Der Roman La maravillosa vida breve de Óscar Wao (2007) von Junot Díaz zeigt den großen Einfluss, den der koloniale Diskurs im modernen Zeitalter des 20. und 21. Jahrhunderts auf die kulturelle Identität der Dominikanischen Republik hat. Dabei spiegelt der Roman die postkoloniale Kritik berühmter Theoretiker wie Fanon, Said, Bhabha, Hall oder Gilroy wider. Der theoretische Ausgangspunkt des Postkolonialismus, dass die kulturelle Identität ein diskursives Konstrukt ist, wird am Beispiel von Ernest Gellners und Benedict Andersons dekonstruktivistischen Theorieansätzen über die Idee der Nation gezeigt. Neben der Diaspora werden hybride Identitäten thematisiert, für die der Kulturraum der hispanischen Karibik ein besonderes Gebiet darstellt, da sie seit den Anfängen der Kolonialzeit als Migrationsraum fungiert. Die kulturelle Vielfältigkeit der Identität kann demzufolge nicht auf einen homogenen Ursprung reduziert werden. Im Rahmen der Literaturanalyse wird gezeigt, wie es der neuen Generation der ehemals Kolonialisierten gelingt, sich von ihrem kolonialen Erbe zu lösen.