1945 lag Deutschland in Trümmern, die Deutschen waren militärisch geschlagen, entrechtet und geächtet. Für die Westdeutschen erwies sich der Kalte Krieg dann als Glücksfall: Im gemeinsamen Kampf gegen die sowjetische Erpressung der Berlin-Blockade fühlten sich Westdeutsche, Westberliner und Amerikaner zum ersten Mal seit 1945 als Verbündete. Die Bundesrepublik Deutschland wurde eine Erfolgsstory. Unter dem Sicherheitsschirm der Pax Americana konnte sich (West-)Deutschland auf der Basis gemeinsamer Grundwerte zu einer angesehenen Demokratie entwickeln.Der renommierte Zeithistoriker Rolf Steininger legt hier die erste Gesamtdarstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart vor - auf der Basis amerikanischer und deutscher Akten. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Standardwerk, das mit zahlreichen neuen Erkenntnissen faszinierende Einblicke in eine einzigartige transatlantische Partnerschaft liefert. Ergänzt wird es durch mehr als 100 überwiegend farbige Fotos, von denen etliche hier erstmals abgedruckt werden.Die erste Gesamtdarstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Deutschland, vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart, auf der Basis deutscher und amerikanischer Akten. Sie liefert faszinierende Einblicke in eine einzigartige transatlantische Partnerschaft mit zahlreichen neuen Erkenntnissen, u. a. zu folgendenThemen:- Anfänge des Kalten Krieges mit der Teilung Deutschlands- Konrad Adenauer und die Westintegration - mit Schuman-Plan und Wiederbewaffnung- Stalin-Note, Europäische Verteidigungsgemeinschaft und NATO-Beitritt- John F. Kennedy, Mauerbau und Kubakrise- Charles de Gaulle, Adenauer, der deutsch-französische Vertrag und die USA- John F. Kennedy in Berlin- Atomteststopp-Abkommen- Lyndon B. Johnson, Ludwig Erhard, Deutschland und Israel - mit Panzerdeal und Jom-Kippur-Krieg- Multilaterale Atomstreitmacht und Frankreichs Austritt aus der NATO- Richard Nixon, Henry A. Kissinger und Willy Brandts Ostpolitik - und der Vietnamkrieg- Atomwaffensperrvertrag und Atomgeschäft mit Brasilien- Jimmy Carter, Helmut Schmidt, die Neutronenwaffe und der NATO-Doppelbeschluss- Einmarsch der Sowjets in Afghanistan, Geiselnahme in Teheran, Olympia-Boykott und Kriegsrecht in Polen- Ronald Reagan in Bonn, Bitburg und Berlin- George H. W. Bush, Helmut Kohl und die Wiedervereinigung- Die USA in Europa- George W. Bush, der 11. September 2001 und der IrakkriegErgänzt wird die Darstellung durch einen umfangreichen Bildteil, der die Entwicklung dieser Beziehungen eindrucksvoll dokumentiert. Von den über 100 meist vierfarbigen Abbildungen werden etliche hier erstmals abgedruckt.Eine ausführliche Zeittafel, 10 Faksimiles und eine Übersicht über die amerikanischen Militärgouverneure, Hochkommissare und Botschafter in Deutschland sowie die Besuche amerikanischer Präsidenten in Deutschland bzw. deutscher Bundeskanzler in Washington seit 1945 runden dieses außergewöhnlicheStandardwerk ab.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rolf Steiningers Buch empfiehlt Detlef Junker vor allem Lesern, denen an Forschung und Konzeption nicht allzu viel liegt, die aber flüssige Schreibe schätzen und ein bisschen in den Annalen der deutsch-amerikanischen Beziehungen schmökern möchten. Der ambitionierten Aufgabe, die erste Gesamtdarstellung dieser Verbindung vorzulegen, entspricht der Autor für Junker also nur mit Abstrichen. Dichte Kapitel (Kohl/Bush) wechseln laut Junker ab mit kaum nennbaren (Obama/Merkel). Das Hauptproblem des Buches liegt für den Rezensenten allerdings an der Zitier- und Paraphrasierfreudigkeit des Autors. Auch wenn die Quellenbasis dafür breit ist, wie Junker feststellt, eine Gesamtinterpretation aus dem Kopf und der Feder des Autors hätte sich der Rezensent erwartet. Steiningers dünne Schlussbetrachtung findet er der Rede kaum wert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine ZeitungViele Fakten aus den Akten . . .
Rolf Steininger rekonstruiert die konfliktreichen deutsch-amerikanischen Außenbeziehungen von 1945 bis heute
Es bedarf ausgeprägten Selbstvertrauens und konzeptioneller Kraft, um die erste Gesamtdarstellung der deutsch-amerikanischen Beziehungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart vorzulegen - angesichts des gewaltigen Quellenmaterials und der ausgebreiteten, hochdifferenzierten wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema auf beiden Seiten des Atlantiks. Es gibt Memoiren und Biographien, Monographien zu allen Etappen der deutsch-amerikanischen Beziehungen seit dem Zweiten Weltkrieg, Forschungssummen in deutscher und englischer Sprache. Die wechselseitige Verflechtung beider Staaten auf der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Ebene wurde intensiv analysiert, die Interaktionen nichtstaatlicher Akteure und Institutionen eingeschlossen.
Welchen Weg hat der Autor, jahrzehntelang Ordinarius für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck und Autor von zahlreichen Büchern und Fernsehbeiträgen zur Geschichte der internationalen Beziehungen nach 1945, eingeschlagen, um sich dieser Herausforderung zu stellen? In erster Linie den Weg der Reduktion von Komplexität. Der Autor konzentriert sich ganz auf die diplomatisch-politischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten im Rahmen der Weltpolitik. Nach zwei einleitenden Kapiteln zur Besatzungs- und Deutschlandpolitik von 1945-1949 folgen die am dichtesten geschriebenen Kapitel III bis XI - bis zum Verhältnis von Präsident George H. W. Bush zu Bundeskanzler Helmut Kohl. Die folgenden Kapitel bis zur Gegenwart, bis zum Verhältnis von Präsident Barack Obama zu Kanzlerin Angela Merkel, sind im Vergleich dazu ein Rinnsal. Die dreiseitige Schlussbetrachtung verdient den Namen nicht. Man merkt dem Buch die Eile des Abschlusses an. Im Anhang findet der Leser nützliche Tabellen - vor allem viele schöne, teilweise bisher unbekannte - Farbfotografien.
Die Struktur des Buches hängt auch mit einer zweiten Grundentscheidung des Autors zusammen, nämlich mit seinem Anspruch, eine auf breiter Quellenbasis beruhende Gesamtdarstellung zu schreiben: eine lesbare Erzählung "aus den Quellen". Seine zentrale Quellengattung sind die in der Tat facettenreichen und aussagekräftigen Editionen "Foreign Relations of the United States" (FRUS) und "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland" (AAPD). Diese decken aber bisher nur die Berichtsjahre bis 1983 (AAPD) beziehungsweise für Deutschland und Europa bis 1972 (FRUS) ab. "Bei der Gliederungsarbeit habe ich mich am System der FRUS-Bände orientiert, die sich nach den Regierungszeiten der jeweiligen US-Präsidenten richten. Das bietet eine klare Struktur und erleichtert damit den Überblick." Ansonsten konnte der Autor sich auf eine Reihe anderer Quellen stützen, wobei ihm die Sonderpublikationen zur deutschen Wiedervereinigung besonders zu Hilfe kamen. Für die Kohl-Ära stützt er sich auch auf Material, das er "zusammen mit meinem Freund Heribert Schwan" sammelte. Die wissenschaftliche Literatur wird nur sehr selektiv zur Kenntnis genommen, eine gewisse Selbstreferentialität des Autors ist unverkennbar.
Die aus den amtlichen Akten geschriebenen Kapitel gehören zu den lebendigen und gut lesbaren Teilen des Buches. Alle klassischen und oft behandelten Themen zu den diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten werden noch einmal rekonstruiert: Präsident Harry S. Truman, Außenminister John Foster Dulles, Bundeskanzler Adenauer und die Westbindung; John F. Kennedy, Adenauer, der Mauerbau und die Berlin-Krise; Präsident Lyndon B. Johnson, die Kanzler Ludwig Erhard und Kurt Georg Kiesinger, der Vietnam-Krieg und der Atomwaffensperrvertrag; Präsident Richard Nixon, sein Sicherheitsberater Henry Kissinger auf der einen Seite, der Kanzler Willy Brandt und sein Intimus Egon Bahr auf der anderen Seite und die deutsche Ostpolitik et cetera. Die Protagonisten der Diplomatie auf beiden Seiten des Atlantiks kommen ausführlich zu Wort: Präsidenten, Kanzler, Außenminister, Diplomaten, Sonderbeauftragte, Ministerialbeamte, Parlamentarier, Senatoren und Kongressabgeordnete.
Der Forschung längst bekannte Leitmotive des konfliktreichen Verhältnisses zwischen der Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik werden noch einmal aus den Akten sichtbar: zum Beispiel die Erkenntnis, dass fast alle Spannungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis aus dem Macht- und Interessengefälle zwischen der globalen Supermacht mit globalen Interessen und einem geteilten Land resultierten, das in jeder Hinsicht von Washington abhängig war; oder die Illusionen, die sich deutsche Politiker bis zur faktischen Anerkennung der Teilung nach dem Mauerbau über den Spielraum deutscher Außenpolitik machten; oder die Illusion, das die westlichen Verbündeten den Deutschen eine nukleare Teilhabe erlauben könnten. Deshalb erklärte der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Strauß zum Entwurf eines Nichtverbreitungsvertrags von Atomwaffen, dieser sei aus deutscher Perspektive ein "Versailles [. . .] von kosmischen Ausmaßen". Und Altbundeskanzler Adenauer bezeichnete den Vertrag als "Morgenthau-Plan im Quadrat".
Die zentralen Kapitel des Buches bereiten aber nur jenen Interessenten eine ungetrübte Lesefreude, die sich nicht daran stören, dass der Text des Autors überwiegend aus direkten Zitaten und aus Paraphrasen des Akteninhalts in indirekter Rede besteht. Die Akten sind zwar alles andere als langweilige Texte, aber dem Autor gebricht es an selbständiger konzeptioneller Kraft. Eine von Leitmotiven getragene Gesamtinterpretation, die über die Analyse der jeweiligen Entscheidungssituationen hinausgeht, wird nicht erkennbar. Das Fehlen einer Schlussbetrachtung ist kein Zufall.
Aus der selbstgewählten Reduktion von Komplexität auf die politische Geschichte ergibt sich auch eine andere Problematik der Darstellung. Ganze Dimensionen der neueren Forschung zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen fallen dieser Reduktion zum Opfer. Denn unter dem Einfluss des Kalten Krieges machten die Vereinigten Staaten die Bundesrepublik nicht nur zu einem Teil einer atlantischen Sicherheits- und Wertegemeinschaft, sondern auch einer Produktions-, Konsum-, Informations-, Freizeit-, Reise-, Unterhaltungs- und Kulturgemeinschaft unter amerikanischer Hegemonie. Die "Amerikanisierung" von oben und von unten zum Beispiel, die Einbettung der Bundesrepublik in die liberale Weltwirtschaft, der enorme Einfluss der amerikanischen Hoch- und Popkultur, selbst zirkuläre geistige und kulturelle Prozesse im transatlantischen Verhältnis, alles das findet in dem Band kaum statt. Wer allerdings als interessierter Laie an Forschungs- und Konzeptionsfragen kein Interesse hat und einfach eine flüssig geschriebene Erzählung über die deutsch-amerikanischen Beziehungen "aus den Akten" lesen will, dem kann die Lektüre des Buches empfohlen werden.
DETLEF JUNKER
Rolf Steininger: Deutschland und die USA. Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Lau-Verlag, Reinbek 2014. 912 S., 89,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Rolf Steininger rekonstruiert die konfliktreichen deutsch-amerikanischen Außenbeziehungen von 1945 bis heute
Es bedarf ausgeprägten Selbstvertrauens und konzeptioneller Kraft, um die erste Gesamtdarstellung der deutsch-amerikanischen Beziehungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart vorzulegen - angesichts des gewaltigen Quellenmaterials und der ausgebreiteten, hochdifferenzierten wissenschaftlichen Literatur zu diesem Thema auf beiden Seiten des Atlantiks. Es gibt Memoiren und Biographien, Monographien zu allen Etappen der deutsch-amerikanischen Beziehungen seit dem Zweiten Weltkrieg, Forschungssummen in deutscher und englischer Sprache. Die wechselseitige Verflechtung beider Staaten auf der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Ebene wurde intensiv analysiert, die Interaktionen nichtstaatlicher Akteure und Institutionen eingeschlossen.
Welchen Weg hat der Autor, jahrzehntelang Ordinarius für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck und Autor von zahlreichen Büchern und Fernsehbeiträgen zur Geschichte der internationalen Beziehungen nach 1945, eingeschlagen, um sich dieser Herausforderung zu stellen? In erster Linie den Weg der Reduktion von Komplexität. Der Autor konzentriert sich ganz auf die diplomatisch-politischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten im Rahmen der Weltpolitik. Nach zwei einleitenden Kapiteln zur Besatzungs- und Deutschlandpolitik von 1945-1949 folgen die am dichtesten geschriebenen Kapitel III bis XI - bis zum Verhältnis von Präsident George H. W. Bush zu Bundeskanzler Helmut Kohl. Die folgenden Kapitel bis zur Gegenwart, bis zum Verhältnis von Präsident Barack Obama zu Kanzlerin Angela Merkel, sind im Vergleich dazu ein Rinnsal. Die dreiseitige Schlussbetrachtung verdient den Namen nicht. Man merkt dem Buch die Eile des Abschlusses an. Im Anhang findet der Leser nützliche Tabellen - vor allem viele schöne, teilweise bisher unbekannte - Farbfotografien.
Die Struktur des Buches hängt auch mit einer zweiten Grundentscheidung des Autors zusammen, nämlich mit seinem Anspruch, eine auf breiter Quellenbasis beruhende Gesamtdarstellung zu schreiben: eine lesbare Erzählung "aus den Quellen". Seine zentrale Quellengattung sind die in der Tat facettenreichen und aussagekräftigen Editionen "Foreign Relations of the United States" (FRUS) und "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland" (AAPD). Diese decken aber bisher nur die Berichtsjahre bis 1983 (AAPD) beziehungsweise für Deutschland und Europa bis 1972 (FRUS) ab. "Bei der Gliederungsarbeit habe ich mich am System der FRUS-Bände orientiert, die sich nach den Regierungszeiten der jeweiligen US-Präsidenten richten. Das bietet eine klare Struktur und erleichtert damit den Überblick." Ansonsten konnte der Autor sich auf eine Reihe anderer Quellen stützen, wobei ihm die Sonderpublikationen zur deutschen Wiedervereinigung besonders zu Hilfe kamen. Für die Kohl-Ära stützt er sich auch auf Material, das er "zusammen mit meinem Freund Heribert Schwan" sammelte. Die wissenschaftliche Literatur wird nur sehr selektiv zur Kenntnis genommen, eine gewisse Selbstreferentialität des Autors ist unverkennbar.
Die aus den amtlichen Akten geschriebenen Kapitel gehören zu den lebendigen und gut lesbaren Teilen des Buches. Alle klassischen und oft behandelten Themen zu den diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten werden noch einmal rekonstruiert: Präsident Harry S. Truman, Außenminister John Foster Dulles, Bundeskanzler Adenauer und die Westbindung; John F. Kennedy, Adenauer, der Mauerbau und die Berlin-Krise; Präsident Lyndon B. Johnson, die Kanzler Ludwig Erhard und Kurt Georg Kiesinger, der Vietnam-Krieg und der Atomwaffensperrvertrag; Präsident Richard Nixon, sein Sicherheitsberater Henry Kissinger auf der einen Seite, der Kanzler Willy Brandt und sein Intimus Egon Bahr auf der anderen Seite und die deutsche Ostpolitik et cetera. Die Protagonisten der Diplomatie auf beiden Seiten des Atlantiks kommen ausführlich zu Wort: Präsidenten, Kanzler, Außenminister, Diplomaten, Sonderbeauftragte, Ministerialbeamte, Parlamentarier, Senatoren und Kongressabgeordnete.
Der Forschung längst bekannte Leitmotive des konfliktreichen Verhältnisses zwischen der Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik werden noch einmal aus den Akten sichtbar: zum Beispiel die Erkenntnis, dass fast alle Spannungen im deutsch-amerikanischen Verhältnis aus dem Macht- und Interessengefälle zwischen der globalen Supermacht mit globalen Interessen und einem geteilten Land resultierten, das in jeder Hinsicht von Washington abhängig war; oder die Illusionen, die sich deutsche Politiker bis zur faktischen Anerkennung der Teilung nach dem Mauerbau über den Spielraum deutscher Außenpolitik machten; oder die Illusion, das die westlichen Verbündeten den Deutschen eine nukleare Teilhabe erlauben könnten. Deshalb erklärte der frühere Verteidigungsminister Franz Josef Strauß zum Entwurf eines Nichtverbreitungsvertrags von Atomwaffen, dieser sei aus deutscher Perspektive ein "Versailles [. . .] von kosmischen Ausmaßen". Und Altbundeskanzler Adenauer bezeichnete den Vertrag als "Morgenthau-Plan im Quadrat".
Die zentralen Kapitel des Buches bereiten aber nur jenen Interessenten eine ungetrübte Lesefreude, die sich nicht daran stören, dass der Text des Autors überwiegend aus direkten Zitaten und aus Paraphrasen des Akteninhalts in indirekter Rede besteht. Die Akten sind zwar alles andere als langweilige Texte, aber dem Autor gebricht es an selbständiger konzeptioneller Kraft. Eine von Leitmotiven getragene Gesamtinterpretation, die über die Analyse der jeweiligen Entscheidungssituationen hinausgeht, wird nicht erkennbar. Das Fehlen einer Schlussbetrachtung ist kein Zufall.
Aus der selbstgewählten Reduktion von Komplexität auf die politische Geschichte ergibt sich auch eine andere Problematik der Darstellung. Ganze Dimensionen der neueren Forschung zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen fallen dieser Reduktion zum Opfer. Denn unter dem Einfluss des Kalten Krieges machten die Vereinigten Staaten die Bundesrepublik nicht nur zu einem Teil einer atlantischen Sicherheits- und Wertegemeinschaft, sondern auch einer Produktions-, Konsum-, Informations-, Freizeit-, Reise-, Unterhaltungs- und Kulturgemeinschaft unter amerikanischer Hegemonie. Die "Amerikanisierung" von oben und von unten zum Beispiel, die Einbettung der Bundesrepublik in die liberale Weltwirtschaft, der enorme Einfluss der amerikanischen Hoch- und Popkultur, selbst zirkuläre geistige und kulturelle Prozesse im transatlantischen Verhältnis, alles das findet in dem Band kaum statt. Wer allerdings als interessierter Laie an Forschungs- und Konzeptionsfragen kein Interesse hat und einfach eine flüssig geschriebene Erzählung über die deutsch-amerikanischen Beziehungen "aus den Akten" lesen will, dem kann die Lektüre des Buches empfohlen werden.
DETLEF JUNKER
Rolf Steininger: Deutschland und die USA. Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Lau-Verlag, Reinbek 2014. 912 S., 89,- [Euro].
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