweise also, bei der historische Soziologie und Geschichts-Klatsch engstens aneinanderliegen.
In seinem eigenen der zwölf Familienbilder mit dem Titel „Die Manns” - die Kapitelnamen folgen alle dem beliebten Muster: „Die Bismarcks”, „Die Hohenzollern” und so weiter - schreibt der Herausgeber also: „In einer Gegenwart des frühen 21. Jahrhunderts, welche nach dem Untergang der Ideologien die Familie, die Abstammung, das Gen als Fatum zu erkennen meint, hat der Mythos der Manns mehr Konjunktur denn je. Seine Anziehungskraft liegt vor allem darin beschlossen, dass er Abgründe . . . auszuleuchten und im Mikrokosmos einer Familie kollektive Geschicke abzubilden scheint. Dieses Fokussierung trifft den Nerv einer Gegenwart, die in den Mustern von Generationen denkt, d.h. Individualität in Schicksalsgemeinschaften aufgehoben wissen möchte.”
Nun denn - der wohlvernehmbar herausklingende Vorbehalt hat Reinhardt keineswegs daran gehindert, eine Galerie deutscher Schicksalsfamilien zusammenzustellen. So tritt denn auch in der Einleitung die Beschreibung alsbald hinter die Wertung zurück: „Eliten in Gestalt von Familien sind ein unverzichtbarer Bestandteil kollektiver Vorstellungswelten.” Wenn das so ist, dann kann man den Lesern ja auch gleich ihren als zeittypisch festgestellten Abstammungsfanatismus lassen und ans Erzählen gehen. Und erzählt wird teilweise sehr gut in diesem Buch.
Werner Plumpe und Jörg Lesczenski gelingt beispielsweise ein hochinteressanter und in der Verallgemeinerung ergiebiger Beitrag über „Die Thyssens”, dessen Titel etwas fehlleitend ist, weil er gerade anschaulich macht, wie Dynastiebildung in der Großindustrie durch historische Umstände, aber vor allem durch den Ehrgeiz eines Patriarchen scheitern kann, eben eine solche Dynastie unbedingt zu sichern.
Dem spektakulären Weg von der „Draht-Fabrik-Compagnie” in Eschweiler zu einem der größten Unternehmen des Deutschen Reichs unter August Thyssen folgten der Streit mit den Söhnen und die Ambivalenz eines Reichtums, der den Adel nicht, wie es dem üblichen Bild entspricht, einfach nur großbürgerlich nachahmte: August Thyssen kam zwar pflichtbewusst den Anforderungen des Aufstiegs nach und ließ den Söhnen eine hochkarätigere und längere Ausbildung zuteil werden, als er sie selbst genoss - wodurch er, der Arbeitsasket, ihnen aber notgedrungen auch mehr Raum zur Individualität und, wie er es sah, Dekadenz ließ. Bei adligem Lebensstil, war Thyssen überzeugt, müsse man „auf ein trauriges Ende früh oder spät rechnen”.
Angeborene Ruhmsucht
Die Spannung zwischen Herrschen und Maßhalten, zwischen Machtsicherung und moralischer und gesellschaftlicher Legitimation, dabei nie unberührt von den Verwerfungen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert, ist auch in den übrigen Kapiteln oft eindrucksvoll spürbar, die neben den genannten die Familien Krupp, Moltke, Mommsen, Thurn und Taxis, Wagner, Warburg, Weizsäcker und Wittelsbach behandeln.
Von den Startvoraussetzungen her ist es vielleicht ein wenig ungenau, sich hocharbeitenden Bürgerfamilien wie den Mommsens (Stefan Rebenich) Herrschergeschlechter wie die Hohenzollern zur Seite zu stellen. (Über letztere schreibt übrigens Monika Wienfort, ohne auch nur an einer Stelle über die Bedeutung der calvinistischen Religion für die Gebieter über das lutherische Preußen zu reflektieren.) Aber im heterogenen Nebeneinander wird doch deutlich, wie all diese Familien Geschichte machten, eine zusammengesetzte deutsche Geschichte, und sich dabei an bestehenden Vorbildern in Adel und Bürgertum rieben. Da ist es wohl nur natürlich, dass auch die Autoren unterschiedlichen Familienesprit an den Tag legen; neben braven Resümees (Michael Epkenhaus über „Die Bismarcks”) stehen etwa die virtuose Nachdramatisierung des Wagner-Mythos bei Stefan Bodo Würffel oder Eberhard Straubs knackige Kurzfassung seiner Monographie „Die Wittelsbacher”. Nur eins fehlt ein wenig: der Kontrast zwischen innerfamiliärer Intimität und öffentlicher Rolle. Hier ist der äußere Ruhm und die Suche danach immer schon da, keinen sehen wir nackt. Aber das muss in der Familie liegen.
JOHAN SCHLOEMANN
VOLKER REINHARDT (Hrsg.): Deutsche Familien. Historische Portraits von Bismarck bis Weizsäcker. Verlag C.H. Beck, München 2005. 384 S., 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Zwölf packend geschriebene" und "meist gut recherchierte Beiträge" über deutsche Adels-, Unternehmer- und Künstlerdynastien findet Rezensent Rainer Blasius in diesem von Volker Reinhardt herausgegebenem Band mit "historischen Porträts von Bismarck bis Weizsäcker". Blasius greift sich in seiner Besprechung drei Porträts heraus, die ihm besonders aufschlussreich erscheinen. Michael Epkenhans' Beitrag über die Bismarcks biete etwa manches zum finanziellen Hintergrund der Familie. Als "besonders lesenswert" würdigt Blasisus die Ausführungen von Werner Plumpe und Jörg Lesczenski über die Industriellenfamilie Thyssen. Diese zeigten unter anderem, dass die auf Arbeitsethos und Firmenwohl ausgerichtete Lebensführung des Vaters den verschiedenen Individualisierungsprozessen und Selbstfindungsphasen der Söhne gegenüber stand. Ein Umstand, der sich nach Ansicht von Blasisus keineswegs auf die Thyssens beschränkte. Ausführlich berichtet er schließlich über Thomas Laus Porträt der Weizsäckers. Er hebt die keineswegs unbedeutende Rolle hervor, die Ernst von Weizsäcker im "Dritten Reich" spielte. Der Schweizer Historiker zeige, wie Ernst von Weizsäcker nach dem Krieg an der Legende vom "unbeugsamen Widerstandskämpfer" gestrickt habe. Insbesondere sein Sohn Richard von Weizsäcker habe über Jahrzehnte die "alten Leistungseliten ... vehement verteidigt", bis er dann als Bundespräsident mit der vielgelobten Rede zum vierzigsten Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 auf die Kritiker zugegangen sei. Blasius schließt: "Der emotionslose eidgenössische Lichtblick von Lau verdient gerade wegen jüngster Äußerungen des Altbundespräsidenten über die Rolle seines Vaters Ernst im 'Dritten Reich' und dessen immer wieder von Familienmitgliedern behaupteten Nichtwissen über die 'Endlösung' eine gewisse Aufmerksamkeit."

© Perlentaucher Medien GmbH
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