DAS authentische Buch zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954 von Reporterlegende Rudi Michel, offizielles Erinnerungsbuch des Deutschen Fußball-Bundes zur WM 1954. Sensationelle, bislang unveröffentlichte Fotos sowie Bilder und Dokumente aus dem Sepp Herberger-Nachlass
Heute gibt es nur noch wenige Journalisten, die "Das Wunder von Bern" hautnah miterlebt haben. Zu ihnen gehört Reporterlegende Rudi Michel, der jetzt in seinem Buch die Geschichte dieses "Wunders" erzählt. Welche Emotionen löste der Sieg der deutschen Mannschaft aus? Wie erlebte Rudi Michel die triumphale Heimkehr der Helden, die Massenaufläufe, die sich spontan an Bahnhöfen und Plätzen bildeten? Er erzählt aus ganz persönlicher Sicht vom Sport, der Nation und den Menschen. Kein anderer Sportreporter kannte die beiden Schlüsselfiguren des Erfolgs so gut. Mit Fritz Walter war er eng befreundet und für Sepp Herberger war er einer der wenigen Sportjournalisten, die dieser ganz aktzeptierte: "Rudi Michel spricht unsere che."
Heute gibt es nur noch wenige Journalisten, die "Das Wunder von Bern" hautnah miterlebt haben. Zu ihnen gehört Reporterlegende Rudi Michel, der jetzt in seinem Buch die Geschichte dieses "Wunders" erzählt. Welche Emotionen löste der Sieg der deutschen Mannschaft aus? Wie erlebte Rudi Michel die triumphale Heimkehr der Helden, die Massenaufläufe, die sich spontan an Bahnhöfen und Plätzen bildeten? Er erzählt aus ganz persönlicher Sicht vom Sport, der Nation und den Menschen. Kein anderer Sportreporter kannte die beiden Schlüsselfiguren des Erfolgs so gut. Mit Fritz Walter war er eng befreundet und für Sepp Herberger war er einer der wenigen Sportjournalisten, die dieser ganz aktzeptierte: "Rudi Michel spricht unsere che."
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2004Elf Sieger als Ersatz für Kino, Kaffeehaus und Konzertsaal
Aus der Reihe der Veröffentlichungen zum 50jährigen Jubiläum des Wunders von Bern ragt das Buch von Rudi Michel mit dem Titel "Deutschland ist Weltmeister!" heraus. Der Autor hat gegenüber anderen Verfassern den unschätzbaren Vorteil, als junger Radioreporter die bewegenden Tage in der Schweiz erlebt zu haben. Der heute Zweiundachtzigjährige ist als Kaiserslauterer gemeinsam mit fünf Weltmeistern seiner Stadt aufgewachsen, war ein enger Freund von Fritz Walter und ein journalistischer Vertrauter Sepp Herbergers. Der langjährige Sportchef des Südwestfunks spielt sein Prä im offiziellen Jubiläumsbuch des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) konsequent aus. Seine in einer klaren Sprache abgefaßten Erinnerungen wirken durch die Nähe zum Ereignis und zu den handelnden Personen authentisch.
Älteren ist vieles vertraut: die Herberger-Sprüche ("Der Ball ist rund", "Das nächste Spiel ist immer das schwerste"), manche Anekdote, die Späße des Helmut Rahn, mit denen er den sensiblen Fritz Walter als seinen Zimmergenossen aufmunterte. Die Spaziergänge des Bundestrainers mit seinen Spielern, nach denen jeder das Gefühl hatte, er sei der Wichtigste, oder wonach Berni Klodt Verständnis dafür zeigte, daß Herberger aus taktischen Gründen Helmut Rahn den Vorzug vor ihm gab.
Michel gelingt es, die Atmosphäre der Nachkriegsjahre als Ausgangslage für den sensationellen Triumph wiedererstehen zu lassen: "Da war einer wie Fritz Walter, der mit zehn anderen neunzig Minuten lang Zehntausenden sonntags Kino, Kaffeehaus und Konzertsaal ersetzte. Sie rannten aus der zerstörten Stadt hinauf ins Stadion am Betzenberg. Damals war . . . der Fußball am Sonntag ein Tag des Vergessens, der die Woche davor und die Woche danach bewältigen half."
Nicht zuletzt kommt auf seine Kosten, wer viel über den Fußball von einst (untermauert durch einen statistischen Teil), seine Akteure (mit einzelnen Porträts) sowie die Hintergründe und die Dimension des Erfolgs erfahren will. Die ungarische "Wunderelf" hat nicht nur im November 1953 England im Wembley-Stadion mit 6:3 sensationell die erste Heimniederlage der Geschichte beigebracht, sondern zwischen dem 4. Juni 1950 und dem 4. Juli 1954 bei nur vier Unentschieden 28mal gewonnen mit einem Torverhältnis von 144:34. Diese Mannschaft spielte in der Besetzung des Berner Finales noch sechzehnmal zusammen, ohne eine einzige Niederlage. Währenddessen zerfiel die deutsche Weltmeisterelf, und die deutsche Nationalmannschaft schlitterte in eine ihrer größten Krisen. Auch als Folge der mysteriösen Hepatitis-Erkrankung, von der eine ganze Reihe deutscher Spieler betroffen war und die Ferenc Puskas zum Anlaß für Dopingvorwürfe nahm. Hier liegt ein Manko des Buchs, daß der Autor diese Umstände nicht erwähnt. Gerade angesichts der zur Zeit kursierenden Vorwürfe und des Eingeständnisses des damaligen Mannschaftsarztes Dr. Franz Loogen, nichtsterile Spritzen hätten womöglich die Lebererkrankungen ausgelöst, wäre es gut gewesen, der Autor hätte Stellung bezogen.
Rudi Michel, so etwas wie der Sepp Herberger des Sportjournalismus, bringt dem Leser die Strategien nahe, die der "Bundessepp" für und während der WM entwickelte. Zuerst wurde der Bundestrainer als "Vaterlandsverräter" beschimpft und dann dafür gefeiert, daß er beim 3:8-Debakel gegen die Ungarn sechs Spieler seiner besten Besetzung zur Schonung für die zweite Partie gegen die Türkei nicht aufgestellt hatte. Mitentscheidend für den Ausgang des Endspiels war, daß Herberger Horst Eckel auf Nandor Hidegkuti ansetzte, in dem er als zurückhängendem Mittelstürmer die wichtigste Figur im ungarischen Spiel erkannte.
Ein Leckerbissen ist die Dokumentation der zweiten Halbzeit von Herbert Zimmermanns Radioreportage. Da kann sich jeder bei der Lektüre weit mehr vorstellen als beim überstrapazierten Tonschnipsel ". . . aus dem Hintergrund müßte Rahn schießen - Rahn schießt! - Toooor! Toooor! Toooor! Toooor! . . ." Ein Reiz des Buches liegt in den 215 zum Teil unveröffentlichten Fotos, die, brüniert im Sepiadruck, den 224 Seiten eine nostalgische Handschrift geben. Da ersteht eine versunkene Welt mit Menschen, deren Kleidung mit breitkrempigen Hüten und sackähnlichen Mänteln mehr bedeckt als schmückt. Deren Gesichter aber angesichts des Sensationssiegs leuchten, nicht zuletzt bei dem Triumphzug durch die deutschen Städte, den Michel detailliert beschreibt. Gegen die Begeisterung, die auch die Menschen in der DDR erfaßte, waren die Jubelfeiern nach dem Gewinn der Weltmeistertitel von 1974 und 1990 matte Routineveranstaltungen. Nur der Fall der Berliner Mauer im November 1989 hat die Deutschen ähnlich bewegt wie der Sieg von Bern. Man stelle sich nur vor, daß 90 000 Menschen ins regnerische Berliner Olympiastadion strömten, nur um der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts an die Weltmeister beizuwohnen. Bundespräsident Theodor Heuss dämpfte damals den im Ausland besorgt verfolgten Überschwang, der zum Beispiel DFB-Präsident Peco Bauwens zu einer vielkritisierten nationalistischen Rede hingerissen hatte: "Über diesen Sieg unserer Fußballer in der Schweiz können wir uns alle freuen. . . . Wir wollen aber auch die guten Worte über diesen Sieg nicht überspannen. Man sollte nicht glauben, daß gutes Kicken schon gute Politik sei."
Rudi Michel hat ein Vermächtnis vorgelegt, das historisch ist, ohne zu historisieren. Ein Buch, das dem Leser den Mythos Bern 1954 bewegend nahebringt.
STEFFEN HAFFNER
Besprochenes Buch: Rudi Michel, "Deutschland ist Weltmeister!", das offizielle Erinnerungsbuch des Deutschen Fußball-Bundes zur WM 1954, Südwest-Verlag 2004, 224 Seiten, 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aus der Reihe der Veröffentlichungen zum 50jährigen Jubiläum des Wunders von Bern ragt das Buch von Rudi Michel mit dem Titel "Deutschland ist Weltmeister!" heraus. Der Autor hat gegenüber anderen Verfassern den unschätzbaren Vorteil, als junger Radioreporter die bewegenden Tage in der Schweiz erlebt zu haben. Der heute Zweiundachtzigjährige ist als Kaiserslauterer gemeinsam mit fünf Weltmeistern seiner Stadt aufgewachsen, war ein enger Freund von Fritz Walter und ein journalistischer Vertrauter Sepp Herbergers. Der langjährige Sportchef des Südwestfunks spielt sein Prä im offiziellen Jubiläumsbuch des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) konsequent aus. Seine in einer klaren Sprache abgefaßten Erinnerungen wirken durch die Nähe zum Ereignis und zu den handelnden Personen authentisch.
Älteren ist vieles vertraut: die Herberger-Sprüche ("Der Ball ist rund", "Das nächste Spiel ist immer das schwerste"), manche Anekdote, die Späße des Helmut Rahn, mit denen er den sensiblen Fritz Walter als seinen Zimmergenossen aufmunterte. Die Spaziergänge des Bundestrainers mit seinen Spielern, nach denen jeder das Gefühl hatte, er sei der Wichtigste, oder wonach Berni Klodt Verständnis dafür zeigte, daß Herberger aus taktischen Gründen Helmut Rahn den Vorzug vor ihm gab.
Michel gelingt es, die Atmosphäre der Nachkriegsjahre als Ausgangslage für den sensationellen Triumph wiedererstehen zu lassen: "Da war einer wie Fritz Walter, der mit zehn anderen neunzig Minuten lang Zehntausenden sonntags Kino, Kaffeehaus und Konzertsaal ersetzte. Sie rannten aus der zerstörten Stadt hinauf ins Stadion am Betzenberg. Damals war . . . der Fußball am Sonntag ein Tag des Vergessens, der die Woche davor und die Woche danach bewältigen half."
Nicht zuletzt kommt auf seine Kosten, wer viel über den Fußball von einst (untermauert durch einen statistischen Teil), seine Akteure (mit einzelnen Porträts) sowie die Hintergründe und die Dimension des Erfolgs erfahren will. Die ungarische "Wunderelf" hat nicht nur im November 1953 England im Wembley-Stadion mit 6:3 sensationell die erste Heimniederlage der Geschichte beigebracht, sondern zwischen dem 4. Juni 1950 und dem 4. Juli 1954 bei nur vier Unentschieden 28mal gewonnen mit einem Torverhältnis von 144:34. Diese Mannschaft spielte in der Besetzung des Berner Finales noch sechzehnmal zusammen, ohne eine einzige Niederlage. Währenddessen zerfiel die deutsche Weltmeisterelf, und die deutsche Nationalmannschaft schlitterte in eine ihrer größten Krisen. Auch als Folge der mysteriösen Hepatitis-Erkrankung, von der eine ganze Reihe deutscher Spieler betroffen war und die Ferenc Puskas zum Anlaß für Dopingvorwürfe nahm. Hier liegt ein Manko des Buchs, daß der Autor diese Umstände nicht erwähnt. Gerade angesichts der zur Zeit kursierenden Vorwürfe und des Eingeständnisses des damaligen Mannschaftsarztes Dr. Franz Loogen, nichtsterile Spritzen hätten womöglich die Lebererkrankungen ausgelöst, wäre es gut gewesen, der Autor hätte Stellung bezogen.
Rudi Michel, so etwas wie der Sepp Herberger des Sportjournalismus, bringt dem Leser die Strategien nahe, die der "Bundessepp" für und während der WM entwickelte. Zuerst wurde der Bundestrainer als "Vaterlandsverräter" beschimpft und dann dafür gefeiert, daß er beim 3:8-Debakel gegen die Ungarn sechs Spieler seiner besten Besetzung zur Schonung für die zweite Partie gegen die Türkei nicht aufgestellt hatte. Mitentscheidend für den Ausgang des Endspiels war, daß Herberger Horst Eckel auf Nandor Hidegkuti ansetzte, in dem er als zurückhängendem Mittelstürmer die wichtigste Figur im ungarischen Spiel erkannte.
Ein Leckerbissen ist die Dokumentation der zweiten Halbzeit von Herbert Zimmermanns Radioreportage. Da kann sich jeder bei der Lektüre weit mehr vorstellen als beim überstrapazierten Tonschnipsel ". . . aus dem Hintergrund müßte Rahn schießen - Rahn schießt! - Toooor! Toooor! Toooor! Toooor! . . ." Ein Reiz des Buches liegt in den 215 zum Teil unveröffentlichten Fotos, die, brüniert im Sepiadruck, den 224 Seiten eine nostalgische Handschrift geben. Da ersteht eine versunkene Welt mit Menschen, deren Kleidung mit breitkrempigen Hüten und sackähnlichen Mänteln mehr bedeckt als schmückt. Deren Gesichter aber angesichts des Sensationssiegs leuchten, nicht zuletzt bei dem Triumphzug durch die deutschen Städte, den Michel detailliert beschreibt. Gegen die Begeisterung, die auch die Menschen in der DDR erfaßte, waren die Jubelfeiern nach dem Gewinn der Weltmeistertitel von 1974 und 1990 matte Routineveranstaltungen. Nur der Fall der Berliner Mauer im November 1989 hat die Deutschen ähnlich bewegt wie der Sieg von Bern. Man stelle sich nur vor, daß 90 000 Menschen ins regnerische Berliner Olympiastadion strömten, nur um der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts an die Weltmeister beizuwohnen. Bundespräsident Theodor Heuss dämpfte damals den im Ausland besorgt verfolgten Überschwang, der zum Beispiel DFB-Präsident Peco Bauwens zu einer vielkritisierten nationalistischen Rede hingerissen hatte: "Über diesen Sieg unserer Fußballer in der Schweiz können wir uns alle freuen. . . . Wir wollen aber auch die guten Worte über diesen Sieg nicht überspannen. Man sollte nicht glauben, daß gutes Kicken schon gute Politik sei."
Rudi Michel hat ein Vermächtnis vorgelegt, das historisch ist, ohne zu historisieren. Ein Buch, das dem Leser den Mythos Bern 1954 bewegend nahebringt.
STEFFEN HAFFNER
Besprochenes Buch: Rudi Michel, "Deutschland ist Weltmeister!", das offizielle Erinnerungsbuch des Deutschen Fußball-Bundes zur WM 1954, Südwest-Verlag 2004, 224 Seiten, 19,95 Euro.
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