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Die Lyrik des deutschen Spätmittelalters stand lange und steht großenteils noch heute im Schatten des klassischen Minnesangs und der Sangspruchdichtung Walthers von der Vogelweide. Tatsächlich baut sie auf den Dichtungstraditionen der Zeit um 1200 auf, aber sie variiert und bricht sie, spielt mit ihnen und entwickelt ganz neue Themen und Formen. Aus der überreichen Fülle dieser späten Liedproduktion wird hier eine repräsentative Auswahl geboten, eine Sammlung von Texten, die zu entdecken sich auch für den Nichtspezialisten lohnt. Der Band schließt an die bereits im Deutschen Klassiker Verlag…mehr

Produktbeschreibung
Die Lyrik des deutschen Spätmittelalters stand lange und steht großenteils noch heute im Schatten des klassischen Minnesangs und der Sangspruchdichtung Walthers von der Vogelweide. Tatsächlich baut sie auf den Dichtungstraditionen der Zeit um 1200 auf, aber sie variiert und bricht sie, spielt mit ihnen und entwickelt ganz neue Themen und Formen.
Aus der überreichen Fülle dieser späten Liedproduktion wird hier eine repräsentative Auswahl geboten, eine Sammlung von Texten, die zu entdecken sich auch für den Nichtspezialisten lohnt.
Der Band schließt an die bereits im Deutschen Klassiker Verlag erschienene Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters von Margherita Kuhn und Ingrid Kasten an. Er greift zunächst noch einmal auf die klassische Zeit höfischer Lyrik um 1200 zurück. Von Neidhart bis hin zu Oswald von Wolkenstein spannt sich sodann der Bogen der Dichter, alle mit eigenem Profil. Aussagen der Leidenschaft, des Übermuts und der Angst stehen neben geistreich verpackter Didaxe, zarte Erotik neben Obszönem, Fürstenpreis und satirische Zeitkritik neben poetologischen Reflexionen, virtuose Sprachklangspiele neben schlichten Zeugnissen neuer Frömmigkeit.
Die Texte sind großenteils neu aus den Handschriften erarbeitet. Die Übersetzungen zielen auf Lesbarkeit, ohne sprachliche Kühnheiten und schwebende Unbestimmtheiten der Texte einzuebnen. Der Kommentar liefert die notwendigen Informationen zu Autoren, Überlieferung, Formen, Themen und schwierigen Einzelstellen.

Zweisprachige Ausgabe: die mittelhochdeutschen Texte mit neuhochdeutschen Übertragungen
Autorenporträt
Burghart Wachinger, geb. 1932 in München, studierte lateinische, griechische und deutsche Philologie in München. Promoviert wurde er 1958 ebenfalls in München. Seine Forschungsschwerpunkte sind Deutsche Literatur des Spätmittelalters, Lyrik und kleinere Formen, Überlieferungsgeschichte sowie Textkritik und Edition. 1969 übernahm er die Professur für Mediävistik am Deutschen Seminar an der Universität Tübingen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lange genug hat Hans-Herbert Räkel auf diesen zweiten Klassiker-Band zur Lyrik des Mittelalters gewartet. Was er nun in Händen hält, gefällt ihm ausgezeichnet. Endlich kommt auch das Spätmittelalter zu seinem Recht. Die Textauswahl des Herausgebers und Übersetzers Burghart Wachinger lobt Räkel als "reif", daraus könne durchaus ein gültiger Kanon entstehen. Dem subjektiven Urteil Wachingers vertraut er sich gerne an, beruht es doch auf großer Kenntnis, Erfahrung und "sicherem Geschmack". Repräsentative Qualität erhält der Band für den Rezensenten auch durch die besondere Konzentration auf drei Dichter (Neidhart von Reuental, Heinrich Frauenlob, Oswald von Wolkenstein). Diese zeuge von der nötigen Rücksicht auf den Leser, der, wie Räkel bemerkt, nicht notwendig aus dem akademischen Milieu stammen muss. Begeistert zeigt sich Räkel von Wachingers Übersetzerqualitäten, auch oder gerade weil er die Schwierigkeit der Texte erahnen lässt. Dass der Band nicht eine Musiknote enthält, findet Räkel dagegen unverständlich. Schließlich war Minnelyrik doch vor allem Minnesang.

© Perlentaucher Medien GmbH