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H. hat Lockes Empirismus und Berkeleys Idealismus zu einem Positivismus weitergebildet, der insofern »Skeptizismus« ist, als er die Möglichkeit metaphysischer Erkenntnis bestreitet und auch innerhalb der Wissenschaft (mit Ausnahme der Mathematik) keine apriorische, von vornherein absolut gewisse Erkenntnis anerkennt. H. analysiert die Erkenntnis, besonders die fundamentalen Begriffe der Kausalität und der Substanz, und kommt hierbei zu dem Ergebnis, daß nichts als real anzunehmen ist, was nicht auf äußere oder innere Erfahrung - auf »Eindrücke« beider - sich gründet und daß sichere Erkenntnis…mehr

Produktbeschreibung
H. hat Lockes Empirismus und Berkeleys Idealismus zu einem Positivismus weitergebildet, der insofern »Skeptizismus« ist, als er die Möglichkeit metaphysischer Erkenntnis bestreitet und auch innerhalb der Wissenschaft (mit Ausnahme der Mathematik) keine apriorische, von vornherein absolut gewisse Erkenntnis anerkennt. H. analysiert die Erkenntnis, besonders die fundamentalen Begriffe der Kausalität und der Substanz, und kommt hierbei zu dem Ergebnis, daß nichts als real anzunehmen ist, was nicht auf äußere oder innere Erfahrung - auf »Eindrücke« beider - sich gründet und daß sichere Erkenntnis nicht weiter reicht als Erfahrung, also nicht ins Transzendente, mag dessen Existenz auch feststehen. Im ganzen steht H. auf dem Boden des Phänomenalismus und Psychologismus. H. vertritt, wie er sagt, einen »milderen«, »akademischen« Skeptizismus, der alles die Erfahrung Übersteigende als müßig und unwißbar zurückweist und auf die Erfahrung und die praktische Beherrschung der Natur verweist.Die letzten Ursachen der Dinge sind unerkennbar. ... Von Bedeutung ist auch die Religionsphilosophie Humes. Er leitet die Religion aus der Sorge um das Leben, aus Hoffnung, Furcht und Schrecken und dem Anthropomorphismus ab, welche zuerst zum Poly-, dann zum Monotheismus führt. Der Mensch hat einen Hang, an eine unsichtbare intelligente Macht zu glauben. Den Glauben an Wunder kritisiert H. scharf, mit dem Hinweise darauf, daß jedes Wunder eine Verletzung von Naturgesetzen bedeutet, der Erfahrung widerspricht und nicht genügend beglaubigt ist. In religiösen Dingen verbleibt H. (gegenüber dem Deismus) in skeptischer Haltung. Eine Unsterblichkeit der Seele ist zweifelhaft. »Unsere Empfindungslosigkeit vor der Zusammensetzung des Körpers scheint für die natürliche Vernunft einen gleichen Zustand nach der Auflösung zu beweisen.« (Eisler, Philosophen-Lexikon)
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Autorenporträt
Hume, David, geb. 26. April 1711 in Edinburg, studierte daselbst Jurisprudenz, lebte 1734-1737 in Frankreich, schrieb dort den »Treatise«, und kehrte dann nach Schottland zurück, wo er »Essays« veröffentlichte. 1745 war er Gesellschafter des Lord Annandale, ging 1747 als Sekretär des Generals Sinclair nach Wien und Turin, von wo er 1749 nach Schottland zurückkehrte, nachdem er den »Treatise« umgearbeitet und aus einem Teil davon den »Enquiry« verfaßt hatte. 1752-1757 war Hume Bibliothekar in Edinburg, wo er seine »Geschichte Englands« (1763) herausgab. Als Sekretär des Grafen von Hertford kam Hume 1763 nach Paris und verkehrte dort mit Rousseau und den Enzyklopädisten; mit Rousseau, der ihn nach England begleitete, befreundete er sich, entzweite sich aber bald mit ihm, infolge der Empfindlichkeit des Genfer Philosophen. 1767 wurde Hume Unterstaatssekretär, aber schon nach zwei Jahren zog er sich ins Privatleben zurück (1769) und starb am 25. August 1776 in Edinburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.02.2017

Beratungen über den Weltenbau
David Humes "Dialoge über natürliche Religion" in einer exzellenten neuen Ausgabe

Wenn es um die Königsdisziplin der traditionellen Philosophie, die Metaphysik, ging, konnte David Hume die Contenance verlieren. Dann konnte er rhetorische Register ziehen, die man von dem sonst nüchtern abwägenden schottischen Philosophen eigentlich nicht erwartete. Seine "Untersuchung über den menschlichen Verstand" " etwa schließt mit einem buchstäblich flammenden Aufruf, das fatale Erbe der Tradition ein für alle Mal zu entsorgen: "Wenn wir, von diesen [in der ,Enquiry' dargelegten] Prinzipien überzeugt, unsere Bibliotheken durchgehen, welche Verwüstung müssten wir dann anrichten! Nehmen wir irgendein Buch zur Hand, zum Beispiel über Theologie oder Schulmetaphysik, so lasst uns fragen: Enthält es eine abstrakte Erörterung über Größe und Zahl? Nein. Enthält es eine auf Erfahrung beruhende Erörterung über Tatsachen und Existenz? Nein. So übergebe man es den Flammen, denn es kann nichts als Sophisterei und Blendwerk enthalten."

Ganz anders als dieser Aufruf, der von späteren Metaphysikkritikern wie Rudolf Carnap und Alfred Ayer zitiert wurde, lesen sich Humes 1779 postum erschienenen "Dialoge über die natürliche Religion". Sie tragen zwar den Namen der erhabensten und für einen Empiristen dubiosesten Abteilung der Metaphysik im Titel: "natürliche Religion" beziehungsweise "natürliche Theologie" nannte man damals das von Offenbarung unabhängige Wissen von Gott und seinen Eigenschaften, ein Wissen, das, wenn es professionell gewonnen und systematisch vorgetragen wurde, sozusagen den Schlussstein der Metaphysik bildete. Und doch wird hier kein kurzer Prozess mit der metaphysischen Gotteslehre gemacht. Im Gegenteil: Mit Geduld werden Thesen und Argumente - zu einem Strauß von Themen, von den klassischen Gottesbeweisen bis zum Theodizeeproblem - rekonstruiert, analysiert und zerpflückt.

Dazu bedient Hume sich gekonnt der Dialogform. Drei Kombattanten lässt er gegeneinander antreten, die man grob als einen orthodoxen Traditionalisten, einen Skeptiker und einen rationalistischen Theisten charakterisieren kann. Welcher der drei Gesprächsteilnehmer als sein Sprachrohr gelten kann und ob überhaupt einem von ihnen diese Rolle zufällt, ist dabei alles andere als klar und bis heute in der Hume-Forschung umstritten. Genau das macht zu einem nicht geringen Teil den intellektuellen Reiz der "Dialoge" aus.

Eines ist immerhin klar: Für den Theismus - die Annahme eines allmächtigen und allgütigen Welturhebers - geht die Sache fatal aus. Er ist für Hume nicht in Betracht zu ziehen, weil eine offensichtlich von Übeln durchsetzte Welt es nicht zulasse, ein Wesen mit moralischen Eigenschaften zum Urheber zu haben; und selbst mit der Intelligenz des Welturhebers sei es so weit nicht her, wie der Blick auf die Dysfunktionalitäten und Mängel der Welteinrichtung zeige. Für den Atheismus sieht es allerdings keineswegs besser aus. Er schied für Hume aus, weil er in seinen Augen nicht zu erklären vermochte, warum es die komplexen Strukturen gibt, die wir in der Welt beobachten. Dem Atheismus wäre also bei Hume allenfalls ein Schrumpf-Theismus entgegenzusetzen, der dem Schöpfergott eine begrenzte Intelligenz, aber keinerlei Güte zuschreibt. Die Formel, auf die sich die drei Gesprächsteilnehmer einigen, lautet, dass "die Ursache der Ordnung im Universum wahrscheinlich irgendeine entfernte Ähnlichkeit mit menschlicher Intelligenz" besitzt.

Die "Dialoge" lesen sich über weite Passagen wie ein Beitrag zu einer aktuellen Debatte: Man denkt an rezente Einsprüche gegen den in der heutigen Philosophie vorherrschenden Naturalismus und seine Absage an einen transzendenten Schöpfer und Lenker des Universums. Dabei wird auf Erklärungslücken des Naturalismus verwiesen und darauf insistiert, dass der Theismus die bessere Erklärung biete. Mit solchen Überlegungen wäre für Hume, also selbst vor dem Hintergrund des Stands der Wissenschaft im achtzehnten Jahrhundert, nicht viel gewonnen gewesen. Allenfalls sei, wie er maliziös schrieb, die Annahme in Erwägung zu ziehen, dass unsere Welt "der erste, rohe Versuch einer noch in den Kinderschuhen steckenden Gottheit, die ihn später aus Scham über ihr armseliges Machwerk aufgab", oder aber "das kindische Alterswerk einer senilen Gottheit" sei.

Humes "Dialogue" bedürfen als Klassiker zwar kaum einer Empfehlung, aber sie liegen nun in einer vorzüglichen neuen Ausgabe auf Deutsch vor, versehen vor allem auch mit einem umfangreichen Kommentar, der die zahlreichen philosophiehistorischen Bezüge, die auf den ersten Blick zumeist nicht erkennbar sind, sichtbar macht. Auch gelingt es der Übersetzung, Eleganz und den Esprit des großen Stilisten, der Hume war, zu bewahren. Man liest diese Ausgabe, deren gelehrter Apparat ein Meilenstein der Hume-Forschung ist, nicht nur mit Gewinn, sondern mit Lust.

WINFRIED SCHRÖDER.

David Hume: "Dialoge über natürliche Religion". Aus dem Englischen, mit einer Einleitung und Anmerkungen von Lothar Kreimendahl. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2016. 264 S., br., 22,90 [Euro].

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