Deutschland im Jahr 1 mit Angela Merkel: Die ersten Schritte der frischgebackenen Kanzlerin wurden mit Wohlwollen begleitet, die Konjunktur ist angesprungen, die Konzerne sonnen sich im Gewinnrausch. So viel Optimismus gab es lange nicht mehr.Zeit für eine kritische Bilanz - und für unbequeme Fragen. Ist der Aufschwung 2006 Merkels oder Schröders Aufschwung? Wie gut läuft es wirklich in der Wirtschaft? Geht es voran auf den großen Reformbaustellen - oder verliert sich die Politik der kleinen Schritte im Beliebigen?Jetzt wäre die Zeit reif für den großen Wurf - in vielen Bereichen. Aber wird es dazu kommen? Was ist geworden aus der großen Steuerreform, der grundlegenden Reform der Sozialsysteme, der Innovationsoffensive? Marc Beise liefert eine Bestandsaufnahme von A wie Arbeitsmarkt bis Z wie Zukunftstechnologien. Wer hat die besseren Rezepte, wer bringt Deutschland voran: Merkel oder Merz? Steinbrück oder Kirchhof? Glos oder Sinn? In wessen Hände wollen wir unsere Zukunft legen?Denn genau darum geht es.
Von SZ-Autoren: Marc Beise über das Versagen der Großen Koalition
Der Langmut der Deutschen mit ihrer Regierung ist bemerkenswert. Obwohl die Große Koalition bis heute wenig wirklich Überzeugendes zustandegebracht hat, räumen ihr viele Bürger in Umfragen reichlich Kredit ein. Dass die Gesundheitsreform ein großer Murks geworden ist, wird hingenommen. Dass wochenlang über mehr Krippenplätze diskutiert, aber am Ende nichts beschlossen wird, ebenso. Eine eigenartige Gleichgültigkeit hat sich übers Land gelegt, und der Konjunkturaufschwung gilt als Garant für eine bessere Zukunft. Dabei türmen sich die Probleme hinter dem Horizont auf. Marc Beise, Leiter der SZ-Wirtschaftsredaktion, hat ein zorniges und zunehmend ungeduldiges Plädoyer für große Reformen verfasst. In zehn Kapiteln zeigt er die Probleme des Landes auf und personalisiert sie. Ob Arbeitsmarkt, Rente, Gesundheit, Familie – überall schildert er die handelnden Akteure. Er beschreibt ihren politischen Werdegang, ihre Erfolge und Misserfolge. Und konfrontiert sie mit den Ideen eines Paul Kirchhof, Friedrich Merz oder des Familien-Vorkämpfers Jürgen Borchert. Die Kritik mündet in ein Reformprogramm in zehn Schritten: So könnte Deutschland zukunftstauglich gemacht werden.SZ
MARC BEISE: Deutschland – falsch regiert. Das Elend der kleinen Schritte. Hanser Verlag, München 2007. 246 Seiten, 19,80 Euro.
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"Deutschland wird falsch regiert." Diese Erkenntnis hat Marc Beise keineswegs exklusiv. Diese Stimmung überwiegt in der Bevölkerung ein Jahr nach dem Start der großen Koalition.
Wirtschaftsjournalist Beise liefert das Buch zu diesem Gefühl. Er beschreibt das "Elend der kleinen Schritte", die Depression nach dem Aufbruch vor einem Jahr, als die "neue Nüchternheit" der Kanzlerin vorübergehend sehr in Mode war. Vorbei und vergessen. Murks und nichts als Murks entdeckt Beise in seiner Bilanz der ersten zwölf Monate Angela Merkel: Keine Regierung zuvor hat so massiv die Steuern erhöht, die Föderalismusreform ist ein Torso, die Gesundheitsreform ein Desaster. Die Koalition streitet und versagt. Der Kanzlerin fehlt die Durchsetzungskraft in den eigenen Reihen. Und die SPD tut eh, was sie will. Schreibt Beise. Was man halt so redet und liest zur momentanen Lage der Republik. Die Regierung sei mit ihrer Politik in eine gefährliche Schieflage geraten, diagnostiziert der Autor. Und mehr Reformen verlangt er selbstredend auch. Kleiner Haken an der Sache: Die Wirtschaft brummt. Trotz der Politik und alledem. Die Wachstumsprognosen werden ein ums andere Mal nach oben korrigiert. Warum das so ist, das wäre dann Stoff für das nächste Buch.
mec.
Marc Beise: Deutschland - falsch regiert, Hanser, 19,90 Euro
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"Beise macht es sich nicht so einfach, die Probleme allein der großen Koalition anzulasten. Er stellt die gegenwärtige Politik in den Zusammenhang mit vorhergegangenen Regierung beziehungsweise Ministern.[...]
Man kann Beises Buch als umfassende Merkel-Kritik lesen, aber auch als ein Armutszeugnis für die gesamte politische Klasse verstehen." Handelsblatt, 24. November 2006
"Durch den reportage-ähnlichen Stil wird das Lesen zu einem Vergnügen, wie es beim Verfolgen der Tagespolitik nur selten gegeben ist." Abendzeitung, 31. Dezember 2006
Man kann Beises Buch als umfassende Merkel-Kritik lesen, aber auch als ein Armutszeugnis für die gesamte politische Klasse verstehen." Handelsblatt, 24. November 2006
"Durch den reportage-ähnlichen Stil wird das Lesen zu einem Vergnügen, wie es beim Verfolgen der Tagespolitik nur selten gegeben ist." Abendzeitung, 31. Dezember 2006