Deutschland hat sich lange dagegen gesträubt, ein Einwanderungsland zu sein, zum Teil tut es das bis heute. Dabei waren nicht-deutsche und nicht als deutsch wahrgenommene Migrant_innen in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert ständig präsent - von den »Wanderarbeitern« aus Polen und Italien im Kaiserreich über die »Gastarbeiter« in der alten Bundesrepublik bis zu den Schutzsuchenden aus aller Welt heute. Deutschland hat sich über viele Jahrzehnte zu einer vielfältigen Einwanderungsgesellschaft gewandelt und muss sich mit dieser Realität auseinandersetzen. Die Historikerin Maria Alexopoulou erzählt diese vernachlässigte und von strukturellem Rassismus durchzogene Facette der deutschen Geschichte, indem sie die Perspektive derjenigen einnimmt, die längst dazugehören und dennoch immer wieder Ausgrenzung erfahren.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Robert Probst lobt diese Untersuchung, die ihre wissenschaftlichen Einsichten immer wieder verbindet mit Erfahrungen von Einwanderern auf lokaler Ebene verbindet. So gelingt ihr "souverän", wie der Kritiker betont, eine Kontinuitätsgeschichte deutschen Rassismus, die mit Zahlen und Fakten "gut belegt" werde. Dass die Autorin deutlich Partei ergreift und auf ihre Funde auch mit Wut reagiert, findet Probst verständlich und hebt positiv hervor, dass hier rechte Gesinnung und Rassismus in Deutschland klar aus der Einzeltäterannahme herausgelöst werden und stattdessen in der Gesellschaft verortet. Was dem von solch faktischer Wucht auch wohl erschütterten Kritiker hier fehlt, sind ein paar Differenzierungen und die seit Jahrzehnten auch zu beobachtenden Anpassungsleistungen von beiden Seiten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ihr Buch geht sehr genau die Jahrzehnte durch bis in die jüngste Vergangenheit. [...] Es wird deutlich, dass es der große blinde Fleck in der jüngsten deutschen Geschichte ist: Der Fortbestand des Rassismus von 45 bis heute.« Deutschlandfunk Kultur »Lesart«, 14.11.2020 »Ein berechtigter Aufruf an die deutsche Mehrheitsgesellschaft, Einwanderung nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern sie auch zu gestalten unter Einbezug der vielseitigen Migrationsgeschichten« Deutschlandfunk, 18.01.2021 »Alexopoulou schreitet die Begegnungen der Deutschen mit Menschen aus anderen Ländern souverän ab [...] und landet viele Treffer - vor allem, dass man heute Rassismus gern in rechtsextremen Milieus verortet und ihn somit marginalisiert. Rassismus bleibt aber ein Problem von vielen.« Süddeutsche Zeitung, 01.03.2021