Das Verhältnis von Tschechen und Deutschen, insbesondere im 20. Jahrhundert, ist dem Mediävisten Ferdinand Seibt seit Jahrzehnten ein Anliegen. Bekannt geworden durch seine Arbeiten zu Kaiser Karl IV. und zu Jan Hus hat er sich seit 1952 kontinuierlich auch neuzeitlichen und zeithistorischen Themen gewidmet. Der Band vereinigt wesentliche Studien Seibts zur Nachbarschaft von Tschechen, Deutschen, Sudetendeutschen und Juden in Mitteleuropa. Er reicht bis in die Zeit des Nationalsozialismus, des Kriegsendes und der Vertreibung der Deutschen. Seibt setzt sich aber auch mit Nationalismustheorien auseinander; ebenso mit Entwicklung und Diskursen der Geschichtswissenschaft in der Tschechoslowakei und in Deutschland, dem allgemeinen Geschichtsbild und der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit im vergangenen Jahrzehnt. Persönliche Stellungnahmen und Erinnerungen zur deutsch-tschechischen Nachbarschaft runden den Band ab.
"Überzeugend weist die Festschrift, zugleich der 100. Band in der Schriftenreihe des Collegium Carolinum, den leider zwischenzeitlich verstorbenen Ferdinand Seibt als engagierten Zeithistoriker des deutsch-tschechischen Verhältnisses und als bedeutenden Historiographieforscher für das 19. und 20. Jahrhundert aus." (Joachim Bahlcke in: Das Historisch-Politische Buch 2/2004)