Die Dokumentation gewährt mit ihren 179 ausgewählten Dokumenten spannende Einblicke in das Innenleben eines demokratischen Nationalitätenstaates. Die Diplomatenberichte aus den "goldenen Jahren" der Tschechoslowakei lassen im Rückblick erkennen, dass vor der Wirtschaftskrise und dem Erstarken des "Dritten Reiches" noch eine Gelegenheit war, die nationalen Minderheiten, auch die Deutschen, für den Staat zu gewinnen. Die Erträge der Regierungsbeteiligung seit 1926 wurden von vielen Sudetendeutschen als zu gering erachtet. Die Klagen lauteten: keine Stärkung der regionalen Selbstverwaltung, vermeintlich weitere planvolle "Tschechisierung" der Verwaltung, Benachteiligung bei Bodenreform, im Schulwesen etc. Auch Slowaken und Karpatoukrainer stellten zunehmend selbstbewusst politische Forderungen. Deutlich wird zudem, dass das angeblich "freundschaftliche" Verhältnis zu Deutschland in Wirklichkeit von gegenseitigem Misstrauen und Nadelstichen geprägt war. Einen Höhepunkt stellte dabei die Prager "Tonfilm-Affäre" 1930 mit massiven antideutschen und antisemitischen Ausschreitungen dar.