Welche Verantwortung ist größer: die zum Partner oder die zum Kind?
Wieviel Verantwortung kann man auf eine verkorkste Kindheit schieben?
Dies sind die beiden Grundfragen, die sich mir immer wieder auftun beim Lesen von "Dezemberfieber".
Bastian ist das einzige Kind von Anke und Gert.
Anke
erkrankt an Depression und widersetzt sich allen Hilfsangeboten.
Gert verkriecht sich in seiner…mehrWelche Verantwortung ist größer: die zum Partner oder die zum Kind?
Wieviel Verantwortung kann man auf eine verkorkste Kindheit schieben?
Dies sind die beiden Grundfragen, die sich mir immer wieder auftun beim Lesen von "Dezemberfieber".
Bastian ist das einzige Kind von Anke und Gert.
Anke erkrankt an Depression und widersetzt sich allen Hilfsangeboten.
Gert verkriecht sich in seiner Hilflosigkeit hinter seiner Arbeit.
Bastian steht allein da mit seinen Fragen und Ängsten.
Die Studienzeit bedeutet für ihn eine Befreiung von der häuslichen Hölle, aber allein kommt er auch nicht mit dem Leben zurecht.
Als sein Vater stirbt, begibt er sich mit seiner Freundin Nina auf eine Thailandreise, die den Wendepunkt in seinem Leben markiert.
Dezemberfieber ist ein Buch, das einen nicht loslässt.
Die Beziehung zwischen den Eltern wird immer in Form eines Brieftagebuchs erhellt, das jeweils am Ende eines Kapitels steht. Nachdem eine vernünftige Kommunikation mit Anke nicht mehr möglich ist, versucht Gert wenigstens auf schriftlichem Wege das Band zwischen ihnen aufrecht zu erhalten.
Bastian findet das Heft bei der Haushaltsauflösung nach dem Tod seiner Eltern. Er nimmt es mit auf seine Reise. Es findet sich immer fast mahnend in seinem Gepäck wieder, aber er kann sich nicht überwinden die Zeilen zu lesen und sich seiner Vergangenheit zu stellen. Statt dessen gerät er immer tiefer in den Strudel des Nachtlebens, des Feierns und des Alkohols. Seine Beziehung zu Nina steht auf der Kippe.
Dem Autor gelingt es, die Zerrissenheit der Familie eindringlich zu schildern, ebenso wie Bastians Welt immer schneller in tausend Scherben zerbricht. Der Leser nimmt tiefen Anteil am Seelenleben von Anke und Gert, aber hauptsächlich natürlich von Bastian.
Das Buch ist trotz der schweren Materie sehr gut lesbar und sogar spannend. Ich kann es nur jedem empfehlen.