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"Die fünfundzwanzig Briefe dieses Bandes umfassen den Zeitraum eines Jahrhunderts. Der erste ist von 1783, der letzte von 1883. Die Reihenfolge ist chronologisch." - So lakonisch eröffnet Benjamin sein 1936 in der Schweiz unter dem Pseudonym Detlef Holz erschienenes Buch Deutsche Menschen, "eine Folge von Briefen", die er bereits 1930/31 in der Frankfurter Zeitung mit seinen Kommentaren einzeln zur Veröffentlichung gebracht hatte. Es waren aber nicht anthologische Interessen, die Benjamin veranlaßt hatten, seinen noch in Deutschland gefaßten Plan einer Briefsammlung auszuführen. Vielmehr…mehr

Produktbeschreibung
"Die fünfundzwanzig Briefe dieses Bandes umfassen den Zeitraum eines Jahrhunderts. Der erste ist von 1783, der letzte von 1883. Die Reihenfolge ist chronologisch." - So lakonisch eröffnet Benjamin sein 1936 in der Schweiz unter dem Pseudonym Detlef Holz erschienenes Buch Deutsche Menschen, "eine Folge von Briefen", die er bereits 1930/31 in der Frankfurter Zeitung mit seinen Kommentaren einzeln zur Veröffentlichung gebracht hatte. Es waren aber nicht anthologische Interessen, die Benjamin veranlaßt hatten, seinen noch in Deutschland gefaßten Plan einer Briefsammlung auszuführen. Vielmehr bewegte ihn der gegenwärtig nicht minder aktuelle Gedanke, daß es in Europa gewisse Positionen zu verteidigen gelte. Die Epoche, die die 25 Briefe umfassen und die in etwa von der Französischen Revolution bis zur Gründerzeit reicht, war die, "in der das Bürgertum sein geprägtes und gewichtiges Wort in die Waagschale der Geschichte zu legen hatte. Freilich schwerlich mehr als eben dieses Wort; darum ging sie unschön mit den Gründerjahren zu Ende." Jedem der Briefe stellte Benjamin einen Kommentar voran, in dem Schreiber und Adressat weniger beschrieben als angekündigt werden und zum Inhalt der Briefe nur das Nötige gesagt wird.
Die neue Ausgabe der Deutschen Menschen enthält neben der Buchfassung von 1936 diejenigen Texte und Materialien, die die einzelnen Stationen von Benjamins Arbeit an der Sammlung von Briefen aus dem bürgerlichen Jahrhundert zeigen. Die vom Herausgeber gesammelten Stücke der Dokumentation umfassen Benjamins Widmungen, die er Freunden und Kollegen in ihre persönlichen Exemplare schrieb, Briefe Karl Thiemes, der ihm die Türen zum Verlag öffnete, und Briefe an den Verleger Rudolf Roeßler. Zwölf Rezensionen, die von der unmittelbaren Wirkung des Buches zeugen, beschließen den Band.
Autorenporträt
Brodersen, MommeMomme Brodersen, geboren 1951 in Barmstedt/ Holstein, studierte Germanistik, Soziologie, Geschichte und Pädagogik in Hamburg. Seit 1976 lebt er in Italien; an der Universität Palermo lehrt er Deutsche Literatur und Kulturgeschichte. Er veröffentlichte u. a. Monographien und Bibliographien zu Walter Benjamin, Siegfried Kracauer und Hans Sahl.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Für Ludger Lütkehaus lassen sich das Leben und das "fragmentarische, widersprüchliche" Denken Walter Benjamins aus der Perspektive zweier komplementärer Figuren umreißen: der autobiografischen des "bucklichten Männleins" und der geschichtsphilosophischen des Engels der Geschichte. Wie sich beide zu biografischen und epochalen Unheilsgeschichten vereinen, kann Lütkehaus möglicherweise auch anhand der beiden nun erschienenen Bände der kritischen Benjamin-Gesamtausgabe nachvollziehen. Die Briefsammlung "Deutsche Menschen" (Band 10) und die philosophischen Lesestücke "Einbahnstraße" (Band 8) erscheinen dem Rezensenten in der Präsentation mit ihren Vorstufen, Varianten und Fragmenten als konsequente "Vergegenwärtigung der Trümmer der Geschichte".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Dass das Werk des genialen Menschen Walter Benjamin heute durch diese Edition weiterlebt, ist schon jetzt ein Grund zur Freude. « Alexander Cammann taz. die tageszeitung