Drei Monate war Wolfgang Büscher unterwegs. Zu Fuß, per Bus, per Anhalter oder auch mit dem Schiff. Am Rhein bricht er auf und zieht 3500 km um Deutschland herum. Am Ende hat er ein Land erfahren, das eigenwilliger und sonderbarer ist, als wir alle denken. Eine Reise voller unglaublicher Entdeckungen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2005Apokalypse in Pforzheim
Auch das ist ein langer Lauf zu sich selbst: Wolfgang Büschers Protokoll seiner Deutschlandreise / Von Nils Minkmar
Es ist ein bißchen unangenehm, in diesem Buch zu lesen. Man ist zu gierig beim Lesen, so perfekt in die Zeit fällt das Buch, so unverzichtbar sind die darin enthaltenen Informationen, so dringend entfaltet sich dieser Wunsch: Erzähl noch mehr! Zugleich möchte man höflich diese Gier verbergen. Es ist jene Gier, die Montaigne meinte, wenn er schrieb, daß er sich manchmal beim Essenschlingen auf die Finger beißt. Dabei treibt einen in der manischen Lektüre etwas anderes an als die reine Bewunderung. Es ist Staunen, Befremden, ein Wechsel zwischen Ablehnung, auch Abscheu und fast peinlicher Intimität. Manchmal wird es einem zuviel damit. Man fühlt sich dem Buch verwandt und folgt ihm wie dem öffentlichen Auftritt eines Cousins, für dessen Witze man sich schämt, dem man aber als erster applaudiert.
Wolfgang Büscher ist um Deutschland herum gereist, an den Grenzen entlang. Die Regeln der Reise werden nicht groß ausgeführt, aber es ging wohl darum, möglichst viel zu Fuß zu gehen. Er ist nicht in einer Tour, sondern in mehreren Abschnitten gereist und hat Unterkunft und Verpflegung improvisiert, in jedem Fall ohne Luxus, aber auch ohne wie Rüdiger "Sir Vival" Nehberg überfahrene Igel von der Teerdecke zu kratzen, um sich daraus ein leckeres Mahl zu bereiten.
Das Buch ist einzigartig wegen solcher Stellen: Es geht um das Dorf mit dem schönen Namen Twist und es ist Sonntag: "In der Vitrine des Bäckers von Twist lag ein letztes Käsebrötchen, in der Kühlvitrine stand ein rosa Getränk mit Erdbeergeschmack, das sicher sehr süß war. Der Laden war still wie das Dorf. Diese Stille hatte ich einmal gekannt, diese nachmittägliche Verlorenheit." Und etwas später: "Ewig, ewig ist die Stille der Provinz. Sorgfältig aufgeräumt wie das Zimmer einer alten Frau." Prosa, Bericht, Analyse, Tagebuch: Bei dieser Reise begegnet man all dem, und es entsteht ein neues Genre.
Warum setzt jemand einen Fuß vor den anderen, bis er um das ganze Land herum ist, wenn er es nicht muß, wenn er auch zu Hause sitzen könnte - so wie der Leser? Es muß ein unabweisbarer, auf das Innerste der Person zielender Antrieb sein, und darum erfährt man im Laufe des Buches mindestens ebensoviel über den Autor wie über das Land, so daß auch das einem unangenehm sein kann. Aber weil Büscher nicht wie Chatwin durch Wüsten und Patagonien wandert, sondern um Deutschland herum, ist es vor allem ein politisches Buch.
In einer Nacht in Freiburg erinnert sich der Autor an seine Zeit als Student: Die Flugblätter seiner K-Gruppe hätten den Steinboden der Universität bedeckt wie der fallende Schnee, den er von seinem Herbergsfenster aus sieht, je mehr Ereignisse und Versammlungen, desto mehr Flugblätter. Und als schäme er sich für die Zeit des irren Linksdrehens um eine leere Mitte, geht er nun rechtsherum um Deutschland. Er sendet immer noch Botschaften an die Genossen, an den Genossen Büscher. Er löst, bei aller scheinbaren Planlosigkeit seiner Reise, möglichst oft den roten Alarm aus, es ist eine alternative "alternative Stadtrundfahrt", als würde er beim Wandern die schauprozeßhafte Rezension in der "konkret" oder zur Not von Wiglaf Droste schon vorwegnehmen und sich lustvoll schaudern, als würde dann erst zusammenwachsen, was zusammengehört, wenn auch von ihm die Stätten der deutschen Opfer und die Schrecken des alliierten Bombenkriegs wandernd erfahren worden sind. Das Schicksal der Insel Helgoland, das Wunder der Frauenkirche, der abgeschirmte Obersalzberg - das sind Wegmarken, die die Linke vergessen hat. Er sucht Orientierung, im Wortsinn: Der größte Teil des Buches beschreibt den Osten. Die Grenze zu Frankreich, die Mainzer Republik oder die Münchner Räterepublik, selbst die Weimarer Republik inspirieren ihn nicht.
Er verfolgt mit der Deutschlandreise zwei Absichten, eine therapeutische, eine analytische: Einmal die Geister der Vergangenheit zu besuchen und zu bannen, dann die Gegenwart zu begreifen. Wie lange ist der Zweite Weltkrieg her, wenn man durch deutsche Städte und Dörfer läuft? Er ist noch gegenwärtig. Die Innenstädte sind so alt wie der reisende Autor. "Der Staub", schreibt er, "setzt sich immer noch. Die Betäubung läßt immer noch nach." Büscher geht zu den Toten wie den Untoten, einmal rund um die Heimatfront herum, und erzählt die Geschichten, die der Häftlinge des KZ Flossenburg und ihres Henkers Weihe, der Zivilisten von Pforzheim, der sechzigsten und letzten Stadt des alliierten Bombenkriegs und auch von jenem Waldgasthaus in den Ardennen, in dem sich die Veteranen trafen, um die Nächte hindurch die alten Schlachten durchzusprechen. Die Reise gelingt ihm in dieser Hinsicht, er kann am Ende des Buches irgendwann notieren, daß es jetzt "gut sei" mit den Gespenstergeschichten von Krieg und Zerstörung.
Die Gegenwart ist da krasser. Der deutsche Schlager, wie er ihn in den Frühstücksräumen erdulden muß, setzt ihm richtig zu. Und die Fußgängerzone von Pforzheim gibt ihm den Rest: "Die Fußgängerzone bot das Bild einer geschlagenen Stadt. Zwischen ärmlichen Nachkriegsbauten . . . ging die Not auf und ab. Not jeder Art. Winternot, Sommernot. Geldnot. Herzensnot. Und die schlimmste: die Not, wohin sich wenden. Warum ist das alles so, was ist denn nur los? Was mache ich hier?" Bei Chatwin klang in dieser letzten Frage noch eine britische Ironie mit, eine Lust am Kopfschütteln über den abseitigen Ort, an dem man sich nach langer Reise wiederfand. Büscher macht das heutige Westdeutschland keinen Spaß mehr: "Diese Fußgängerzone schrie nach einem Fanatiker. Einem Prediger mit Glut in den Augen und einem starken, einfachen Wort. Er würde kommen, dessen war ich nun sicher."
Sich auf die Suche nach den abermals peripheren Orten der spirituellen Peripherie zu begeben, den Yoga-Zentren, Fitness-Studios, Vereinen und sonstigen therapeutischen Einrichtungen, in denen westdeutsche Stadtbewohner ihren Sinn neu zu weben versuchen, das liegt Büscher ebensowenig wie die Freude an den hybriden Zuständen, die sich ergeben, wenn das Leben der Provinz auf die Segnungen der modernen Unterhaltungsindustrie trifft, jene absurden Begegnungen, die Roger Willemsen, den anderen Deutschlandreisenden, so zu entzücken vermochten.
Ein anderer, der das Land zu einer politisch sehr viel bewegteren Zeit bereiste, schrieb nach vielen hundert Kilometern diese Zeilen, und vermutlich waren sie ihm selbst unheimlich: "So schön ist Deutschland. So überschaubar undurchdringlich. So unheimlich harmlos. So überall anders und gleich. So selbstvergessen." Das war Günter Grass, im "Tagebuch einer Schnecke" das er während seiner SPD-Wahlkampftour schrieb.
Büscher erfährt es umgekehrt: Er beginnt seine Deutschlandreise mit dem Vorsatz, ein unbekanntes, vermutlich schönes Land erkunden zu wollen und findet Grund zur Sorge, weniger in der Vergangenheit, um so mehr in der Zukunft. Grass schrieb als sozialdemokratische Schnecke unentwegt an seine und von seinen Kindern. In Wolfgang Büschers Deutschland findet sich auf all den Strecken, Dörfern und Städten, auf all den Seiten nicht die Spur eines Kindes.
Wolfgang Büscher: "Deutschland, eine Reise". Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005. 249 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main KTX: Bericht, Analyse, Tagebuch: Bei dieser Reise entsteht ein neues Genre. Das Schicksal der Insel Helgoland, das Wunder der Frauenkirche, der abgeschirmte Obersalzberg - Wegmarken, die die Linke vergessen hat.
Auch das ist ein langer Lauf zu sich selbst: Wolfgang Büschers Protokoll seiner Deutschlandreise / Von Nils Minkmar
Es ist ein bißchen unangenehm, in diesem Buch zu lesen. Man ist zu gierig beim Lesen, so perfekt in die Zeit fällt das Buch, so unverzichtbar sind die darin enthaltenen Informationen, so dringend entfaltet sich dieser Wunsch: Erzähl noch mehr! Zugleich möchte man höflich diese Gier verbergen. Es ist jene Gier, die Montaigne meinte, wenn er schrieb, daß er sich manchmal beim Essenschlingen auf die Finger beißt. Dabei treibt einen in der manischen Lektüre etwas anderes an als die reine Bewunderung. Es ist Staunen, Befremden, ein Wechsel zwischen Ablehnung, auch Abscheu und fast peinlicher Intimität. Manchmal wird es einem zuviel damit. Man fühlt sich dem Buch verwandt und folgt ihm wie dem öffentlichen Auftritt eines Cousins, für dessen Witze man sich schämt, dem man aber als erster applaudiert.
Wolfgang Büscher ist um Deutschland herum gereist, an den Grenzen entlang. Die Regeln der Reise werden nicht groß ausgeführt, aber es ging wohl darum, möglichst viel zu Fuß zu gehen. Er ist nicht in einer Tour, sondern in mehreren Abschnitten gereist und hat Unterkunft und Verpflegung improvisiert, in jedem Fall ohne Luxus, aber auch ohne wie Rüdiger "Sir Vival" Nehberg überfahrene Igel von der Teerdecke zu kratzen, um sich daraus ein leckeres Mahl zu bereiten.
Das Buch ist einzigartig wegen solcher Stellen: Es geht um das Dorf mit dem schönen Namen Twist und es ist Sonntag: "In der Vitrine des Bäckers von Twist lag ein letztes Käsebrötchen, in der Kühlvitrine stand ein rosa Getränk mit Erdbeergeschmack, das sicher sehr süß war. Der Laden war still wie das Dorf. Diese Stille hatte ich einmal gekannt, diese nachmittägliche Verlorenheit." Und etwas später: "Ewig, ewig ist die Stille der Provinz. Sorgfältig aufgeräumt wie das Zimmer einer alten Frau." Prosa, Bericht, Analyse, Tagebuch: Bei dieser Reise begegnet man all dem, und es entsteht ein neues Genre.
Warum setzt jemand einen Fuß vor den anderen, bis er um das ganze Land herum ist, wenn er es nicht muß, wenn er auch zu Hause sitzen könnte - so wie der Leser? Es muß ein unabweisbarer, auf das Innerste der Person zielender Antrieb sein, und darum erfährt man im Laufe des Buches mindestens ebensoviel über den Autor wie über das Land, so daß auch das einem unangenehm sein kann. Aber weil Büscher nicht wie Chatwin durch Wüsten und Patagonien wandert, sondern um Deutschland herum, ist es vor allem ein politisches Buch.
In einer Nacht in Freiburg erinnert sich der Autor an seine Zeit als Student: Die Flugblätter seiner K-Gruppe hätten den Steinboden der Universität bedeckt wie der fallende Schnee, den er von seinem Herbergsfenster aus sieht, je mehr Ereignisse und Versammlungen, desto mehr Flugblätter. Und als schäme er sich für die Zeit des irren Linksdrehens um eine leere Mitte, geht er nun rechtsherum um Deutschland. Er sendet immer noch Botschaften an die Genossen, an den Genossen Büscher. Er löst, bei aller scheinbaren Planlosigkeit seiner Reise, möglichst oft den roten Alarm aus, es ist eine alternative "alternative Stadtrundfahrt", als würde er beim Wandern die schauprozeßhafte Rezension in der "konkret" oder zur Not von Wiglaf Droste schon vorwegnehmen und sich lustvoll schaudern, als würde dann erst zusammenwachsen, was zusammengehört, wenn auch von ihm die Stätten der deutschen Opfer und die Schrecken des alliierten Bombenkriegs wandernd erfahren worden sind. Das Schicksal der Insel Helgoland, das Wunder der Frauenkirche, der abgeschirmte Obersalzberg - das sind Wegmarken, die die Linke vergessen hat. Er sucht Orientierung, im Wortsinn: Der größte Teil des Buches beschreibt den Osten. Die Grenze zu Frankreich, die Mainzer Republik oder die Münchner Räterepublik, selbst die Weimarer Republik inspirieren ihn nicht.
Er verfolgt mit der Deutschlandreise zwei Absichten, eine therapeutische, eine analytische: Einmal die Geister der Vergangenheit zu besuchen und zu bannen, dann die Gegenwart zu begreifen. Wie lange ist der Zweite Weltkrieg her, wenn man durch deutsche Städte und Dörfer läuft? Er ist noch gegenwärtig. Die Innenstädte sind so alt wie der reisende Autor. "Der Staub", schreibt er, "setzt sich immer noch. Die Betäubung läßt immer noch nach." Büscher geht zu den Toten wie den Untoten, einmal rund um die Heimatfront herum, und erzählt die Geschichten, die der Häftlinge des KZ Flossenburg und ihres Henkers Weihe, der Zivilisten von Pforzheim, der sechzigsten und letzten Stadt des alliierten Bombenkriegs und auch von jenem Waldgasthaus in den Ardennen, in dem sich die Veteranen trafen, um die Nächte hindurch die alten Schlachten durchzusprechen. Die Reise gelingt ihm in dieser Hinsicht, er kann am Ende des Buches irgendwann notieren, daß es jetzt "gut sei" mit den Gespenstergeschichten von Krieg und Zerstörung.
Die Gegenwart ist da krasser. Der deutsche Schlager, wie er ihn in den Frühstücksräumen erdulden muß, setzt ihm richtig zu. Und die Fußgängerzone von Pforzheim gibt ihm den Rest: "Die Fußgängerzone bot das Bild einer geschlagenen Stadt. Zwischen ärmlichen Nachkriegsbauten . . . ging die Not auf und ab. Not jeder Art. Winternot, Sommernot. Geldnot. Herzensnot. Und die schlimmste: die Not, wohin sich wenden. Warum ist das alles so, was ist denn nur los? Was mache ich hier?" Bei Chatwin klang in dieser letzten Frage noch eine britische Ironie mit, eine Lust am Kopfschütteln über den abseitigen Ort, an dem man sich nach langer Reise wiederfand. Büscher macht das heutige Westdeutschland keinen Spaß mehr: "Diese Fußgängerzone schrie nach einem Fanatiker. Einem Prediger mit Glut in den Augen und einem starken, einfachen Wort. Er würde kommen, dessen war ich nun sicher."
Sich auf die Suche nach den abermals peripheren Orten der spirituellen Peripherie zu begeben, den Yoga-Zentren, Fitness-Studios, Vereinen und sonstigen therapeutischen Einrichtungen, in denen westdeutsche Stadtbewohner ihren Sinn neu zu weben versuchen, das liegt Büscher ebensowenig wie die Freude an den hybriden Zuständen, die sich ergeben, wenn das Leben der Provinz auf die Segnungen der modernen Unterhaltungsindustrie trifft, jene absurden Begegnungen, die Roger Willemsen, den anderen Deutschlandreisenden, so zu entzücken vermochten.
Ein anderer, der das Land zu einer politisch sehr viel bewegteren Zeit bereiste, schrieb nach vielen hundert Kilometern diese Zeilen, und vermutlich waren sie ihm selbst unheimlich: "So schön ist Deutschland. So überschaubar undurchdringlich. So unheimlich harmlos. So überall anders und gleich. So selbstvergessen." Das war Günter Grass, im "Tagebuch einer Schnecke" das er während seiner SPD-Wahlkampftour schrieb.
Büscher erfährt es umgekehrt: Er beginnt seine Deutschlandreise mit dem Vorsatz, ein unbekanntes, vermutlich schönes Land erkunden zu wollen und findet Grund zur Sorge, weniger in der Vergangenheit, um so mehr in der Zukunft. Grass schrieb als sozialdemokratische Schnecke unentwegt an seine und von seinen Kindern. In Wolfgang Büschers Deutschland findet sich auf all den Strecken, Dörfern und Städten, auf all den Seiten nicht die Spur eines Kindes.
Wolfgang Büscher: "Deutschland, eine Reise". Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005. 249 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main KTX: Bericht, Analyse, Tagebuch: Bei dieser Reise entsteht ein neues Genre. Das Schicksal der Insel Helgoland, das Wunder der Frauenkirche, der abgeschirmte Obersalzberg - Wegmarken, die die Linke vergessen hat.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Journalist Wolfgang Büscher hat bereits ein erfolgreiches Reise-Buch veröffentlicht, das ihn zu Fuß von Berlin nach Moskau führte, und das Rezensent Gustav Seibt damals offenbar gut gefallen hat. Büscher knüpft mit seinem neuen Buch an diesen Erfolg und seine Methode an, teilt Seibt mit, und wieder hat ihn das Ergebnis überzeugt. Büscher ist zu Fuß oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, mit persönlichem Einsatz - und "allen nachdenklichen Sinnen", schwärmt Seibt - nicht etwa quer durch Deutschland, sondern die Grenzen des Landes entlang gereist. Der Kitschanteil des Buches liege teilweise noch höher als bei dem Russland-Buch, gesteht Seibt, schreibt dies aber dem pathetischen Unternehmungsgeist Büschers zu, der bei diesem Thema - Deutschland, eine Winterreise - ständig Futter geliefert bekommen habe. Bei Büscher sei Deutschland "tragisch", eine fremde, düstere Zauberwelt, eine Märchengeschichte, die von Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg erzählt. Man könnte das Buch für "viktimistisch" halten, das heißt der aktuellen Opferhaltung im Lande Vorschub leisten, baut Seibt Einwänden vor und setzt hinzu: man sollte es aber lassen, denn Büscher schreibe kenntnisreich, hintergründig und ohne ideologische Scheuklappen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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So melancholisch, so schön, so vielschichtig. NDR