Aufklärung und Pietismus stehen in der Zeit des Übergangs vom 18. zum 19. Jahrhundert in einem spannungsreichen Verhältnis zueinander. Die Untersuchung von Hans-Martin Kirn geht diesem Verhältnis exemplarisch anhand einer im Schnittpunkt beider Bewegungen stehenden Persönlichkeit nach. Der reformfreudige Theologe Johann Ludwig Ewald wirkte unter anderem als Pfarrer in Offenbach und Bremen, als Generalsuperintendent in Lippe-Detmold, als Professor für Moral- und Pastoraltheologie in Heidelberg und als Kirchenrat in Karlsruhe. Wegweisend wurden für ihn vor allem die Kontakte mit den Theologen Johann Kaspar Lavater und Philipp Matthäus Hahn, mit denen er eine rege Korrespondenz führte. Zugleich nahm er die zentralen Grundgedanken der (Spät-) Aufklärung auf und verband sie mit seiner pietistisch geprägten Frömmigkeit. Sein vielfältiges literarisches Schaffen läßt kaum eine bewegende Frage der Zeit unbeachtet: Bildungs- und Kirchenreform (unter anderem die Aufnahme der Pädagogik Pestalozzis) kommen genauso zur Sprache wie aktuelle philosophische und politische Themen (Rezeption Kants, Frage nach der gesellschaftlichen Stellung der Frau, Eintreten für die Judenemanzipation).
Dabei wird das Profil eines eigenständigen Spätaufklärungspietismus sichtbar.
Dabei wird das Profil eines eigenständigen Spätaufklärungspietismus sichtbar.