Der deutsche Wein hat sich in den letzten Jahren seinen Weltruf als Spitzenprodukt auf sehr vielen Märkten gesichert. Umso erstaunlicher ist es, dass sich aktuell nur selten Autoren mit der naheliegenden Kombination deutscher Wein und deutsche Küche auseinander gesetzt haben.In diesem Buch widmet sich Paula Bosch, die erfolgreichste Sommelière des Landes, dem deutschen Wein und seiner Kombination mit der deutschen Küche. Sternekoch Tim Raue interpretiert dazu deutsche Klassiker ganz neu. Die Autorin beschreibt eine Vielzahl von außergewöhnlichen Winzern aus den 13 Weinregionen Deutschlands - solche, die seit vielen Jahren bekannt sind ebenso wie bemerkenswerte Newcomer - und stellt die für sie interessantesten Weine aus deren Kollektionen vor. Ihre Texte sind humorvoll geschrieben, leicht zu lesen und beschreiben den Geschmack so gut, dass man das Produkt förmlich schmecken kann.Tim Raue hat typische Gerichte für die einzelnen Regionen kreiert, die Paula Bosch den einzelnen Rebsorten zuordnet. Entstanden ist ein ungewöhnlicher Weinratgeber, ein Wegweiser für Wein zum Essen, der jetzt schon für alle Genussmenschen ein "Must have" ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2015Der Tapetenwechsel des Himmelsherrn
Bekäme Gott dieses Buch in die Hände, würde er wahrscheinlich umziehen. Denn er müsste sich fragen, ob es sich nicht östlich des Rheins inzwischen viel besser lebt als westlich davon. Schlagende Argumente für einen Tapetenwechsel bekommt er von Paula Bosch, der Doyenne des deutschen Sommelier-Gewerbes, und dem rastlosen Berliner Großkoch Tim Raue gleich im Dutzend. Paula Bosch stellt in dreizehn Kapiteln die dreizehn deutschen Weinbaugebiete und ihre jeweiligen Lieblingswinzer mitsamt ausgewählten Weinen vor, wobei die meisten zu den Granden der deutschen Weinkultur und den Stars des Verbandes der Deutschen Prädikatsweingüter zählen. Zwischen all die Knipsers, Kuhns, Hegers, Kellers, Loosens, Molitors, Wittmanns oder Weils schmuggeln sich nur hin und wieder vielversprechende Talente wie die Thörles aus Rheinhessen oder Holger Koch vom Kaiserstuhl. Die Porträts sind sehr persönlich, leben von den Erfahrungen, Erlebnissen, Begegnungen, Begeisterungen Paula Boschs und versuchen gar nicht erst, ein objektives Bild der deutschen Winzerwelt zu zeichnen - was ohnehin unmöglich ist. Große Überraschungen darf man hier nicht erwarten, dafür ist Tim Raue zuständig, der in seinem Rezeptteil die Klassiker oder auch ollen Kamellen der deutschen Küche mit verblüffend virtuoser Leichtigkeit nobilitiert und dabei selbst vor Schreckgespenstern des Wirtschaftswunders wie dem unseligen Krabbencocktail nicht zurückschreckt. Bei Raue indes wird dank Sriracha-Chilisauce, Limettensirup, Piment d'Espelette und ausgestochenen Perlen von Granny Smith und Cantaloupe ein hochelegantes Kunstwerk aus dem groben Kerl. Genauso ergeht es Spanferkelhaxen, Wirsingrouladen, Kartoffelklößen oder Maultaschen. Und natürlich kennt Paula Bosch zu jedem Teller den passenden Wein, der mitunter noch nicht einmal zehn Euro kostet. Wenn das kein Grund für einen Umzug ist.
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"Deutscher Wein, deutsche Küche" von Paula Bosch und Tim Raue. Callwey Verlag, München 2015. 328 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 39,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bekäme Gott dieses Buch in die Hände, würde er wahrscheinlich umziehen. Denn er müsste sich fragen, ob es sich nicht östlich des Rheins inzwischen viel besser lebt als westlich davon. Schlagende Argumente für einen Tapetenwechsel bekommt er von Paula Bosch, der Doyenne des deutschen Sommelier-Gewerbes, und dem rastlosen Berliner Großkoch Tim Raue gleich im Dutzend. Paula Bosch stellt in dreizehn Kapiteln die dreizehn deutschen Weinbaugebiete und ihre jeweiligen Lieblingswinzer mitsamt ausgewählten Weinen vor, wobei die meisten zu den Granden der deutschen Weinkultur und den Stars des Verbandes der Deutschen Prädikatsweingüter zählen. Zwischen all die Knipsers, Kuhns, Hegers, Kellers, Loosens, Molitors, Wittmanns oder Weils schmuggeln sich nur hin und wieder vielversprechende Talente wie die Thörles aus Rheinhessen oder Holger Koch vom Kaiserstuhl. Die Porträts sind sehr persönlich, leben von den Erfahrungen, Erlebnissen, Begegnungen, Begeisterungen Paula Boschs und versuchen gar nicht erst, ein objektives Bild der deutschen Winzerwelt zu zeichnen - was ohnehin unmöglich ist. Große Überraschungen darf man hier nicht erwarten, dafür ist Tim Raue zuständig, der in seinem Rezeptteil die Klassiker oder auch ollen Kamellen der deutschen Küche mit verblüffend virtuoser Leichtigkeit nobilitiert und dabei selbst vor Schreckgespenstern des Wirtschaftswunders wie dem unseligen Krabbencocktail nicht zurückschreckt. Bei Raue indes wird dank Sriracha-Chilisauce, Limettensirup, Piment d'Espelette und ausgestochenen Perlen von Granny Smith und Cantaloupe ein hochelegantes Kunstwerk aus dem groben Kerl. Genauso ergeht es Spanferkelhaxen, Wirsingrouladen, Kartoffelklößen oder Maultaschen. Und natürlich kennt Paula Bosch zu jedem Teller den passenden Wein, der mitunter noch nicht einmal zehn Euro kostet. Wenn das kein Grund für einen Umzug ist.
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"Deutscher Wein, deutsche Küche" von Paula Bosch und Tim Raue. Callwey Verlag, München 2015. 328 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 39,95 Euro.
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