Mit 335 farbigen Abbildungen und 8 Karten. Vom Autor des internationalen Bestsellers "Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten"
"Deutschlands Geschichte ist stärker zersplittert als die der meisten anderen europäischen Länder. Seine Grenzen waren oft in Bewegung, und die längste Zeit der letzten 500 Jahre bestand es aus einem bunten Mosaik von politischen Gebilden. Doch es gibt auch Erinnerungen, die allen Deutschen gemeinsam sind." Neil MacGregor stellt sie uns vor in einem Buch über Deutschland, wie es noch nie eines gab. Seine augenöffnende Reise durch die deutsche Geschichte beginnt mit dem Brandenburger Tor, und sie endet mit der Reichstagskuppel und Gerhard Richter. Unterwegs begegnen wir einem faszinierenden Ensemble, darunter Gutenbergs Buchdruck, Porzellan aus Dresden, deutsches Bier und deutsche Wurst, Goethe, Schneewittchen und Mutter Courage, die Krone Karls des Großen, ein Tauchanzug made in Ostdeutschland und das Tor von Buchenwald. Wie es Neil MacGregor gelingt, all diese Objekte zum Sprechen zu bringen und sie von deutscher Geschichte erzählen zu lassen, dabei die Schrecken der NS-Zeit nicht zu relativieren und doch den Reichtum der deutschen Geschichte begeistert und begeisternd vor dem Leser zu entfalten - das ist so intelligent, so bravourös und so unterhaltsam zugleich, dass man es einfach gelesen haben muss.
"Deutschlands Geschichte ist stärker zersplittert als die der meisten anderen europäischen Länder. Seine Grenzen waren oft in Bewegung, und die längste Zeit der letzten 500 Jahre bestand es aus einem bunten Mosaik von politischen Gebilden. Doch es gibt auch Erinnerungen, die allen Deutschen gemeinsam sind." Neil MacGregor stellt sie uns vor in einem Buch über Deutschland, wie es noch nie eines gab. Seine augenöffnende Reise durch die deutsche Geschichte beginnt mit dem Brandenburger Tor, und sie endet mit der Reichstagskuppel und Gerhard Richter. Unterwegs begegnen wir einem faszinierenden Ensemble, darunter Gutenbergs Buchdruck, Porzellan aus Dresden, deutsches Bier und deutsche Wurst, Goethe, Schneewittchen und Mutter Courage, die Krone Karls des Großen, ein Tauchanzug made in Ostdeutschland und das Tor von Buchenwald. Wie es Neil MacGregor gelingt, all diese Objekte zum Sprechen zu bringen und sie von deutscher Geschichte erzählen zu lassen, dabei die Schrecken der NS-Zeit nicht zu relativieren und doch den Reichtum der deutschen Geschichte begeistert und begeisternd vor dem Leser zu entfalten - das ist so intelligent, so bravourös und so unterhaltsam zugleich, dass man es einfach gelesen haben muss.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2015Weißwurstfrühstück mit Goethe
Heiliges Römisches Reich, Buchenwald, Euro: Neil MacGregor, neuer Intendant des Humboldt-Forums, zwingt zusammen, was weit auseinander liegt.
Von Andreas Kilb
Das Tempo, mit dem die Zeitgeschichte über unumstößliche Gewissheiten hinweggeht, ist bisweilen atemberaubend. Im neunzehnten Kapitel von Neil MacGregors Buch über Deutschland steht neben einem Bild, das VW-Modelle im Inneren des Glas-Turms der Autostadt Wolfsburg zeigt: "Die Meister des Metalls sind deutsch." An dem Satz würde MacGregor vermutlich auch angesichts der jüngsten Erkenntnisse über die Volkswagen AG nichts ändern. Wohl aber an dem Bild. Die Autos, die darauf zu sehen sind, haben mit dem VW Käfer, der zusammen mit einem astronomischen Messwerk aus der Renaissance im Zentrum des Kapitels steht, noch den Markennamen, aber nicht mehr den Mythos gemeinsam. Hier hat die Geschichte einen Strich gezogen: "Qualitätsarbeit", wie MacGregor sie beschwört, ist eine Sache von gestern. Die Meister des Metalls waren deutsch, so viel steht fest; alles Übrige klärt die Staatsanwaltschaft.
Dieses Deutschland-Buch stößt in eine seltsame publizistische Lücke. Es gibt Hans-Ulrich Wehlers fünfbändige "Deutsche Gesellschaftgeschichte" und Heinrich August Winklers zweibändigen, vierzehnhundert Seiten langen "Weg nach Westen". Und es gibt das weite Feld der populären Pamphlete und Reisebücher, von Sarrazin und Ulfkotte bis hin zum "Autowanderbuch Deutschland". Dazwischen gibt es nichts. Jedenfalls nichts, was man so bequem wie MacGregors dicken Band der Oma oder dem Neffen zu Weihnachten schenken oder ohne größere Mühen selbst durchlesen kann, sogar auf dem Beifahrersitz, denn mehr als die Hälfte des Buches besteht aus Bildern. Und der Text dazu ist so groß gedruckt, dass er in einen Wehler- oder Winkler-Wälzer wohl zwanzigmal hineinpassen würde - inklusive der Zitatblöcke, in denen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters bis zum Preußen-Historiker Christopher Clark ziemlich jeder zu Wort kommt, in den letzten Jahren mithalf, die Achse Berlin - London zu befestigen.
Das VW-Kapitel - es gehört zum Abschnitt "Made in Germany", der auch von Gutenbergs Bibel, sächsischem Porzellan und dem Bauhaus-Design handelt - zeigt gut, worin die Stärken und die Schwächen dieses Buches liegen. Es bringt vieles zusammen, was auf den ersten Blick weit auseinanderliegt: das Messwerk des Johann Anton Linden mit den VW-Autos, die Wurst- und Biersorten der deutschen Regionen mit den Büsten der Regensburger Walhalla, die Hausmärchen der Brüder Grimm mit den symbolischen Wäldern von Caspar David Friedrich, den "Schwebenden Engel" von Barlach mit der Pietà von Käthe Kollwitz.
Aber es gibt sich auch mit oberflächlichen Wahrheiten zufrieden, wo genaueres Hinschauen notgetan hätte, etwa bei der Stadt Königsberg, in der das von Napoleon gedemütigte Preußen gerade nicht "reorganisiert", sondern eher vorübergehend abgewickelt wurde, oder bei Straßburg, das keineswegs "ohne ersichtlichen Grund", sondern im Zuge einer planvollen, durch gekaufte Gerichtshöfe abgesicherten Annexionspolitik von den Truppen Ludwigs XIV. besetzt wurde.
Das mögen Kleinigkeiten sein. Die Nostalgie für das Heilige Römische Reich, deren Grundmotiv in dem Straßburg-Kapitel zum ersten Mal anklingt und sich von da an durch das ganze Buch zieht, ist es nicht. Schon bei MacGregors Landsmann Brendan Simms, dessen "Kampf um Vorherrschaft" im vergangenen Jahr nicht ganz den donnernden Erfolg hatte, der ihm vorausgesagt worden war, hat die systematische Verwechslung von Deutschland, deutschem Kaiserreich und jenem Vielvölkerreich "deutscher Nation", das von einem Franken begründet und von einem Franzosen liquidiert wurde, zu manchen unsinnigen Fehlschlüssen geführt.
Bei MacGregor hat sich nun das alte Reich, über das Generationen von Dichtern und Denkern gespottet oder geflucht haben, zum Vorbild eines dermaleinst geeinten Europas gemausert: "ein Netz gemeinsamer Auffassungen und Traditionen", die "wie ein Sicherheitsnetzwerk" wirkten, tolerant und liberal, antik-römisch und christlich-heilig, "eine sonderbare Art aristokratischer Republik", und was der Wunderdinge mehr sind. Die EU ihrerseits ist für den jüngst ernannten Intendanten des Berliner Humboldtforums "in gewisser Weise eine Neuauflage" dieses Gebildes, "im Wesentlichen nur eine Rückkehr zu einer Ordnung, die jahrhundertelang blühte", und der Euro mit seinen nationalen Sonderprägungen "irgendwie" ein Nachfolger jener Silbertaler, mit denen Kaiser Leopold, die Stadt Wismar und die Äbtissin von Quedlinburg seinerzeit den Markt überschwemmten.
Aber nur irgendwie, im Wesentlichen, in gewisser Weise. Wer in der Bildergalerie klein- und großdeutscher oder gesamteuropäischer Kulturleistungen, die dieses Buch aufmacht, nach dem Ariadnefaden eines durchgängigen Denkmusters tastet, stößt immer wieder nur auf Bilder und Bonmots. Manche davon klingen sehr schön, wie das über Berlin, die Stadt, "die in Architekturen träumt", oder die Passage über Tischbeins Goethe-Porträt, "das unvergleichliche Bild von Deutschlands langer Liebesaffäre mit Italien". Andere möchte man am liebsten als Bonustrack zum Hörbuch, das Burkhard Klausner liest, in MacGregors eigenem melodischem Bariton hören, wie jenen Satz über das Münchner Nationalgericht: "Weißwurst ist eine Brühwurst, deren Brät, traditionell aus gehacktem Kalbfleisch und Schweinerückenspeck, nicht mit Nitritpökelsatz, sondern mit Kochsalz gewürzt wird und die darum hell bleibt."
Hell ist auch Mac Gregors Buch, selbst da, wo es von den dunkelsten Seiten deutscher Geschichte handelt. Sogar in Buchenwald findet es ein positiv zu deutendes Relikt, den Schriftzug "Jedem das Seine", den der Kommunist und Bauhaus-Künstler Franz Ehrlich in subversiv gerundeter Schrift für das Eingangstor des Konzentrationslagers schuf. Aber mehr als einen Lichteffekt darf man sich von MacGregors Deutschland-Reise nicht erhoffen. Die Londoner Ausstellung, deren Exponate hier zu sehen, und die BBC-Sendereihe, deren Texte zu lesen sind, finden in diesem Band auf eine Weise zusammen, die weder die Bewegungsfreiheit des Museumsbesuchers noch die assoziative Unabhängigkeit des Radiohörers bewahrt. Dafür aber wird ein historischer Moment festgehalten: der Augenblick, in dem ein allseits gefeierter britischer Intellektueller von Deutschland schwärmen konnte, ohne sich die Nase an der deutschen Gegenwart zu stoßen. Kann sein, dass er bald wieder vorbei ist.
Neil MacGregor: "Deutschland". Erinnerungen einer Nation.
Aus dem Englischen von Klaus Binder. Verlag C. H. Beck, München 2015. 640 S., Abb., geb., 39,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heiliges Römisches Reich, Buchenwald, Euro: Neil MacGregor, neuer Intendant des Humboldt-Forums, zwingt zusammen, was weit auseinander liegt.
Von Andreas Kilb
Das Tempo, mit dem die Zeitgeschichte über unumstößliche Gewissheiten hinweggeht, ist bisweilen atemberaubend. Im neunzehnten Kapitel von Neil MacGregors Buch über Deutschland steht neben einem Bild, das VW-Modelle im Inneren des Glas-Turms der Autostadt Wolfsburg zeigt: "Die Meister des Metalls sind deutsch." An dem Satz würde MacGregor vermutlich auch angesichts der jüngsten Erkenntnisse über die Volkswagen AG nichts ändern. Wohl aber an dem Bild. Die Autos, die darauf zu sehen sind, haben mit dem VW Käfer, der zusammen mit einem astronomischen Messwerk aus der Renaissance im Zentrum des Kapitels steht, noch den Markennamen, aber nicht mehr den Mythos gemeinsam. Hier hat die Geschichte einen Strich gezogen: "Qualitätsarbeit", wie MacGregor sie beschwört, ist eine Sache von gestern. Die Meister des Metalls waren deutsch, so viel steht fest; alles Übrige klärt die Staatsanwaltschaft.
Dieses Deutschland-Buch stößt in eine seltsame publizistische Lücke. Es gibt Hans-Ulrich Wehlers fünfbändige "Deutsche Gesellschaftgeschichte" und Heinrich August Winklers zweibändigen, vierzehnhundert Seiten langen "Weg nach Westen". Und es gibt das weite Feld der populären Pamphlete und Reisebücher, von Sarrazin und Ulfkotte bis hin zum "Autowanderbuch Deutschland". Dazwischen gibt es nichts. Jedenfalls nichts, was man so bequem wie MacGregors dicken Band der Oma oder dem Neffen zu Weihnachten schenken oder ohne größere Mühen selbst durchlesen kann, sogar auf dem Beifahrersitz, denn mehr als die Hälfte des Buches besteht aus Bildern. Und der Text dazu ist so groß gedruckt, dass er in einen Wehler- oder Winkler-Wälzer wohl zwanzigmal hineinpassen würde - inklusive der Zitatblöcke, in denen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters bis zum Preußen-Historiker Christopher Clark ziemlich jeder zu Wort kommt, in den letzten Jahren mithalf, die Achse Berlin - London zu befestigen.
Das VW-Kapitel - es gehört zum Abschnitt "Made in Germany", der auch von Gutenbergs Bibel, sächsischem Porzellan und dem Bauhaus-Design handelt - zeigt gut, worin die Stärken und die Schwächen dieses Buches liegen. Es bringt vieles zusammen, was auf den ersten Blick weit auseinanderliegt: das Messwerk des Johann Anton Linden mit den VW-Autos, die Wurst- und Biersorten der deutschen Regionen mit den Büsten der Regensburger Walhalla, die Hausmärchen der Brüder Grimm mit den symbolischen Wäldern von Caspar David Friedrich, den "Schwebenden Engel" von Barlach mit der Pietà von Käthe Kollwitz.
Aber es gibt sich auch mit oberflächlichen Wahrheiten zufrieden, wo genaueres Hinschauen notgetan hätte, etwa bei der Stadt Königsberg, in der das von Napoleon gedemütigte Preußen gerade nicht "reorganisiert", sondern eher vorübergehend abgewickelt wurde, oder bei Straßburg, das keineswegs "ohne ersichtlichen Grund", sondern im Zuge einer planvollen, durch gekaufte Gerichtshöfe abgesicherten Annexionspolitik von den Truppen Ludwigs XIV. besetzt wurde.
Das mögen Kleinigkeiten sein. Die Nostalgie für das Heilige Römische Reich, deren Grundmotiv in dem Straßburg-Kapitel zum ersten Mal anklingt und sich von da an durch das ganze Buch zieht, ist es nicht. Schon bei MacGregors Landsmann Brendan Simms, dessen "Kampf um Vorherrschaft" im vergangenen Jahr nicht ganz den donnernden Erfolg hatte, der ihm vorausgesagt worden war, hat die systematische Verwechslung von Deutschland, deutschem Kaiserreich und jenem Vielvölkerreich "deutscher Nation", das von einem Franken begründet und von einem Franzosen liquidiert wurde, zu manchen unsinnigen Fehlschlüssen geführt.
Bei MacGregor hat sich nun das alte Reich, über das Generationen von Dichtern und Denkern gespottet oder geflucht haben, zum Vorbild eines dermaleinst geeinten Europas gemausert: "ein Netz gemeinsamer Auffassungen und Traditionen", die "wie ein Sicherheitsnetzwerk" wirkten, tolerant und liberal, antik-römisch und christlich-heilig, "eine sonderbare Art aristokratischer Republik", und was der Wunderdinge mehr sind. Die EU ihrerseits ist für den jüngst ernannten Intendanten des Berliner Humboldtforums "in gewisser Weise eine Neuauflage" dieses Gebildes, "im Wesentlichen nur eine Rückkehr zu einer Ordnung, die jahrhundertelang blühte", und der Euro mit seinen nationalen Sonderprägungen "irgendwie" ein Nachfolger jener Silbertaler, mit denen Kaiser Leopold, die Stadt Wismar und die Äbtissin von Quedlinburg seinerzeit den Markt überschwemmten.
Aber nur irgendwie, im Wesentlichen, in gewisser Weise. Wer in der Bildergalerie klein- und großdeutscher oder gesamteuropäischer Kulturleistungen, die dieses Buch aufmacht, nach dem Ariadnefaden eines durchgängigen Denkmusters tastet, stößt immer wieder nur auf Bilder und Bonmots. Manche davon klingen sehr schön, wie das über Berlin, die Stadt, "die in Architekturen träumt", oder die Passage über Tischbeins Goethe-Porträt, "das unvergleichliche Bild von Deutschlands langer Liebesaffäre mit Italien". Andere möchte man am liebsten als Bonustrack zum Hörbuch, das Burkhard Klausner liest, in MacGregors eigenem melodischem Bariton hören, wie jenen Satz über das Münchner Nationalgericht: "Weißwurst ist eine Brühwurst, deren Brät, traditionell aus gehacktem Kalbfleisch und Schweinerückenspeck, nicht mit Nitritpökelsatz, sondern mit Kochsalz gewürzt wird und die darum hell bleibt."
Hell ist auch Mac Gregors Buch, selbst da, wo es von den dunkelsten Seiten deutscher Geschichte handelt. Sogar in Buchenwald findet es ein positiv zu deutendes Relikt, den Schriftzug "Jedem das Seine", den der Kommunist und Bauhaus-Künstler Franz Ehrlich in subversiv gerundeter Schrift für das Eingangstor des Konzentrationslagers schuf. Aber mehr als einen Lichteffekt darf man sich von MacGregors Deutschland-Reise nicht erhoffen. Die Londoner Ausstellung, deren Exponate hier zu sehen, und die BBC-Sendereihe, deren Texte zu lesen sind, finden in diesem Band auf eine Weise zusammen, die weder die Bewegungsfreiheit des Museumsbesuchers noch die assoziative Unabhängigkeit des Radiohörers bewahrt. Dafür aber wird ein historischer Moment festgehalten: der Augenblick, in dem ein allseits gefeierter britischer Intellektueller von Deutschland schwärmen konnte, ohne sich die Nase an der deutschen Gegenwart zu stoßen. Kann sein, dass er bald wieder vorbei ist.
Neil MacGregor: "Deutschland". Erinnerungen einer Nation.
Aus dem Englischen von Klaus Binder. Verlag C. H. Beck, München 2015. 640 S., Abb., geb., 39,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Andreas Kilb findet so manchen Lichtstrahl auf sein Land in Neil McGregors Deutschland-Buch. Es schließt für ihn nicht nur die publizistische Lücke zwischen Wehler und Winkler, es lässt sich auch noch bequem lesen, versichert er. Und das liegt nicht nur am großen Druck, sondern auch an McGregors Lust, die Dinge scheinbar mühelos zusammenzubringen: Wurstsorten und Walhalla, Grimms Märchen und Caspar David Friedrich, Barlach und Käthe Kollwitz. Kilbs einziger Einwand dagegen wäre dieser: Die daraus resultierenden Wahrheiten sind mitunter allzu oberflächlich. Einen roten Faden hat das Buch laut Kilb nur in Bezug auf Bilder und Bonmots. So schön das auch sein kann, so positiv, es ist womöglich nur ein Effekt, ahnt der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.09.2015Viele Würste, viele Biere
Der britische Kunsthistoriker Neil MacGregor, Gründungsintendant des Humboldt-Forums, hat einen lehrreichen Bilderbogen
zur deutschen Geschichte arrangiert. „Erinnerungen einer Nation“ heißt sein Buch
VON JENS BISKY
Deutschheit, beschied bündig der romantische Dichter Novalis, sei „Kosmopolitismus mit der kräftigsten Individualität gemischt“. Er folgerte dies aus der Neigung und der Fähigkeit seiner Landsleute, sich vieles übersetzend anzueignen und in der Übersetzung über sich hinauszuwachsen. Es passt zu dieser Definition, dass die Deutschen der Gegenwart sich ihre Geschichte gern aus einer fremden Perspektive erzählen lassen, über Preußen am liebsten die Bücher von Christopher Clark lesen und jede Berlin-Bemerkung in der New York Times wie einen Orakelspruch des Weltgeistes empfangen. Deutschsein heißt längst auch, sich in den Augen der anderen spiegeln.
Das neue Buch des britischen Kunsthistorikers und Germanisten Neil MacGregor „Deutschland – Erinnerungen einer Nation“ ist daher hoch willkommen. Es trifft in eine Situation, in der das Land, es mag wollen oder nicht, sich wieder einmal neu erfindet, so wie es nach 1989 ein neues Selbstbild entwerfen musste.
Neil Mac Gregor hat seit 2002 das Britische Museum in London geleitet, er war dort auch für die viel beachtete Ausstellung „Germany – Memories of a Nation“ verantwortlich. Nicht aus der Perspektive des Jahres 1940, sondern aus der des überraschend vereinigten Landes wurde dessen Geschichte betrachtet. Zur Ausstellung brachte die BBC eine Folge von Radiosendungen zum Thema. Die Entstehungsgeschichte erklärt zwei Eigenarten, die den Leser historischer Bücher verstören mögen. Nicht Frauen und Männer oder Mächte und Ideen sind die Protagonisten dieser Gesamtdarstellung, sondern Artefakte: Kunstwerke, Münzen, Bauten, Bierkrüge, Karten, Geldscheine, Überbleibsel. Wie schon in seinem Bestseller „Geschichte der Welt in 100 Objekten“ erzählt Neil MacGregor als und wie ein Kurator. Er versteht es, die entschwundene Welt der Hanse vor dem Porträt zu vergegenwärtigen, das Hans Holbein des Jüngere 1532 vom Danziger Kaufmann Georg Gisze anfertigte; er skizziert Deutschland am Ende des Ersten Weltkriegs, indem er lokales Notgeld betrachtet. Und wann immer er sich Künstlern widmet, dem Bildhauer Tilmann Riemenschneider, Käthe Kollwitz oder Ernst Barlach und seinem Güstrower schwebenden Engel, reißt seine Begeisterung den Leser mit – der will hinaus in die Welt, ins Museum.
Das Buch ist üppig und sorgfältig bebildert, man wird lange in ihm blättern, bevor man es endlich durchliest. Dabei stößt man dann regelmäßig auf lange Zitate, mündliche Äußerungen, mal von Hilary Mantel, mal von Monika Grütters, von vielen Historikern und Fachleuten mehr. Was in einer Radiosendung belebend wirkt, stört bei der Lektüre.
Die historische Revue beginnt mit dem Siegestor in München, einem Denkmal, anders als Denkmäler in anderen Ländern sind. Die „eher quälende Erinnerung an Niederlage und Schuld“ stehe der „ursprünglich feierlichen Absicht“ entgegen. Wo Deutschland liegt, wie es imaginiert wurde, wie mit Geschichte umgeht, so lauten die Fragen, mit denen der Leser ins Dickicht des Vergangenen gelockt wird. In vielem wirkt dieses Buch wie eine populäre Version der „Deutschen Erinnerungsorte“ von Étienne François und Hagen Schulze. Doch die leichte, virtuose Erzählung ruht auf einigen Grundwahrnehmungen, über die sich lange streiten ließe.
Die deutsche Geschichte sei irreparabel beschädigt – den Teil „Der Abstieg“ beginnt Mac Gregor sehr richtig mit Bismarck, um beim Tod von Buchenwald zu enden. Daher müsse sie immer neu betrachtet und zusammengesetzt werden. Das haben viele Historiker versucht, wobei es jedoch keinem „wirklich gelungen sei“, „die großen intellektuellen und kulturellen Leistungen des 18. und 19. Jahrhunderts überzeugend mit dem moralischen Absturz der NS-Zeit zusammenzufügen; es gibt kein nachvollziehbares Muster“. Immerhin lassen sich vier Traumata benennen: der Dreißigjährige Krieg, die napoleonische Besetzung, das „Dritte Reich“ und die deutsche Teilung. Diese Erfahrungen seien ein Grund dafür, dass Geschichte in Deutschland sich nicht nur dem Vergangenen widmet, „sondern, anders als in anderen Ländern Europas, nach vorne blickt“.
Indem er die oft gestellte Frage nach dem „Sonderweg“, nach der Heraufkunft des Nationalsozialismus, nach der einen und einzigen Logik unserer Nationalgeschichte einklammert, gewinnt Neil MacGregor die Möglichkeit, den Reichtum, die verblüffende Fülle, die Vielfalt des Begeisternden und des Schrecklichen darzustellen. Königsberg, Prag und Straßburg kommen ebenso zu ihrem Recht wie Johannes Gutenberg, der Nürnberger Schlossermeister Peter Henlein, wie die von den Nazis aus Deutschland vertriebene Keramikerin Grete Loebenstein, spätere Marks oder ein Leiterwagen der Flüchtlinge aus Hinterpommern. Wie beiläufig gelingen dabei immer wieder treffende Formulierungen: „Berlin ist eine Stadt, die in Architekturen träumt.“ De Gaulle soll sich beklagt haben über die Schwierigkeiten, ein Land zu regieren, dass 246 Käsesorten kennt. „Er hätte glücklich sein sollen darüber, dass er es nicht mit einem zu tun hatte, in dem es viel, sehr viel mehr Wurstsorten gibt“, heißt es unter der erhellenden Kapitelüberschrift „Ein Volk, viele Würste“. Und wohl auch sehr viele Biersorten.
Wie die akademische Geschichtsschreibung zeichnet auch MacGregor ein überwiegend positives Bild des Heiligen Römischen Reiches, das borussische Historiker lange und folgenreich verspottet haben. Dem auf nationale Einheit und Fortschritt versessenen 19. Jahrhundert mochte es schwach, zersplittert und ineffizient erschienen. Heute schätzt man die Vielfalt, die Kunst des Aushandelns und der Kompromisse, die Schulung in Toleranz und geregelten Verfahren.
Es gibt zur Zeit keine besser kulturhistorische Einführung in die deutsche Geschichte. An einigen Stellen aber wirken die vielen Geschichten nicht auserzählt, zu stark verkürzt, etwa im Fall der Währungsunion oder auch in den Passagen über den Palast der Republik. Besonders schade ist die Verknappung im Lebenslauf des Kommunisten, Architekten und Designers Franz Ehrlich. Der Bauhausschüler war 1934 wegen Hochverrats verurteilt worden, 1937 kam er ins Konzentrationslager Buchenwald. Dort schuf er sein bekanntestes Werk, den Schriftzug im Lagertor: „Jedem das Seine“. Er wählte dafür Buchstaben in charakteristischer Bauhausschrift. 1939 wurde Ehrlich entlassen, arbeitete unter den Nazis. MacGregor teilt noch mit, dass Franz Ehrlich in der DDR tätig war und dort Informant des MfS wurde. Die Geschichte war noch verwickelter. Als Bauhäusler hatte es Ehrlich in der DDR nicht einfach, immerhin gelangen ihm mit dem Ost-Berliner Funkhaus in der Nalepastraße und Möbeln für die Deutschen Werkstätten Hellerau Entwürfe, die Bestand haben. Seine Stasi-Kontakte nutzte er, um Konkurrenten anzuschwärzen, aber er erzählte seinen Mitarbeitern davon, machte sich lustig über den Arbeiter- und Bauernstaat, über die Plattenbauten. Ende der Siebziger begann die Stasi, der er bis 1975 berichtet hatte, auch ihn zu überwachen. Ein paar Details mehr aus diesem deutschen Lebenslauf des 20. Jahrhunderts hätten dem Buch gut getan. MacGregor meint, wer kein Deutscher sei, könne nur froh sein, „dass er nicht unter solchen Umständen leben musste und nicht vor solchen Entscheidungen stand“.
Demnächst wird Neil MacGregor als Gründungsintendant des Humboldt-Forums im Schlossneubau vor der eigentlich unlösbaren Aufgabe stehen, das Selbstbild der Berliner Republik zu inszenieren. In seinem Buch über die Erinnerungen der deutschen Nation kommen Alexander und Wilhelm von Humboldt nicht vor.
Neil MacGregor: Deutschland. Erinnerungen einer Nation. Aus dem Englischen von Klaus Binder. Verlag C.H. Beck, München 2015. 640 Seiten, 39,95 Euro.
Statt um Mächte und Ideen
geht es hier um Artefakte, Kunst
und allerhand Überbleibsel
Alexander und Wilhelm
von Humboldt kommen in
diesem Buch nicht vor
„Die Meister des Metalls sind deutsch“, schreibt
Neil MacGregor, der Erfolg von VW (oben ein Wagen
aus dem Jahr 1953) steht in einer langen Tradition.
Unten: Tischbeins „Goethe in der Campagna“,
2014 in der Deutschland-Ausstellung des
Britischen Museums. Fotos: AFP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der britische Kunsthistoriker Neil MacGregor, Gründungsintendant des Humboldt-Forums, hat einen lehrreichen Bilderbogen
zur deutschen Geschichte arrangiert. „Erinnerungen einer Nation“ heißt sein Buch
VON JENS BISKY
Deutschheit, beschied bündig der romantische Dichter Novalis, sei „Kosmopolitismus mit der kräftigsten Individualität gemischt“. Er folgerte dies aus der Neigung und der Fähigkeit seiner Landsleute, sich vieles übersetzend anzueignen und in der Übersetzung über sich hinauszuwachsen. Es passt zu dieser Definition, dass die Deutschen der Gegenwart sich ihre Geschichte gern aus einer fremden Perspektive erzählen lassen, über Preußen am liebsten die Bücher von Christopher Clark lesen und jede Berlin-Bemerkung in der New York Times wie einen Orakelspruch des Weltgeistes empfangen. Deutschsein heißt längst auch, sich in den Augen der anderen spiegeln.
Das neue Buch des britischen Kunsthistorikers und Germanisten Neil MacGregor „Deutschland – Erinnerungen einer Nation“ ist daher hoch willkommen. Es trifft in eine Situation, in der das Land, es mag wollen oder nicht, sich wieder einmal neu erfindet, so wie es nach 1989 ein neues Selbstbild entwerfen musste.
Neil Mac Gregor hat seit 2002 das Britische Museum in London geleitet, er war dort auch für die viel beachtete Ausstellung „Germany – Memories of a Nation“ verantwortlich. Nicht aus der Perspektive des Jahres 1940, sondern aus der des überraschend vereinigten Landes wurde dessen Geschichte betrachtet. Zur Ausstellung brachte die BBC eine Folge von Radiosendungen zum Thema. Die Entstehungsgeschichte erklärt zwei Eigenarten, die den Leser historischer Bücher verstören mögen. Nicht Frauen und Männer oder Mächte und Ideen sind die Protagonisten dieser Gesamtdarstellung, sondern Artefakte: Kunstwerke, Münzen, Bauten, Bierkrüge, Karten, Geldscheine, Überbleibsel. Wie schon in seinem Bestseller „Geschichte der Welt in 100 Objekten“ erzählt Neil MacGregor als und wie ein Kurator. Er versteht es, die entschwundene Welt der Hanse vor dem Porträt zu vergegenwärtigen, das Hans Holbein des Jüngere 1532 vom Danziger Kaufmann Georg Gisze anfertigte; er skizziert Deutschland am Ende des Ersten Weltkriegs, indem er lokales Notgeld betrachtet. Und wann immer er sich Künstlern widmet, dem Bildhauer Tilmann Riemenschneider, Käthe Kollwitz oder Ernst Barlach und seinem Güstrower schwebenden Engel, reißt seine Begeisterung den Leser mit – der will hinaus in die Welt, ins Museum.
Das Buch ist üppig und sorgfältig bebildert, man wird lange in ihm blättern, bevor man es endlich durchliest. Dabei stößt man dann regelmäßig auf lange Zitate, mündliche Äußerungen, mal von Hilary Mantel, mal von Monika Grütters, von vielen Historikern und Fachleuten mehr. Was in einer Radiosendung belebend wirkt, stört bei der Lektüre.
Die historische Revue beginnt mit dem Siegestor in München, einem Denkmal, anders als Denkmäler in anderen Ländern sind. Die „eher quälende Erinnerung an Niederlage und Schuld“ stehe der „ursprünglich feierlichen Absicht“ entgegen. Wo Deutschland liegt, wie es imaginiert wurde, wie mit Geschichte umgeht, so lauten die Fragen, mit denen der Leser ins Dickicht des Vergangenen gelockt wird. In vielem wirkt dieses Buch wie eine populäre Version der „Deutschen Erinnerungsorte“ von Étienne François und Hagen Schulze. Doch die leichte, virtuose Erzählung ruht auf einigen Grundwahrnehmungen, über die sich lange streiten ließe.
Die deutsche Geschichte sei irreparabel beschädigt – den Teil „Der Abstieg“ beginnt Mac Gregor sehr richtig mit Bismarck, um beim Tod von Buchenwald zu enden. Daher müsse sie immer neu betrachtet und zusammengesetzt werden. Das haben viele Historiker versucht, wobei es jedoch keinem „wirklich gelungen sei“, „die großen intellektuellen und kulturellen Leistungen des 18. und 19. Jahrhunderts überzeugend mit dem moralischen Absturz der NS-Zeit zusammenzufügen; es gibt kein nachvollziehbares Muster“. Immerhin lassen sich vier Traumata benennen: der Dreißigjährige Krieg, die napoleonische Besetzung, das „Dritte Reich“ und die deutsche Teilung. Diese Erfahrungen seien ein Grund dafür, dass Geschichte in Deutschland sich nicht nur dem Vergangenen widmet, „sondern, anders als in anderen Ländern Europas, nach vorne blickt“.
Indem er die oft gestellte Frage nach dem „Sonderweg“, nach der Heraufkunft des Nationalsozialismus, nach der einen und einzigen Logik unserer Nationalgeschichte einklammert, gewinnt Neil MacGregor die Möglichkeit, den Reichtum, die verblüffende Fülle, die Vielfalt des Begeisternden und des Schrecklichen darzustellen. Königsberg, Prag und Straßburg kommen ebenso zu ihrem Recht wie Johannes Gutenberg, der Nürnberger Schlossermeister Peter Henlein, wie die von den Nazis aus Deutschland vertriebene Keramikerin Grete Loebenstein, spätere Marks oder ein Leiterwagen der Flüchtlinge aus Hinterpommern. Wie beiläufig gelingen dabei immer wieder treffende Formulierungen: „Berlin ist eine Stadt, die in Architekturen träumt.“ De Gaulle soll sich beklagt haben über die Schwierigkeiten, ein Land zu regieren, dass 246 Käsesorten kennt. „Er hätte glücklich sein sollen darüber, dass er es nicht mit einem zu tun hatte, in dem es viel, sehr viel mehr Wurstsorten gibt“, heißt es unter der erhellenden Kapitelüberschrift „Ein Volk, viele Würste“. Und wohl auch sehr viele Biersorten.
Wie die akademische Geschichtsschreibung zeichnet auch MacGregor ein überwiegend positives Bild des Heiligen Römischen Reiches, das borussische Historiker lange und folgenreich verspottet haben. Dem auf nationale Einheit und Fortschritt versessenen 19. Jahrhundert mochte es schwach, zersplittert und ineffizient erschienen. Heute schätzt man die Vielfalt, die Kunst des Aushandelns und der Kompromisse, die Schulung in Toleranz und geregelten Verfahren.
Es gibt zur Zeit keine besser kulturhistorische Einführung in die deutsche Geschichte. An einigen Stellen aber wirken die vielen Geschichten nicht auserzählt, zu stark verkürzt, etwa im Fall der Währungsunion oder auch in den Passagen über den Palast der Republik. Besonders schade ist die Verknappung im Lebenslauf des Kommunisten, Architekten und Designers Franz Ehrlich. Der Bauhausschüler war 1934 wegen Hochverrats verurteilt worden, 1937 kam er ins Konzentrationslager Buchenwald. Dort schuf er sein bekanntestes Werk, den Schriftzug im Lagertor: „Jedem das Seine“. Er wählte dafür Buchstaben in charakteristischer Bauhausschrift. 1939 wurde Ehrlich entlassen, arbeitete unter den Nazis. MacGregor teilt noch mit, dass Franz Ehrlich in der DDR tätig war und dort Informant des MfS wurde. Die Geschichte war noch verwickelter. Als Bauhäusler hatte es Ehrlich in der DDR nicht einfach, immerhin gelangen ihm mit dem Ost-Berliner Funkhaus in der Nalepastraße und Möbeln für die Deutschen Werkstätten Hellerau Entwürfe, die Bestand haben. Seine Stasi-Kontakte nutzte er, um Konkurrenten anzuschwärzen, aber er erzählte seinen Mitarbeitern davon, machte sich lustig über den Arbeiter- und Bauernstaat, über die Plattenbauten. Ende der Siebziger begann die Stasi, der er bis 1975 berichtet hatte, auch ihn zu überwachen. Ein paar Details mehr aus diesem deutschen Lebenslauf des 20. Jahrhunderts hätten dem Buch gut getan. MacGregor meint, wer kein Deutscher sei, könne nur froh sein, „dass er nicht unter solchen Umständen leben musste und nicht vor solchen Entscheidungen stand“.
Demnächst wird Neil MacGregor als Gründungsintendant des Humboldt-Forums im Schlossneubau vor der eigentlich unlösbaren Aufgabe stehen, das Selbstbild der Berliner Republik zu inszenieren. In seinem Buch über die Erinnerungen der deutschen Nation kommen Alexander und Wilhelm von Humboldt nicht vor.
Neil MacGregor: Deutschland. Erinnerungen einer Nation. Aus dem Englischen von Klaus Binder. Verlag C.H. Beck, München 2015. 640 Seiten, 39,95 Euro.
Statt um Mächte und Ideen
geht es hier um Artefakte, Kunst
und allerhand Überbleibsel
Alexander und Wilhelm
von Humboldt kommen in
diesem Buch nicht vor
„Die Meister des Metalls sind deutsch“, schreibt
Neil MacGregor, der Erfolg von VW (oben ein Wagen
aus dem Jahr 1953) steht in einer langen Tradition.
Unten: Tischbeins „Goethe in der Campagna“,
2014 in der Deutschland-Ausstellung des
Britischen Museums. Fotos: AFP
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"Eine bildparallele Deutschstunde(...) lehrreich, kompakt und mitunter recht eigenwillig."
Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2015
"Erfrischend anders als so viele langweilige Geschichtsbücher über dieses seltsame Land."
Klaus Hillenbrand, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"So geht heute Geschichtsschreibung. Ausschnitthaft an Objekten erzählt, unterhaltsam, pointiert, komplex und anschaulich zugleich."
Andreas Fanizadeh, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"Klug gefeilte Deutung deutscher Geschichte."
Mara Delius Literarische Welt, 5. Dezember 2015
"Sprachlich und bildlich ist MacGregors Buch ein Hochgenuss."
Alexander Weinlein, Das Parlament, 5. Oktober 2015
"Ein Panorama deutscher Wirklichkeiten, wie man es schon lange nicht mehr zu lesen bekam... So schön kann Geschichte sein."
Michael Hesse, Kölner Stadt-Anzeiger, 2. Oktober 2015
"Stimmt vergnüglich und macht schlau."
Stern, 1. Oktober 2015
"Meisterhaft: Neil MacGregor zeigt die blinden Flecken im Selbstverständnis der alten Bundesrepublik."
Thomas Weber, Cicero, Oktober 2015
"Ebenso klug wie unangestrengt."
Mark Siemons, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20. September 2015
"Ein Text- und Bilderbuch deutscher Geschichte, das [...] neugierig macht."
Jürgen König, Deutschlandradio Kultur, 18. September 2015
"Eine faszinierende Kulturgeschichte und eine ungewöhnliche Hommage an Deutschland."
Wera Reusch, WDR5, 15. September 2015
"Ein kluges, unwahrscheinlich kenntnisreiches Buch, es macht Spaß."
Hannah Lühmann, Literarische Welt, 5. September 2015
Hubert Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Dezember 2015
"Erfrischend anders als so viele langweilige Geschichtsbücher über dieses seltsame Land."
Klaus Hillenbrand, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"So geht heute Geschichtsschreibung. Ausschnitthaft an Objekten erzählt, unterhaltsam, pointiert, komplex und anschaulich zugleich."
Andreas Fanizadeh, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"Klug gefeilte Deutung deutscher Geschichte."
Mara Delius Literarische Welt, 5. Dezember 2015
"Sprachlich und bildlich ist MacGregors Buch ein Hochgenuss."
Alexander Weinlein, Das Parlament, 5. Oktober 2015
"Ein Panorama deutscher Wirklichkeiten, wie man es schon lange nicht mehr zu lesen bekam... So schön kann Geschichte sein."
Michael Hesse, Kölner Stadt-Anzeiger, 2. Oktober 2015
"Stimmt vergnüglich und macht schlau."
Stern, 1. Oktober 2015
"Meisterhaft: Neil MacGregor zeigt die blinden Flecken im Selbstverständnis der alten Bundesrepublik."
Thomas Weber, Cicero, Oktober 2015
"Ebenso klug wie unangestrengt."
Mark Siemons, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20. September 2015
"Ein Text- und Bilderbuch deutscher Geschichte, das [...] neugierig macht."
Jürgen König, Deutschlandradio Kultur, 18. September 2015
"Eine faszinierende Kulturgeschichte und eine ungewöhnliche Hommage an Deutschland."
Wera Reusch, WDR5, 15. September 2015
"Ein kluges, unwahrscheinlich kenntnisreiches Buch, es macht Spaß."
Hannah Lühmann, Literarische Welt, 5. September 2015