Ulrich Schiller, einst ARD-Korrespondent in Belgrad, Moskau und Washington, erhellt die Hintergründe der jugoslawischen Zerfallskriege. Er führt die mörderischen Gewalttaten auf dem Balkan im Zweiten Krieg vor Augen, die die Menschen in Süd-Ost-Europa, vor allem im ehemaligen Jugoslawien, bis heute belasten. Eindringlich stellt der Autor die Frage nach der deutschen Mitverantwortung und lenkt den Blick des Lesers auf bislang vernachlässigte historisch-politische Zusammenhänge, die einer wie immer gearteten einseitigen Schuldzuweisung für die Balkantragödie den Boden entziehen. Es reicht nicht aus, so Hans Koschnick in seinem Vorwort, sich mit "Kenntnissen über geschichtliche Fakten und abgeschlossene Verträge zu begnügen, wenn man sich nicht gleichzeitig mit den tradierten Ängsten, Emotionen und Erfahrungen befasst, die das individuelle wie kollektive Bewusstsein prägen." Ein fesselnd geschriebenes, von persönlichen Erfahrungen belebtes Buch, das die komplexe Entwicklung auf dem Balkan einsehbar und damit Geschichte und Gegenwart durchschaubar macht.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die Strenge des politischen Urteils in diesem Buch fällt dem Rezensenten auf. Allerdings lässt Heiko Flottau durchblicken, wie sehr er dem Autor Ulrich Schiller und dem Verfasser des Vorworts, Hans Koschnik, bezüglich ihrer Kompetenz und Urteilsfähigkeit vertraut. Schillers Analyse der kroatischen Mitschuld an den Jugoslawienkriegen, der deutschen Jugoslawien-Politik unter Kohl und Genscher sowie der Ursprünge der kroatisch-deutschen Missverhältnisse begreift Flottau als Schritt hin zu einer notwendigen kritischen Aufarbeitung. Dass der Autor bei aller Kritik an der Regierung Tudjman auf antikroatische Sentiments verzichtet, rechnet Flottau ihm hoch an.
© Perlentaucher Medien GmbH
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