Der Zusammenbruch der kontinentalen Imperien nach dem Ersten Weltkrieg sorgte nicht nur für einen Umbruch der politischen Ordnung. Die römisch-katholische Kirche musste sich nun ebenfalls einen Platz in der komplexen neuen Staatenwelt suchen, wie etwa die deutsche katholische Bevölkerung in Oberschlesien und Slawonien (östliches Kroatien). Die neuen Staaten des östlichen Europas nutzten religiöse Symbolik und Praktiken häufig zur Absicherung ihrer Legitimation. Besonders die nationalen Ideen der Polen und Kroaten waren eng mit dem Katholizismus verschmolzen. Diese Arbeit untersucht, ob es der katholischen Kirche in den 1920er Jahren gelang, sich trotz der nationalen Gegensätze als Institution zu erhalten, die unter dem Dach des gemeinsamen Glaubens alle nationalen Gruppen vereinen konnte. Untersucht werden dabei religiösen Praktiken auf verschiedenen Ebenen: Die regionale in den Dörfern, die überregionalen in den städtischen Zentren wie Osijek (Kroatien) und Kattowitz (Oberschlesien), bis hin zu den globalen Praktiken im Zentrum während der Wahlfahrten nach Rom.