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»Ein Buch für Schreibende jeder Art soll dieses sein, kein Leitfaden für Schriftsteller.« - Eduard Engel
Die Andere Bibliothek bevorzugt das Original - andere veröffentlichen bis heute die Kopie.
Der Klassiker unter den Büchern zur Stilkritik deutscher Sprache stammt von Ludwig Reiners - 1943 als Deutsche Stilkunst erstmals veröffentlicht, bis heute als Stilkunst im Handel, hunderttausendfach gelesen und viel zitiert. Das Original aber schrieb 1911 Eduard Engel, ein bekanntes Standardwerk -bis zum Publikationsverbot 1933. Auf Ludwig Reiners' Stilkunst lastet der schwerwiegende Vorwurf…mehr

Produktbeschreibung
»Ein Buch für Schreibende jeder Art soll dieses sein, kein Leitfaden für Schriftsteller.« - Eduard Engel

Die Andere Bibliothek bevorzugt das Original - andere veröffentlichen bis heute die Kopie.

Der Klassiker unter den Büchern zur Stilkritik deutscher Sprache stammt von Ludwig Reiners - 1943 als Deutsche Stilkunst erstmals veröffentlicht, bis heute als Stilkunst im Handel, hunderttausendfach gelesen und viel zitiert. Das Original aber schrieb 1911 Eduard Engel, ein bekanntes Standardwerk -bis zum Publikationsverbot 1933. Auf Ludwig Reiners' Stilkunst lastet der schwerwiegende Vorwurf des Plagiats. Denn 1911 erschien die Deutsche Stilkunst von Eduard Engel zum ersten Mal: ein Werk, zu dem Reiners' Fassung erstaunliche Parallelen aufweist. Die Gliederung, ein großer Teil der Belege, vor allem aber die Kriterien für guten oder schlechten Stil - all diese Elemente kehren, so wie sie bei Eduard Engel entfaltet sind, bei Ludwig Reiners wieder. Eduard Engels Korrekturen in späteren Auflagen übersah Reiners, er hatte sich in seiner »Abschreibkunst« an früheren Fassungen orientiert. Bis 1931 erschienen 31 Auflagen von Eduard Engels Stilkunst. Nach 1933 wurde Engel jedoch aufgrund seiner jüdischen Herkunft mit einem Publikationsverbot belegt. Er starb einsam und verarmt 1938 und erlebte so den Erfolg seines »Nachfolgers« Ludwig Reiners nicht mehr. Dass der Münchner Kaufmann Ludwig Reiners Eduard Engel viel verdankte, war 1943 und kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wohl bekannt, geriet aber, ebenso wie Engel selbst, in den folgenden Jahren in Vergessenheit.

Den ursprünglichen »Klassiker«, das »Original« der Stillehre von Eduard Engel macht die Andere Bibliothek nun wieder in einer zweibändigen Ausgabe zugänglich. Eduard Engel nannte seine Deutsche Stilkunst das »Ergebnis der Erfahrungen eines Schreibers, der sich durch mehr als ein Menschenalter um Sprache und Stil bemüht hat«. Die Grundfragen von Satzbau und Wortwahl, Ausdruck und Aufbau, Ton, Schönheit und Stilgattungen, die Warnung vor den immer wiederkehrenden Unglücken des Schreibhandwerks und die Mittel, dieses Handwerk zur Meisterschaft zu bringen, behandelt Eduard Engel in seinem Werk - wobei die Sprache natürlich einem auch bei Engel unterschätzten Wandel unterliegt und sein damals verbreitetes deutschnationales Denken mitunter auch zum Fremdwort-Furor ausarten kann.

Eduard Engel (1851-1938), ein Deutscher jüdischer Herkunft, war ein hochgebildeter Philologe, Literaturhistoriker, Literaturkritiker, Stilist und Publizist. Seine Tätigkeit blieb allerdings nicht auf die Literatur beschränkt: er befasste sich kurioserweise ebenfalls mit dem Eisenbahnwesen und gilt als der Erfinder der Bahnsteigkarte. Engels Erfahrung war vielfältig. Als Herausgeber des »Magazins für die Literatur des In- und Auslandes « schrieb er Literaturvermittlungsgeschichte: Er entdeckte Theodor Fontane als Erzähler und förderte Wilhelm Raabe, Detlev von Liliencron, Émile Zola und Edgar Allan Poe. Er veröffentlichte auflagenstarke Literaturgeschichten verschiedener Sprachen. Als Beamter war er mehr als 30 Jahre stellvertretender Vorsteher des Stenographenbüros im Preußischen Abgeordnetenhaus und dann des Reichstags. In dieser Zeit habe er, so schreibt er, Zehntausende langer und kurzer Reden pflichtmäßig auf ihre Form geprüft.
Autorenporträt
Eduard Engel (1851-1938), ein Deutsche jüdischer Herkunft, war ein hochgebildeter Philologe, Literaturhistoriker, Literaturkritiker, Stilist und Publizist. 
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine schöne, wenn auch mit einigen Fehlern behaftete Ausgabe, die zeigt, was ein großer Mann schaffen kann, meint Rezensent Hermann Unterstöger. Für Eduard Engel war es Patriotenpflicht, der deutschen Prosa Eleganz beizubringen. Er ging mit größtem Furor daran, Fremdwörter auszumerzen und den Sprachstil der Deutschen zu verbessern. Ein engstirniger Nationalist war er dabei doch nicht, so der Rezensent, immerhin war der Mann weitgereist und konnte mindestens ein halbes Dutzend Sprachen lesen. Dass ausgerechnet ihm die Publikation 1933 verboten wurde, weil er Jude war, findet Unterstöger geradezu absurd. Ob diese zweibändige Stilkunde für den heutigen Sprachgebrauch noch etwas taugt, dazu sagt der Rezensent leider nichts.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Eduard Engel war ein hochgebildeter, nie um ein treffendes Zitat verlegener Autor, den man bis heute mit Gewinn liest." Manfred Papst Neue Zürcher Zeitung am Sonntag 20161204