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Herbert Rosendorfer erzählt im vorliegenden dritten Band seiner Deutschen Geschichte vom ausgehenden Mittelalter und dem hoffnungsvollen Beginn einer neuen Zeit. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit der Reformation und den Bauernkriegen, die verdeutlichen, dass die große Geschichte auf dem Rücken der kleinen Leute ausgetragen wird.

Produktbeschreibung
Herbert Rosendorfer erzählt im vorliegenden dritten Band seiner Deutschen Geschichte vom ausgehenden Mittelalter und dem hoffnungsvollen Beginn einer neuen Zeit. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit der Reformation und den Bauernkriegen, die verdeutlichen, dass die große Geschichte auf dem Rücken der kleinen Leute ausgetragen wird.
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Autorenporträt
Herbert Rosendorfer, geboren 1934 in Gries/Bozen, zog 1939 mit seinen Eltern nach München. Nach dem Abitur war er ein Jahr an der Akademie der Bildenden Künste und wechselte dann zur Juristerei. 1959 machte er sein Erstes und 1963 sein Zweites Staatsexamen. Er war Assessor bei der Staatsanwaltschaft in Bayreuth, Staatsanwalt in München, von 1969 bis 1993 Amtsrichter in München und bis 1997 Richter am Oberlandesgericht in Naumburg. 1990 wurde er zum Professor für bayerische Literaturgeschichte ernannt, 1993 erhielt er den Kurd-Laßwitz-Preis, 1999 den Jean-Paul-Preis, die höchste Auszeichnung für Literatur des Freistaats Bayern. 2005 wurde er für sein umfangreiches Werk mit dem Münchner Literaturpreis ausgezeichnet, bei der Corine 2010 erhielt er den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten für sein Lebenswerk. Von seinen "Briefen in die chinesische Vergangenheit" wurden über zwei Millionen Exemplare verkauft. Herbert Rosendorfer verstarb am 20. September 2012.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.01.1999

Trompetentöne ohne Tremolo
Laut, deutlich, schief: Rosendorfers Mittelalter

Warum sollten Romanciers keine deutsche Geschichte schreiben? Die angeblichen "Priester der Klio", die professoralen Historiker, verwalten schließlich nicht die Wahrheit über die Vergangenheit, ganz abgesehen davon, daß schon der Versuch, dem nationalen Gedächtnis Vorschriften zu machen, sie in heillosen Streit verwickeln würde. Warum sollte man also Herbert Rosendorfers Versuch einer Nationalgeschichte des Mittelalters nicht neugierig zur Hand nehmen, in Erwartung überraschender Einsichten, suggestiver Anschaulichkeit und - nicht zuletzt - guter Unterhaltung? Vielleicht sollte man dann nicht zu kleinlich sein und dem Autor die deutsche Geschichte mit den Germanen beginnen lassen, auch wenn die heutige Geschichtswissenschaft ebendiesen Anfang zumeist erst ein Jahrtausend später datiert - etwa zwei Generationen bevor Rosendorfers Darstellung mit 1122 schon wieder endet.

Vielleicht muß man auch akzeptieren - so schwer es ist, Fehlschläge der Aufklärung zu ertragen -, daß Rosendorfer in der Manier des neunzehnten Jahrhunderts Geschichte mit den Taten und Untaten der Herrscher gleichsetzt, vor allem mit Krieg und Gewalt, und für die von ihm bejammerten "geknechteten, blutenden, zerquetschten kleinen Leute" nur ganze acht Seiten seines Werkchens übrig hat. Mag sein, daß es auch auf die zahlreichen sachlichen Irrtümer des Buches gar nicht ankommt, daß sich jeder Hinweis etwa darauf erübrigt, daß der Verfasser der Vita Karls des Großen nicht Alkuin hieß, daß das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" nicht durch Otto I. gegründet wurde - weder der Sache und erst recht nicht dem Namen nach -, daß keineswegs der Papst seit 754 über die (fränkische oder schon deutsche?) Königswürde entschied, daß die Kirche zur Karolingerzeit das "immer so hoch gepriesene heilige Sakrament der Ehe" aus politischer Opportunität gar nicht preisgeben konnte, weil die Ehe eben doch noch nicht als Sakrament galt, oder daß der Autor als Philologe - schließlich doch etwas peinlich - den Namen des Königs Karlmann falsch erklärt.

Möglicherweise sollte man das alles und manches mehr nicht so eng sehen und sein Herz weit öffnen für die Scherzreden des Verfassers. Ist es nicht komisch, sich vorzustellen, daß der Langobardenkönig Clef in Mailand am 31. 12. 574 einen Trompeter auf den Balkon seiner Mailänder Residenz treten ließ, um zu verkünden: "Hiermit ist die Völkerwanderung beendet"? Subtilen Witz, hintergründigen Humor oder treffende Ironie sollte man allerdings nicht erwarten, und wer sich von den Sottisen des Autors über die Kirche (manchmal, aber seltener, auch über das Bajuwarische) ärgern ließe, wäre selbst schuld. Vielleicht muß man am Ende den Autor doch ernster und mehr beim Wort nehmen?

Irritiert liest man, wie Rosendorfer die Vorfahren der Deutschen in mehr oder weniger reinrassige Germanen einteilt, wie unbekümmert um französische Empfindlichkeiten er Karl den Großen in die deutsche Geschichte einordnet oder wie ahnungslos er mit fatalen Mythen hantiert, wenn er erwägt: "Vielleicht gibt es das (deutsche) Reich heute noch, ohne daß wir es wissen." Nicht, daß dem Autor eine deutschnationale Gesinnung oder Schlimmeres vorzuwerfen wäre, aber Geschichteschreiben verlangt vielleicht doch mehr sprachliche und gedankliche Disziplin, das, was mittelalterliche Autoren discretio nannten.

Täuschen wir uns aber nicht - Rosendorfer wollte keine belanglose historische Erzählung liefern, er wollte Geschichte auch deuten. Für ihn war Kaiser Heinrich III. ( 1056) die größte Herrschergestalt des deutschen Mittelalters, vielleicht des Mittelalters überhaupt, und die Zeit dieses Saliers soll die "deutsche Weltstunde" in der Geschichte gewesen sein. Es wäre müßig, über diese Urteile zu rechten, denn gute Historiographen stellen längst keine Ranglisten mehr auf wie Sportreporter oder Börsenhändler, und Hegel ist passé. Nein, worauf es ankäme, wäre die Begründung solcher Urteile, die Überzeugungskraft auch durch die Darstellung. Hier bietet der Autor aber nichts als Enttäuschungen: plattes Handbuchwissen, vermischt mit kruden Ressentiments, vor allem gegen den Klerus, historische Klischees bei der Verklammerung der Einzelheiten und Unverständnis gegenüber der Überlieferung. Zwar kennt Rosendorfer die eine oder andere Quelle, aber er nutzt sie nur als Faktenarsenal; wie sich aus den Details der faszinierenden und überreichen Erzählungen, Briefe, Urkunden, Bilder und Plastiken des Mittelalters historische Panoramen bilden ließen, hat der Autor nicht geahnt, geschweige denn versucht. Bezeichnend ist, daß er sein Werturteil über Heinrich III. nur abstrakt begründet und die Person daneben als "still und ein wenig farblos" charakterisiert. Nein, nicht Heinrich ist uninteressant gewesen, sondern Rosendorfer hat die Nuancen der Quellenerzeugnisse nicht genutzt, um sein Bild plastisch hervortreten zu lassen.

Bescheiden räumt Rosendorfer ein, er könne sich mit Heroen der Geschichtsschreibung nicht messen, mit Gibbon etwa, mit Gregorovius oder mit Theodor Mommsen. Vielleicht nimmt er auch mit Recht für sich in Anspruch, statt dessen in Konkurrenz treten zu können mit "literarischen Gebrechlichkeiten auf historischem Gebiet", die den Büchermarkt überschwemmten. Trotzdem bleibt er weit zurück hinter den besten historischen Darstellungen professioneller deutscher Historiker aus den letzten Jahren, auch und gerade was die künstlerische Qualität seines Büchleins betrifft. Warum mußte er sich bloß auf das Gebiet der Geschichtsschreibung verirren? MICHAEL BORGOLTE

Herbert Rosendorfer: "Deutsche Geschichte". Ein Versuch. Von den Anfängen bis zum Wormser Konkordat. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, München 1998. 253 S., geb., 34,- DM.

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